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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Grimasse. »Zart? Ich glaube, die Zeiten sind schon lange vorbei. Aber danke, dass du dich gesorgt hast. Bist du zur Messe gegangen und hast für unsere sichere Rückkehr
gebetet? Hast gar eine Kerze für uns gestiftet?«, fügte sie neckend hinzu.
    Gret grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, so weit bin ich nicht gegangen. Obwohl sich hier auf dem Marienberg einiges geändert hat, seit Pfleger Johann das Zepter schwingt. Die Kapläne lesen regelmäßig die Messe, und es geht sogar manch einer hin, um zuzuhören. Und auch der Pfleger selbst ist ungewöhnlich häufig in der Kirche anzutreffen.«
    »Im Gegensatz zu Bischof von Brunn früher«, ergänzte Jeanne, brach dann aber ab, als Elisabeth das Gesicht verzog.
    »Entschuldige bitte, ich wollte nichts Schlechtes über deinen Vater sagen.«
    »Was wahr ist, darf man auch sagen«, widersprach Gret.
    Elisabeth nickte. »Es entspricht leider der Wahrheit, dass der Bischof viele Jahre seine seelsorgerischen Pflichten arg vernachlässigt und selbst seine eigene Kirche hier auf der Burg nur selten betreten hat«, gab Elisabeth zu, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit von jemandem in Anspruch genommen, der oben auf den Stufen erschien, die zum großen Festsaal und zu den Gemächern der Fürstbischöfe im alten Palas führten.
    Elisabeth merkte selber, wie sich ein Strahlen über ihrem Gesicht ausbreitete. Gret stieß Jeanne in die Rippen, und die beiden tauschten Blicke.
    »Albrecht!« Sie war ihm die ersten Schritte bereits entgegengeeilt, als sie sich der beiden Freundinnen erinnerte, die noch immer neben der Kutsche standen.
    »Ihr verzeiht?«
    Die beiden lächelten. »Aber ja, gnädiges Fräulein«, sagte Gret mit warmer Stimme. »Geh du nur zu deinem Liebsten. Musst du da erst deine Mägde um Erlaubnis fragen?«
    »Nein, das nicht, aber es ist nicht höflich, einfach so davonzulaufen.«
    Gret verbeugte sich. »Dann danken wir für die höfliche Rücksicht. Und nun mach, dass du fortkommst!«
    Doch statt dem Drängen zu folgen, ihm entgegenzulaufen, raffte Elisabeth den Saum ihres langen Reisekleides nur einige Zoll und ging, wie es sich gehörte, gemessenen Schrittes auf ihn zu. Albrecht kam ihr entgegen, und obgleich er heute wieder das lange Gewand der Domherren trug und nicht wenige Leute im Hof unterwegs waren, umarmte er sie kurz, als sie endlich vor ihm stand. Dass er sie gerne auch geküsst hätte, konnte sie in seiner Miene lesen. So weit ließ er sich jedoch nicht treiben.
    »Ich habe sehnsüchtig die Tage gezählt, bis du endlich wieder da bist«, sagte er überschwänglich, obwohl sie kaum mehr als eine Woche auf dem Zabelstein geweilt hatte. »Komm, lass uns ein paar Schritte spazieren gehen, und berichte mir, wie es dir ergangen ist.«
    Elisabeth willigte gerne ein. Es war für sie die einzige Möglichkeit, alleine miteinander zu sprechen, ohne Anstoß zu erregen. Im großen Saal war immer ein Kommen und Gehen. Ungestört würden sie dort nicht sein. Sich ohne Begleitung in ein Gemach zurückzuziehen kam gar nicht infrage. Das hätte zu Recht Anlass zu Gerede gegeben. Nicht, dass man es hier auf der Bischofsburg unter Johann von Brunn mit der Moral besonders genau genommen hätte. Aber gerade die über Jahre hinweg üblichen Ausschweifungen würden den Schluss nahelegen, dass es mit Elisabeths Moral ebenfalls nicht weit her sei. Und das konnten weder Albrecht noch Elisabeth wünschen. Lag nicht schon allein durch ihre uneheliche Geburt ein unauslöschlicher Schatten auf ihr? Ein Schatten, den die Menschen gern zu übersehen bereit waren, solange es sich bei dem Vater um einen hochadeligen und mächtigen Mann handelte!
    Sie schritten zwischen dem Gewirr kleiner, aus Holz errichteter Häuser hindurch, das den Innenhof der Festung weitgehend ausfüllte, vorbei an der Basilika und der hohen Warte, die sich weithin sichtbar aus der Mitte des Hofes erhob. Die
Wächter verbeugten sich höflich, als sie das innere Tor und die vorgelagerte Barbakane zur Vorburg durchschritten. Für einige Augenblicke blieben sie an der Pferdeschwemme stehen, durch die zwei Knechte gerade die prächtigen Rappen trieben, die der Bischof erst vor einigen Wochen erstanden hatte. Nun gehörten sie zum Besitz der Festung und wurden von Albrechts Bruder verwaltet, wie er sagte. Vielleicht würde er sie verkaufen. War nicht jeder Gulden in dieser misslichen Lage, in der sich das Bistum befand, wichtig?
    Elisabeth versuchte, keinen Groll zu empfinden. Diese schönen Pferde standen weder

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