Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
Anstrengungen und all unsere Sorgfalt darauf, entscheiden zu lernen, welche Bestimmung wahr ist und welche falsch. Doch das Buch des Himmels, das uns soviel offenbarte, schwieg dazu. Klar und deutlich vermochten wir dort zu lesen, was geschehen würde, sollten wir der Wahrheit folgen, und was geschehen würde, sollten wir der Lüge folgen, aber das große Buch, das in den Sternen geschrieben steht, verlor nicht ein Wort darüber, welche Bestimmung welche war. Und uns ergriffen große Verwirrung und große Furcht, daß wir falsch wählen möchten. Und wir verließen den Ort, an dem uns solches offenbart worden war, und nahmen die große Aufgabe auf uns, die man uns auferlegt hatte. Gewiß ist es die Aufgabe unseres Volkes, alles zu lernen, was man über die beiden Bestimmungen nur lernen kann, welche die Welt spalten, und zwischen ihnen zu wählen und zu entscheiden, welches der Pfad der Wahrheit ist. Und wir erforschten das Wissen der Geister und das Wissen anderer Menschen und das Wissen von Göttern und Propheten. Und Menschen und Geister und Götter und Propheten taten uns ihr Wissen kund, und sehet, sie wußten nicht mehr als wir. Alle glaubten, die Bestimmung, der sie folgten, sei die wahre Bestimmung, doch keiner konnte uns Gewißheit verschaffen oder Beweise liefern. So kam es, daß die Aufgabe bei uns blieb. Und wir hielten Rat miteinander, erkannten wir doch, daß andere aufgrund ihrer Parteinahme für die eine oder andere Bestimmung das Buch des Himmels nur unvollständig zu lesen vermochten. Wir jedoch, die wir noch immer die Wahrheit suchten, konnten es klar und deutlich lesen. Und die Bürde unserer Aufgabe wurde schwer und schwerer, denn wahrlich, mit unserer Wahl wählen wir für alle Menschen.
Um uns bei der richtigen Wahl zu helfen, wandten wir uns den Seiten des Buches der Sterne zu, welche von den Anfängen sprechen. Und auf der ersten Seite des Großen Buches steht geschrieben, daß am Anfang nur eine Bestimmung und ein Schicksal war für alles, was je geschaffen wurde, und die Bestimmung war eine Absicht und eine Notwendigkeit. Doch in der Zeitlosigkeit, die es gab, bevor es Menschen gab, die über die Bedeutung von Zeit hätten nachsinnen können, entstand eine Zweite Bestimmung, und auch sie war eine Notwendigkeit und eine Absicht. Und die zweite Absicht lag im Streit mit der ersten, und das Zerren der einen gegen die andere riß am Gewebe der Schöpfung. Und aus diesem Ringen entstand Bewußtsein, denn jede Bestimmung wurde sich der anderen bewußt. Und sie wurden Todfeinde, denn jede stand der anderen entgegen, und solange beide existierten, konnte keine sich erfüllen. Und jede Bestimmung legte ihre Hände auf Ereignisse, die sie drehte und wendete, auf daß die andere Bestimmung besiegt würde. Gewaltige Kräfte wurden entfesselt, die unvermeidlich aufeinanderprallen mußten; und die beiden Bestimmungen sprachen zu jenen, die ihre Werkzeuge sein sollten.
Die Stimmen dieser beiden Großen Bestimmungen und die Worte, die sie sprechen, werden Prophezeiung genannt, und eine Prophezeiung muß erfüllt werden. Gäbe es nur eine Stimme und eine Bestimmung, hätte unsere Aufgabe mit der Entdeckung dieser Stimme geendet. Doch es gibt zwei Stimmen und zwei Bestimmungen, und die ganze Schöpfung ist ihr Schlachtfeld. Und die Propheten der Ersten Bestimmung verkündeten, die andere Bestimmung sei ein Irrtum und ein Greuel; wohingegen die Propheten der Zweiten erklärten, die Erste Bestimmung sei die Verkörperung des Bösen gewesen, welche nun durch die Wahrheit ersetzt worden sei.
Und wir erwogen diese Prophezeiungen und Lehren, und es bestand die Möglichkeit, daß ein Irrtum unweigerlich zum Bösen führen würde, doch ebensogut war es möglich, daß das Böse vom Anbeginn aller Zeit an existiert hatte, um abgeschafft zu werden.
Nun trug es sich zu, daß etwa zur selben Zeit, als wir von den beiden Stimmen und den beiden Bestimmungen erfuhren, die Welt gespalten wurde, genau wie der Rest der Schöpfung. Und sehet! Die Spaltung unserer Welt erwuchs aus einer Berührung der beiden Bestimmungen, denn der Gott des Volkes namens Angarak war die Frucht der Zweiten Bestimmung, und der Stein, den er aufhob, war das Werkzeug der Ersten Bestimmung. So gewaltig war die Kraft ihres Zusammenpralls, daß die Erde selbst die Last nicht mehr tragen konnte, und die Länder teilten sich wie Wolken vor Torak und dem Stein, den er aufhob, und das Meer rauschte herbei, und das, was eins gewesen war, zerbrach in
Weitere Kostenlose Bücher