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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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lauerten. Auf die gleiche Weise hatte Kaih Ellen abgefangen.
„Was soll das heißen? Leonard Finney !“, schrie sie, den Tränen nahe. „ Arundhavi ! Was, verdammt noch mal, soll das heißen?“
Er setzte zu einer Erklärung an, wenigstens zu einem Versuch einer Erklärung. Das unheilvolle Glucksen und Gluckern verstärkte sich. Es kam jetzt von allen Seiten, von unten . Mit ihm steigerte sich der widerliche Gestank zur Unerträglichkeit. Darunter mischte sich noch ein anderer, petroleumähnlicher Geruch. Die Schächte brodelten wie kreisrunde Schlammvulkane. Die schwarze Substanz quoll aus ihren Öffnungen und begann, den Boden der Halle zu überspülen.
„Dieser verfluchte Mönch hatte recht. Das Zeugs stammt aus dem Irrawaddy. Es gibt eine Verbindung zum Fluss. Unterirdische Kanäle.“
Von der Rampe rauschte der Schlamm als breiig schwarzer Wasserfall hinunter. Der obere Zulauf befand sich auf dem Niveau des Flussbettes. Der Höhenunterschied würde die Masse durch die Schächte bis nach oben drücken, die Halle restlos bis unter die Decke fluten! Es mochte eine Weile dauern, aber es war definitiv ihr Ende. Sobald der Schlamm zwei Meter hoch stand. In diesem zähen Schleim konnte man sich nicht einmal schwimmend an der Oberfläche halten. Und die Rampe kamen sie niemals wieder hinauf. Selbst wenn es ihnen wider jede Wahrscheinlichkeit gelang. Arundhavi hatte den Schacht verschlossen. Die Bodenplatte war fugenlos in ihre alte Position gerastet. Unmöglich, sie ohne Hilfsmittel und ohne jeden Halt von der Stelle zu bewegen.
„Wir sind verloren“, krächzte Kaih.
„Da!“, stieß Leonard aus. „Da hinten!“
Von Todesangst gezeichnet, sahen ihn Kaih und Ellen aus irren Augen an. Leonard nahm Kaihs Arm und führte ihn, bis die Taschenlampe, die er hielt, den monströsen Buddha auf der gegenüberliegenden Seite der Halle erfasste.
„Wir konnten wir das übersehen?“
„Weil sie vorhin noch nicht da waren“, antwortete Leonard. „Sie müssen Teil der Mechanik sein.“
Unterhalb des Reliefs hoben sich deutlich die Umrisse von fünf Höhlen ab, die die Wand durchlöcherten, knapp einen Meter im Durchmesser.
„Los! Wir müssen es probieren. Vielleicht geht es dahinter weiter.“
Auf dem Hallenboden breitete sich eine einzige, glänzend schwarze Fläche aus, die ihnen bis an die Knöchel reichte. Drei der Schächte verrieten sich noch, da der herausquellende Schlamm Blasen warf. Die anderen verbargen sich nun unsichtbar unter dem Schleimteppich.
„Das schaffen wir nicht“, keuchte Ellen.
„Wir müssen. Das ist die einzige Chance.“
Behutsam glitten Leonards Füße nach vorn über den Boden. Er wartete, bis er die Berührung von Ellen verspürte, die hinter ihm war. Erst, als sie ihm mit einem Zeichen versicherte, dass auch Kaih nachgerückt war, schob er sich weiter voran.
„Vorsicht. Hier links ist einer. Weiter nach rechts.“
Unaufhörlich stieg der stinkende Schlamm in die Höhe. Plötzlich flog der Lichtstrahl an die Decke. Ellen schrie auf. Leonard drehte sich auf dem Absatz herum, fasste einen Arm. Blubbernd versank die Taschenlampe im Schlamm, die Finsternis überfiel sie.
„Kaih! Ellen! Wer ist das?“
„Ich bin hier!“, hörte er die Stimme des Burmesen.
„Hast du sie?“
„Ja!“
Gemeinsam zogen sie Ellen herauf. Keuchend stieß sie einen Mundvoll Schleim aus.
„Verdammt! Nach rechts hab ich gesagt!“, rief Leonard in das Dunkel. „Bedeutet das in Deutschland links?“
Ellen murmelte verlegen.
„Schon gut. Komm hier rüber“, beruhigte Leonard sie, tastete nach ihrem Gesicht und wischte ihr den Schlamm herunter. „Kaih. Such die Lampe. Ohne sind wir aufgeschmissen.“
„Okay. Bin schon dabei.“
Kurz darauf tauchte der matte Schein aus dem Dunkeln auf. Kaih reinigte die Linse. Ellens dunkelschwarz verfärbte Kleidung presste sich an ihren Körper. Das verklebte Haar überzog ihr Gesicht mit einem Netz dünner Schlangen.
„Alles okay“, sagte sie.
„Weiter. Der Mist steigt immer höher.“
Sie brauchten eine Viertelstunde, um die gegenüberliegende Wand zu erreichen. Die schwarze Masse umspülte schon ihre Knie und stand nur noch Zentimeter unterhalb der Wandöffnungen. Immer penetranter stieg ihnen der Petroleumgeruch in die Nase. Kaih leuchtete in die erste Öffnung hinein.
„Oh, Gott. Was für ein Glück. Ein Kriechgang. Er führt nach oben.“
„Fragt sich nur, wohin“, sagte Leonard nachdenklich.
„Wir haben ja wohl kaum eine Wahl!“,

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