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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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riechen zu können. Und er, der am flackernden Feuer saß, das scheinbar nur Luft verbrannte, lachte, und wieder sang mein Herz. »Dreh dich um, Junge«, sagte er, »und iß dich satt.«
    Ich drehte mich um, und dort, auf einem Tisch, der zuvor nicht da gestanden hatte, lag alles, was ich mir vorgestellt hatte.
    Ein hungriger Junge fragt nicht, woher die Nahrung kommt – er ißt. Und so aß ich. Ich aß, bis mein Magen schmerzte. Über die Geräusche hinweg, die ich machte, konnte ich das Lachen des Alten neben dem Feuer hören, und mein Herz hüpfte fröhlich bei jedem Lachen.
    Und als ich fertig war und beinahe über meinem Teller einnickte, sagte er: »Möchtest du nun schlafen, Junge?«
    »Eine Ecke genügt mir, Meister«, antwortete ich. »Ein Fleckchen am Feuer, wenn es nicht zu viel Mühe macht.«
    Er deutete mit dem Finger. »Schlaf dort, Junge«, lud er mich ein, und plötzlich sah ich ein Bett, das ich zuvor ebensowenig bemerkt hatte wie den Tisch – ein großes Bett mit riesigen Kissen und weichen Daunendecken. Ich lächelte dankbar und schlüpfte unter die Decken, und weil ich jung und müde war, schlief ich fast sofort ein, ohne darüber nachzudenken, wie seltsam das doch alles war. Aber im Schlaf wußte ich, daß er, der mich aus dem Sturm geholt und gespeist hatte, nun während der langen kalten Nacht über mich wachte, und ich schlief noch besser in der Wärme seiner Fürsorge. Und so begann meine Dienstzeit. Mein Meister kommandierte mich nie herum, wie andere Herren es mit ihren Dienern zu tun pflegten; er machte vielmehr Vorschläge oder bat mich. Ich war selbst überrascht, wie gerne ich seinen Anweisungen Folge leistete. Zunächst waren die Aufgaben, die mein Meister mir stellte, einfacher Natur, doch sie wurden mit der Zeit immer schwieriger. Ich wünschte mir allmählich, ich hätte niemals hierher gefunden. Manchmal legte mein Meister seine Arbeit beiseite und sah mir zu und wirkte sehr nachdenklich. Dann pflegte er zu seufzen und sich wieder seiner eigenen Arbeit zuzuwenden, die ich nicht verstand. Die Jahreszeiten kamen und gingen, wie es ihre Art ist, während ich mich scheinbar endlos mit schier unmöglichen Aufgaben abmühte. Dann, vielleicht drei Jahre – oder waren es fünf? –, nachdem ich zum Turm gekommen war und meinen Dienst angetreten hatte, plagte ich mich, einen schweren Fels zu entfernen, der meinem Meister im Wege war. Er rührte sich nicht vom Fleck, so sehr ich auch schob und mich anstrengte, bis mir die Glieder schmerzten. Schließlich konzentrierte ich mich gänzlich auf den Fels und zischte wütend: »Beweg dich!«
    Und er bewegte sich! Nicht widerspenstig, als sträube sich das gewaltige Gewicht gegen meinen Willen, sondern ganz leicht, als würde ein schlichter Fingerdruck genügen, ihn durch das ganze Tal hüpfen zu lassen.
    »Nun, Junge«, sagte mein Meister, und ich war überrascht, ihn plötzlich neben mir zu sehen. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauert, bis du es richtig machst.«
    »Meister«, stammelte ich verwirrt, »was ist geschehen? Wie kommt es, daß der große Fels sich so leicht bewegt hat?« »Er hat deinem Befehl gehorcht, Junge. Du bist ein Mensch, und das ist nur ein Fels.«
    »Kann auch anderes auf diese Art erledigt werden, Meister?«
    »Alles kann so getan werden, Junge. Setz deinen Willen ein und sprich das Wort. Alles wird so geschehen, wie du es möchtest. Ich habe mich sehr gewundert, Junge, daß du es vorgezogen hast, alle Dinge mit deinem Rücken zu erledigen statt mit deinem Willen. Ich habe mich sogar schon gefragt, ob mit dir etwas nicht stimmt.« Ich ging zu dem Fels, legte meine Hand darauf und flüsterte: »Beweg dich!« Und unter der Kraft meines Willens bewegte der Stein sich so leicht wie zuvor.
    »Fühlst du dich wohler, wenn du den Stein berührst, um ihn zu bewegen, Junge?« fragte mein Meister mit einer Spur Neugierde in der Stimme.
    Die Frage gab mir zu denken. Ich betrachtete den Stein.
    »Beweg dich«, sagte ich zögernd. Der Stein rührte sich nicht. »Du mußt befehlen, Junge, nicht bitten.«
    »Beweg dich!« rief ich. Und der Fels bewegte sich und rollte dahin, nur getrieben von meinem Willen und dem Wort.
    »Das ist viel besser, Junge. Vielleicht besteht doch noch Hoffnung für dich. Wie heißt du, Junge?«
    »Garath«, sagte ich, und plötzlich wurde mir bewußt, daß er mich noch nie zuvor nach meinem Namen gefragt hatte.
    »Ein unschicklicher Name. Viel zu kurz und gewöhnlich, für jemanden mit deiner

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