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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser verdammten Gefahr zu entkommen. Dabei nahm ich auch keine Rücksicht auf den Unbekannten vor mir, wuchtete zusammen mit der nach innen gedrückten Gardine auf ihn zu und spürte die Härte seines Körpers, wobei die Glieder des Kettenhemdes leise klirrten. Ich befand mich noch im Sprung, als der Balkon hinter mir knirschend und ächzend wegbrach. Das Gitter riss mit. Den Aufschlag hörte ich nicht.
    Ein Problem hatte ich hinter mir lassen können, das zweite Problem gab es nach wie vor. Es war die Gestalt mit der Eisenmaske!
    Sie wollte mir nicht aus dem Weg gehen. Zwar hatte ich es geschafft, sie nach hinten zu drücken, aber jetzt stand sie in dem Gang und starrte mich an.
    In dieser alten Burg gab es kein elektrisches Licht, wie man mir versichert hatte. Schalter waren mir ebenso wenig ins Auge gefallen wie Lampen, also musste man sich auf das flackernde Licht von Kerzen verlassen.
    Außer einer Person hatte ich bisher niemanden in dem Schloss gesehen. Und die Senora hatte mir auch nicht von anderen Bewohnern berichtet, obwohl ich danach gefragt hatte.
    Woher kam dieser Maskenmann? Und was wollte er von mir? Ich sprach ihn an. Einige Brocken Spanisch konnte ich, so konnte ich mich verständlich machen. »Wer bist du?« fragte ich ihn. Unter der Eisenmaske blieb es still. Er hielt es nicht für nötig, mir eine Antwort zu geben, dafür tat er etwas anderes. Seinen rechten Arm bewegte er so weit zurück, dass er schräg an seine linke Seite fassen konnte und auch in die Nähe des Rückens gelangte. Dort zog er eine Waffe.
    Schon am schleifenden Geräusch des Ziehens erkannte ich, dass es sich dabei um eine Stichwaffe handeln musste. In der Tat hatte er ein Schwert hervorgeholt, dessen Klinge mir so schwarz vorkam wie die Tiefe der unter dem Balkon liegenden Schlucht.
    Umsonst hatte der Typ die Waffe nicht gezogen. Er wollte mir ans Leben. Aus der Drehung schlug er zu. Zum Glück waren seine Bewegungen nicht so geschmeidig. Ich konnte sie genau verfolgen und schaffte es auch, der Klinge durch einen Sprung zur Seite zu entgehen. Sie fuhr an mir vorbei, und ich lief ein Stück vor, so dass ich dicht neben einem mit brennenden Kerzen bestückten Leuchter stehen blieb.
    Noch tat ich nichts, schaute zu, wie sich der Mann mit der Eisenmaske drehte und mich aus den Schlitzen fixierte.
    »He, was ist los?«
    Ich bekam keine Antwort. Er ging nur vor, verkürzte die Distanz zwischen sich und mir, wobei er den rechten Arm hob und gleichzeitig anwinkelte. Wenn er aus dieser Haltung heraus meinen Kopf traf, war ich weg vom Fenster.
    Er versuchte es. Ich ließ mich rasch in die Knie fallen. Mit seinem wuchtigen Hieb hatte mein Gegenüber einige Kerzen durchtrennt. Die Stücke flogen mir um die Ohren, Wachs tropfte mir in den Nacken und auf die Schultern. Ich flüchtete vor dem Maskenmann tiefer in den Gang hinein.
    Ein Spiel war das Ganze nicht, eher eine Falle. Man hatte mich in das Schloss gelockt, um mich auszuschalten.
    Ich schaute zurück. Einen zweiten Gegner, der mir an der anderen Seite den Weg hätte absperren können, entdeckte ich nicht. So hatte ich wenigstens den Rücken frei und überlegte, wohin ich mich wenden sollte.
    Bis auf eine Tür war dieser Gang kahl. Er bestand aus kompakten, grauen Steinwänden, und als Fußboden diente eine glatte Schicht aus dunkelbraunen Steinen, die fast fugenlos aneinandergesetzt waren. Der Eisenmann kam. Er bewegte sich langsam, sicher und hielt das Schwert stoßbereit.
    Ich dachte darüber nach, die Beretta zu ziehen und ihm eine Kugel unter das Kettenhemd zu setzen, ließ den Gedanken aber wieder fallen, denn mit einem Mord wollte ich mich nicht gerade bei der Senora einführen, wenn es noch andere Möglichkeiten gab, dieser Gefahr zu entrinnen. Die Tür befand sich nicht mehr weit entfernt. Vier Schritte lief ich noch, bevor ich meine rechte Hand auf die gusseiserne Klinke legte und sie nach unten drückte. Willig folgte sie dem Druck, und ebenso willig ließ sich die Tür auch aufziehen.
    Ich schlüpfte in den dahinterliegenden Raum, bevor der Eisenmann mich noch erreichen konnte und sah mich eingehüllt von einer kompakten Finsternis.
    Es war furchtbar! Nicht die Hand sah ich vor Augen. So dunkel war es. Wie in einem schwarzen Loch gefangen, kam ich mir vor, bis ich mich drehte und zum Glück einen rechteckigen Umriss erkannte, wobei es sich bei ihm nur mehr um ein Fenster handeln konnte. Es war auch nicht so stockfinster, wie ich angenommen hatte. Allmählich erkannte

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