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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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jedoch durch die Existenz des anderen daran gehindert, es zu erreichen. Und dann wandten sie mir ihre im Schatten liegenden Gesichter zu und redeten mit einer Stimme zu mir und sprachen: »Die Wahl liegt bei dir, denn zwei Gäste werden zum Festmahl des Lebens kommen, und du sollst den einen willkommen heißen und den anderen fortschicken, und es wird sein, wie du entschieden hast. Und deine Wahl wird gelten für alles, was war, alles, was ist, und alles, was sein wird.«
    Und das Gewicht der Aufgabe, die sie mir aufgebürdet hatten, lastete schwer auf mir, denn nun endlich verstand ich die Vision und wußte, warum sie mir geschickt worden war. Die Gestalt zu meiner Rechten und die Gestalt zu meiner Linken waren die Bestimmungen, die einander durch all die endlosen Korridore der Zeit hindurch bekämpft hatten, und eine jede war genauso stark wie die andere, und sie waren aneinandergekettet, die eine in der Gewalt der anderen. Und alles, das da ist, und alles, das da war, und alles, das da sein wird, ist gleichmäßig zwischen ihnen aufgeteilt. So ausgewogen ist die Aufteilung, daß das Gewicht meiner Wahl zwischen ihnen den Ausschlag geben wird, und ich werde diese Wahl stellvertretend für die ganze Schöpfung treffen. Und voller Pein wandte ich mich an die Gestalten, um gegen diese Bürde Einspruch zu erheben und ihnen zu sagen, daß ich nicht weise genug für eine solche Entscheidung sei, sie jedoch erwiderten und sprachen: »Kein Mensch und kein Gott und kein Geist ist weise genug für diese Wahl. Es geschah durch eine Laune des Schicksals, daß du für diese Aufgabe auserkoren wurdest. Uns kümmert es nicht, wie die Wahl vorgenommen wird, nur daß sie vorgenommen wird. Die Spaltung dehnt das Gewebe der Schöpfung über Gebühr, und wenn die Spaltung nicht bald beendet wird, wird die gesamte Schöpfung zugrunde gehen. Wähle klug; wähle schlecht; wähle zufällig – aber wähle!« Und bei diesen Worten fiel ich in Ohnmacht und sah nichts mehr.

    Ganz wie in einem Traum wanderte ich über eine trostlose Heide unter einem verfinsterten Himmel. Und durch die Zeichen, die uns Kunde von solchen Dingen geben, wußte ich, daß sich ein gewaltiges Unwetter zusammenbraute und daß ich Schutz suchen mußte. Und sehet, der Gedanke war mir kaum in den Sinn gekommen, als ich auch schon am äußersten Rand dieser Heide ein großes Haus erblickte. Und ich eilte darauf zu, um dort Unterschlupf vor dem aufziehenden Gewitter zu suchen. Doch je mehr ich mich dem Haus näherte, desto weniger gefiel mir sein Aussehen. Abweisend und nackt ragte es unmittelbar über einer Steilklippe auf, die das Ende der Heide markierte. Der Sturm, der mich verfolgte, ließ mir jedoch keine Wahl, und ich erreichte die Tür des Hauses nur Bruchteile von Sekunden, bevor der Regenguß einsetzte.

    Der Diener, der mich einließ, war recht höflich, wenn auch ungeduldig. Er führte mich durch die düsteren Gänge des grimmigen Hauses in einen Speisesaal mit einer großen Tafel, an der für eine einzige Person gedeckt war, und bat mich, Platz zu nehmen, und brachte mir zu essen und zu trinken. Und als ich aß, befragte ich ihn eingehend über das Haus und seinen Besitzer, und er antwortete mir überaus sonderbar und sprach:
    »Dies Haus stand schon vor Anbeginn aller Zeiten an diesem Ort, und es hat zwei Besitzer – dieselben, die es erbauen ließen.«
    Seine Worte versetzten mich in Erstaunen, und ich wandte ein, kein Haus könne so lange halten, und gewiß habe vor Anbeginn aller Zeiten kein Sterblicher gelebt. Er jedoch nahm meine Einwände schweigend zur Kenntnis, als verdienten sie keine Antwort, und er bat mich, mich mit dem Essen zu sputen, da ich auf der Stelle zu den Besitzern des Hauses gebracht werden solle. Als ich zu Ende gespeist hatte, führte er mich wiederum durch die schwach erleuchteten Gänge und brachte mich schließlich in einen seltsamen Raum. Wisset, ein großes Fenster, das eine gesamte Wand des Raumes einnahm, blickte auf die Leere hinaus, über der das Haus schwebte, und an diesem Fenster stand ein Tisch, und an diesem Tisch saßen zwei Gestalten in langen Roben und Kapuzen. Und auf dem Tisch vor ihnen war ein Brettspiel von ungeheurer Komplexität aufgebaut. Nun ermahnte mich der Diener im Flüsterton und sprach: »Schweig still, damit du nicht das Spiel störst, das diese beiden seit Zeit und Ewigkeit spielen, und trete nicht an das Fenster, auf daß die Leere dahinter nicht deinen Geist zerrütte.« Ich versetzte mit einer

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