Das Aschenkreuz
wollte.»
Sie starrte ihn verdutzt an. «Ihr wart also schon vorher da?»
«Ja, aber ich musste doch warten, bis Ihr herauskamt. Schließlich war die Tür innen verriegelt», erwiderte Achaz. Dann grinste er. «Außerdem hab ich drauf gehofft, dass die Kirchgänger, die ich unterwegs überholt hatte, mir notfalls zu Hilfe gekommen wären. Ein geschickter Kämpfer bin ich nämlich nicht gerade.»
«Fürwahr», bestätigte Serafina spöttisch. «Euer erster Faustschlag hätte ebenso gut mich treffen können. Ich hab sogar den Luftzug über meiner Stirn gespürt!»
«Niemals.» Achaz tat empört. «Das war genauestens berechnet. Schließlich seid Ihr einen guten Kopf kleiner als der Mönch. Nun ja, jedenfalls habe ich unter Eid bestätigt, was ich gehört habe, und Wetzstein wie auch Pfefferkorn haben mir versichert, alles zu tun, um Nidanks Rolle in diesem Mordkomplott aufzudecken. Eben gerade habe ich allerdings von Pfefferkorn erfahren, dass die Untersuchung gegen Nidank eingestellt wurde. Blasius hat nämlich gleich in seinem ersten Verhör alles widerrufen: Niemand sonst habe mit dem Blutwunder und den Todesfällen zu tun. All das sei einem heiligen Auftrag entwachsen, den der Allmächtige ihm und nur ihm allein gegeben habe.»
«Dann kommt Nidank also ungeschoren davon?» Serafina blieb der Mund offen stehen.
«Die irdische Welt ist nun mal nicht gerecht. Er darf sogar Ratsherr bleiben, nur ist er vorläufig von seinen Ämtern entbunden. Was ich eigentlich sagen will: Ich fürchte, wir haben uns mit unserer Aussage einen mächtigen Feind gemacht. Behaltet den Kerl in Zukunft im Auge, ich bitt Euch drum.»
Serafina winkte ab. «Nidank kann mir gar nichts anhaben. Ich hab keine Angst vor ihm.»
Sie waren in der Salzgasse angelangt, nur noch wenige Schritte von Pfefferkorns Haus entfernt. Achaz hielt sie am Ärmel fest.
«Versprich mir eines, Serafina: Dass du – dass Ihr Euch nie wieder in Dinge einmischt, die Euch gefährlich werden könnten!»
«Macht Euch keine Sorgen, Adalbert Achaz.» Sie musste fast lachen. «Ich denke nicht, dass hier in Freiburg alle naselang ein Mord geschieht.»
Zweifelnd betrachtete er sie aus seinen wachen, hellen Augen. Dann sagte er beschwörend:
«Euer Wort in Gottes Ohr!»
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Glossar
Abdecker
– siehe
Schinder
Ablass
– (Allg.: Nachlass von Sündenstrafen seitens der Kirche) Bis zur Reformation herrschte die Vorstellung, dass gegen eine entsprechende Geldspende die Zeit im Fegefeuer um eine bestimmte Anzahl Tage, Jahre oder sogar Jahrhunderte verkürzt werden konnte
Absolutio post mortem
– Absolution (Lossprechung von den Sünden) nach dem Tod
Abtsgasse
– später Augustinergasse, heute Grünwälderstraße
Adelhausen
– alter Name für einen Teil des heutigen Stadtteils Wiehre rund um den Annaplatz
Armenpfründe
– Lebensabend, Altersversorgung im mittelalterlichen Spital; Eintritt war zwar kostenlos, doch war alles, was man besaß (Kleider, Bett, Geschirr), einzubringen und ein guter Leumund vorzuweisen
Bahrtuch
– Sargdecke, Sargtuch
Bannwart
– (auch: Waldschütz, Flurschütz) dörflicher Amtsträger, der sich um Wald und Flur der Gemeinde kümmerte
Barfüßer
– volkstümlich für Franziskanerorden
Barfüßergasse
– heute: Franziskanerstraße
Beginen
– (in Freiburg auch Regelschwestern genannt) Gemeinschaft/Schwesternsammlung christlicher Frauen, die ein frommes, eheloses Leben in ordensähnlichen Häusern führten und sich u.a. der Krankenpflege und Sterbebegleitung widmeten. Wurden immer wieder als Ketzerinnen verfolgt
Beichtiger
– Beichtvater
Beisitzer
– in Freiburg für: (Hilfs-)Schöffe bei Gericht
Bettelvogt
– Armenpfleger, Aufseher über die einheimischen Armen und Bettler. Im MA oft selbst ehemalige Bettler
Bettseicher
– süddt. für: Bettnässer
Birett
– weiche, rund gewölbte Mütze mit Quaste aus Wolle oder Seide
Blutgericht
– (auch: Hochgericht, Malefizgericht) Gericht, das für Schwerverbrechen zuständig war, die mit Lebens- oder Körperstrafen geahndet wurden
Brotlaube
– siehe
Lauben
Bruderhäuslein
– Hütte eines Einsiedlermönches
Büttel
– gerichtliche Hilfsperson in der mittelalterlichen Strafverfolgung; vollzieht auch die Leibesstrafen
Burghalde
– Freiburger Schlossberg. Die alte Burg war zu dieser Zeit schon aufgegeben und verfallen
Bursar
– Hauptkassierer und Finanzverwalter eines Männerklosters
Caritas
– hier: aktive christliche Nächstenliebe
Chor
–
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