Das Auge der Dunkelheit (German Edition)
Röhre, schmerzte in den Ohren. Zwei weitere Schläge folgten, das Gitter wurde zur Seite geworfen. Ein Arm fuhr hinunter. Ellen packte ihn und zog sich hinauf. Rasch kletterte Leonard hinterher, warf sich über den Rand. Im nächsten Moment zuckten die Flammen aus der Öffnung, aber die brennende Masse kam nun zum Stillstand. Sie befanden sich in der kühlen Haupthalle eines Tempels. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um einen der zahllosen, unscheinbaren Bauten. Nur gelegentlich suchten einheimische Mönche sie zur Meditation auf. Er trug nicht mal einen Namen. Der Katalog des Bagan Archaeology Department verzeichnete ihn nur mit der Nummer 852.
Erschöpft starrten Ellen und Leonard auf die Hölle, der sie entkommen waren. Im Untergewölbe wütete sie mit der Gewalt von Vulkanlava. Hier flackerte sie nur noch wie ein harmloses, im Boden eingelassenes Altarfeuer. Der junge Mönch warf den Ziegel, mit dem er das Schloss zertrümmert hatte, zu Boden. Dieses Mal ignorierte Ellen die Etikette und küsste den Mann.
Nummer 852 lag kaum zweihundert Meter von jenem Ort entfernt, an dem sie knapp zwei Stunden zuvor in die Unterwelt gestiegen waren. Dort ragte der Thammuyiangi auf. Unschuldig stand er im Dunst, behielt das Drama in seinem geheimen Innern für sich. Und die Leiche von Ellens Fahrer Kaih.
Kapitel 41
Meine Tage werden dunkler. Überall Tod und Verwesung. Sah gestern Kinder, die ein Bündel mit Steinen bewarfen, das den Fluß hinuntertrieb. Es war eine Leiche. Diese Kinder spielen mit Leichen. Das verfluchte Land verdorrt mir die Seele. Habe die Gefangenen niederknallen lassen. Mit einem einzigen Schuss aus nächster Nähe. Direkt in ihre verdammten Tattoos. All das Blut. ER will es. ER flüstert in meinen Schlaf, zeigt mir grauenvolle Dinge. Dieser Dämon, Herrgott. Und ER raubt mir den Verstand. Ich besitze IHN nicht. ER besitzt MICH.
B.C.
Der von der Sonne rasch getrocknete Schlamm auf Kleidung und Körper verlieh ihnen das Aussehen müder Spukgestalten. Ninis Schrecken wurde nur Sekunden später von ihrer unbändigen Freude abgelöst. Lachend fiel sie ihrer Herrin um den Hals. Leonard stürmte zu seinem Bungalow. Seine Befürchtung bestätigte sich. Die Tür stand offen. Geräuschlos trat er ein in der Erwartung, den Einbrecher noch vorzufinden. Vor dem Bett kniete Ruud, Oberkörper und Arme lang darüber ausgebreitet, an seiner Schläfe eine Platzwunde. Sämtliche Möbel waren verschoben, alles durchwühlt worden, Tasche und Schrankschubladen auf dem Boden entleert. Leonard drehte den Holländer auf den Rücken und schob ihn ganz auf das Bett. Ruuds Lider flackerten, stöhnend flatterte er mit den Augenlidern.
„Wo ist Namdring?“
„Er hat mir ein Ding verpasst“, murmelte Ruud und fasste seine Schläfe, noch nicht ganz bei Sinnen.
„Bewusstlos geschlagen von einem buddhistischen Mönch. Ist das zu fassen?“
Conleys Papiere waren verschwunden. Dazu hatte der falsche Mönch noch Kreditkarte und Bargeld eingesteckt. Was der Holländer in seinem Zimmer suchte, beschäftigte Leonard nicht weiter. Er rannte hinaus.
„Nini! Hast du Namdring gesehen?“
Die völlig erledigte Ellen im Arm saß das Mädchen auf den Stufen des Nachbarbungalows. Aus dem Herzen stieg Wärme in ihre Augen.
„Du hast sie gerettet“, sagte sie mit Dank in der Stimme.
„Was? Das ist jetzt nicht so wichtig. Wo ist der verdammte Mönch?“
Unbestimmt wies sie mit einem Arm die Straße hinunter.
„Er mit dem Auto weg. Eine Stunde lang.“
Vor einer Stunde , sollte das wohl heißen.
„Wohin? Hat er gesagt, wohin?“
Sofort ging ihm das Unsinnige der Frage auf. Außer Conleys Notizen besaß Arundhavi auch Leonards Diebesgut aus der Ranguner Bibliothek. Auf direktem Weg würde er sich nach Than Mon begeben, zum Grab des Offiziers. Leonards Gehirn wollte das soeben Erlebte verarbeiten, sich ausruhen, dem Körper Schlaf aufzwingen. Aber ein anderer Teil hielt ihn hellwach und er versuchte, seine Möglichkeiten, seine Chancen zu durchdenken. Eine Staubwolke lenkte ihn ab. Es konnte nicht Arundhavi sein, denn die Staubwolke näherte sich. Hinter sich hörte er Ruuds Stimme.
„So, mein Lieber. Jetzt wirst du uns mal erzählen ... Himmel! Wie seht ihr denn aus?“
Inzwischen bei klarem Bewusstsein, stierte der Holländer erst auf Leonards verkrustete Erscheinung und dann hinüber zu Ellen. Matt hob sie den Kopf.
„Der Mönch wollte uns umbringen.“
„Wundert dich das? Ich hab dir von Anfang an
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