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Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes

Titel: Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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natürlich die Dryaden. Wie die Ulgos stammen die Dryaden aus der Zeit vor der Völkerwanderung der zivilisierten Menschen nach Westen. Ihre Zahl ist stets sehr klein gewesen, und man sieht sie nur selten außerhalb des Dryadenwaldes, der an unserer Südgrenze liegt. Dieses Völkchen von Heimlichtuerinnen hat es geschafft, sich abseits des Hauptstroms der tolnedrischen Gesellschaft zu halten. Ihr einziger Beitrag zu unserer Kultur war möglicherweise die Heirat einer Dryadenprinzessin mit einem Edlen aus dem Hause Borune. Im Austausch für diese Frau rangen die Dryaden den Borunern das Versprechen ab, daß ihr Wald auf ewig unangetastet bleiben würde. Dieses Versprechen wurde durch das Kaiserliche Dekret Ran Borunes I. des Sohnes dieser Dryadin und des borunischen Edlen und Gründers der ERSTEN BORUNISCHEN DYNASTIE, in eine feste Form gekleidet. Auch wenn ungezählte Generationen von Holzbaronen dieses Dekret verflucht haben, wann immer ihre Blicke mit unverhüllter Gier über die riesigen Eichen des Dryadenwaldes glitten, muß man doch einräumen, daß Tolnedra enorm von der Vereinigung dieses sonderbaren Volkes mit einem unserer edelsten Häuser profitiert hat. Die Borune-Dynastien zählten zu den beständigsten und aufgeklärtesten unserer Geschichte, und Borune-Kaiser scheinen mit einem ungewöhnlich hohen Maß an gesundem Menschenverstand gesegnet zu sein. Das gewöhnliche Volk hat ein Sprichwort: ›Gesegnet sei der Name Nedras, weil er uns die Borunes gegeben hat‹, was es vielleicht am treffendsten zusammenfaßt. *
    Durch die Jahrhunderte hindurch läßt sich eine merkwürdige Besonderheit des Hauses von Borune verfolgen. Während die männlichen Kinder des Geschlechts sich in körperlicher Hinsicht nur wenig von den gewöhnlichen Tolnedrern unterscheiden, ist der Unterschied der weiblichen Kinder zu den anderen Frauen unserer Rasse erheblich. Sie sind alle überaus klein, und ihr Haar weist stets ein tiefes, flammendes Rot auf – eine Farbe, die Dichter zu etwas überschwenglichen Vergleichen mit den Blättern einer herbstlichen Eiche verleitet haben. Auch ihr Teint ist deutlich heller als die olivfarbene Haut anderer tolnedrischer Frauen, und in einem bestimmten Licht scheint er sogar einen schwachen grünlichen Schimmer zu besitzen. Die zierlichen und lebenssprühenden Prinzessinnen der Boruner darf man mit Fug und Recht als die wahren Juwelen des Reichs bezeichnen.

    Der Kaiser, der diese Studie in Auftrag gegeben hat. war ein Mitglied der Borune-Familie; der Gelehrte, der dies schrieb, versuchte also offensichtlich, sich einzuschmeicheln.

    PRÄDYNASTISCHE GESCHICHTE

    Wie auch die anderen Völker des Westens wanderten die Tolnedrer während der frühen Jahrhunderte des ersten Milleniums aus dem Osten ein. Sie siedelten sich auf der zentralen Ebene an und begannen mit dem Bau ihrer ersten Stadt, Tol Honeth, auf der großen Insel im Nedranefluß. Die gegenwärtige Pracht von Tol Honeth scheint die provisorische Festung aus Holz und Flechtwerk Lügen zu strafen, die zuerst an diesem Ort stand. Schriftliche Zeugnisse der prädynastischen Ära sind von schmerzlicher Kürze, und nur wenige haben sich bis in die heutige Zeit erhalten. Die Dokumente der ERSTEN HONETHITISCHEN DYNASTIE verschaffen uns indes aufgrund jener Themen, welche die Hauptsorge unserer ersten Kaiser darstellten, einen gewissen Einblick darin, wie das Leben im prähistorischen Tolnedra ausgesehen haben muß. Feuer, Hochwasser, Pestilenz und Bürgerkrieg scheinen in jenen dunklen frühen Jahren an der Tagesordnung gewesen zu sein.
    Es ist vermutlich keine Übertreibung zu behaupten, das tolnedrische Imperium sei aus dem Feuer geboren – oder zumindest, es habe sich aus der Asche erhoben. Alle hölzernen Gebäude sind extrem feuergefährdet, und Tol Honeth bildete da keine Ausnahme. Was immer die Ursache dafür gewesen sein mag, in den ersten Jahren des neunten Jahrhunderts brach jedenfalls ein verheerender Brand aus, der die Inselstadt vom einen bis zum anderen Ende verschlang. Ein untergeordneter Beamter der Stadt, der den Schaden in Augenschein nahm, gelangte zu dem Schluß, daß Stein nicht brennt, und während die Asche noch glühte, nahm er den Wiederaufbau der Stadt in Angriff, wobei diesmal Stein verwendet wurde. Im Gegensatz zu einer hölzernen Palisade, die ein Arbeitstrupp von Zimmerleuten binnen kürzester Zeit errichten kann, stellt das Bauen in Stein eine weit schwierigere und zeitaufwendigere Aufgabe dar. Die riesigen

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