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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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entspannte.
„Egal, wie viele Treppen es hier geben mag“, sagte er befreiter. „Wir nehmen diese hier.“
Aneinandergeklammert tasteten sie sich die Stufen hinauf, raus aus dem gluckernden Schlamm.
„Halt mich fest“, sagte sie plötzlich. Ihre Stimme klang alarmierend. „Mir wird übel. Diese Lichter. Das ist wie ein Drogenrausch. Bist du sicher, dass das nur eine Täuschung ist?“
Nur an den Stufen der Treppe konnte er sich orientieren, wo oben und wo unten war. Und unten glomm ein rötlicher Schein, der sich herauffraß.
„Shit! Der Dreck hat sich irgendwie entzündet. Weiter! Schnell!“
Sie hasteten die Stufen hinauf.
„Wenn uns die Stichflamme erreicht, brauchen wir kein Licht mehr. Dann sind wir unsere eigenen Fackeln.“
Wie ein wütender, spuckender Drache kroch das rote Glühen heran, begleitet von einem dumpfen Donner. In seinem Widerschein schimmerte ein schmales Viereck, das die unteren Wände des niedrigen Gewölbes bildeten.
„Schneller!“
Kreischend schoss ein hellgelbes Feuer in die Höhe, schmerzte in den Augen. Zischend raste die Zunge über sie hinweg und schlug heftig wieder zurück.
Mit ihren bloßen Händen löschte sie seine brennenden Haare. Der kochende Sud unter ihnen leuchtete das Gewölbe weit genug aus und sie erkannten die Treppe, deren Ende die Decke verbarg. Die brennende Flüssigkeit stieg nun rascher an. Eilig stiegen sie aufwärts, den flammenden Dämon im Nacken. Sie erreichten einen Absatz. Von hier lief der Gang ebenerdig weiter. Blind rannten sie in das Dunkel vor ihnen. Die zischenden Flammen erreichten den Absatz und warfen ihnen ihr Flackern hinterher. Dumpf murmelnd floss die brennende Flüssigkeit in den Gang und raste auf sie zu. Der Schein holte nur ein Stück des Ganges vor ihnen aus dem Dunkel.
„Er hört nie auf!“, schrie Ellen, wendete den Kopf in Panik.
Ein Irrtum. Im Feuerschein erkannte Leonard die Barriere, die den Gang blockierte, bevor er auflief. Sackgasse. Rechtzeitig bremste er ab, aber Ellen knallte aus vollem Lauf in seinen Rücken, warf sie beide damit zu Boden. Sofort rappelten sie sich auf.
„Wir müssen was übersehen haben!“, rief Leonard.
Das Glühen des heranrauschenden Drachens zeigte es ihnen. Sie waren daran vorbeigelaufen. Hinter ihnen reflektierten eiserne Stiegen das Feuer. Sie führten nach oben! Ellen und Leonard stürmten der flammenden Hölle entgegen. Als sie die Stiegen erreichten, sah Leonard hinauf. Eine schmale Röhre stieg senkrecht nach oben. Und dort oben schummerte ein Licht. Das Licht der Sonne.
„Du zuerst. Schnell.“
Er schubste Ellen die Stiegen hinauf, kletterte ihr nach, kurz bevor das Feuer als brennendes Band unter seinen Füßen entlangschoss. Es fand sein Ende an der Barriere. Ein wenig Zeit hatten sie gewonnen. Es würde dauern, bis der heiße Schlamm den gesamten Gang flutete und in die Röhre drang. Aber er würde mit tödlicher Sicherheit hinaufkommen. Immer noch befanden sie sich unterhalb des Flussbettniveaus. Im Lichtkreis über ihnen zeichnete sich ein maschenartiges Muster ab. Den Schacht verschloss ein eisernes Gitter. Auf der einen Seite steckte das Gitter in stählernen Scharnieren, und auf der gegenüberliegenden war es mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Von unten hörten sie ein Geräusch, als habe jemand den Korken aus einer gigantischen Weinflasche gezogen. Die brennende Masse zwängte sich in die Röhre und stieg unaufhaltsam zu ihnen hoch. Mit aller Kraft stemmte Ellen sich gegen das Gitter. Es rührte sich nur so weit, wie es der massive Bügel des Schlosses erlaubte. Auch ihr Versuch, das Vorhängeschloss zu greifen, scheiterte. Nur zwei ihrer Finger bekam sie durch die engen Maschen. Schmieriger Rauch drang in ihre Nasen, sie spürten die Hitze aufsteigen. Ellen schrie vor Schmerzen auf, rutschte ab, konnte ihre Füße gerade noch gegen Leonards Schultern stemmen.
„Jemand ist auf meine Finger getreten.“
Gegen das Sonnenlicht zeichnete sich die Silhouette eines kahl geschorenen Kopfes ab. Ein Mönch. So plötzlich, wie er aufgetaucht war, verschwand der Schatten wieder.
„War er das?“, fragte Ellen entsetzt.
Bedrohlich näherten sich die Flammen des brennenden Schlamms, schlugen höher, durch den eindringenden Sauerstoff zu neuem Leben erweckt. Um den ersten Zungen zu entgehen, kletterte Leonard drei Stiegen höher, drückte sich an Ellen, den Kopf in ihre Hüfte gequetscht. Dann hörten sie einen schweren Schlag. Der Schall drang in die

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