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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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brauste Ellen auf.
„Doch, haben wir“, entgegnete er kühl und zeigte auf die nebeneinander aufgereihten Höhlen. „Gerade das macht mir ja Sorgen.“
„Was meinst du?“
„Sie haben sich erst geöffnet, als Arundhavi diese tödliche Mechanik in Gang setzte. Eine Art Notfallplan für die Erbauer. Gleichzeitig sollen aber Eindringlinge dieses Gemäuer nicht lebend verlassen.“
„Willst du damit sagen, nur einer dieser Gänge führt nach draußen?“
Drei weitere stiegen ebenfalls aufwärts, der mittlere der fünf besaß sogar Stufen. Einer der Kriechgänge fiel steil tiefer in das Erdreich.
„Ganz sicher. Vier davon sind Todesfallen.“
Die ansteigende schwarze Suppe leckte mit den ersten Zungen in die Höhlungen. Langsam floss der Schlamm in den abwärts führenden Gang.
„Es muss dieser sein“, platzte Kaih heraus und zeigte auf den Mittleren mit den Stufen. „Sie sagten, die Zahl Drei ist der Schlüssel für dieses Gewölbe. Es sind insgesamt fünf Schächte. Der Mittlere ist immer der Dritte. Egal, von welcher Seite Sie zählen.“
Schon fasste Kaih den Rand der Höhlung, zog sich hoch und krabbelte hinein.
„Nein, Kaih. Das ist zu einfach.“
„Kommen Sie schnell“, forderte sie der Burmese auf. „Es muss der Richtige sein.“
„Ja, er hat recht. Verschwinden wir.“
„Ihr irrt euch“, beharrte Leonard. „Jeder, der es bis hierher geschafft hat, kennt das Rätsel um die Zahl Drei. Das müssen auch die Konstrukteure mit eingeplant haben. Dieses Mal bringt die Drei den Tod.“
Aber welcher bedeutete die Rettung?
„Der hier ist es. Der, der nach unten führt.“
„Bist du irre?“, entrüstete Ellen sich. „Das Zeugs fließt schon hinein. Wer weiß, wie tief der runter geht.“
Einen Fluch ausstoßend krabbelte Kaih den Gang weiter hoch.
„Verdammt. Bleib hier, du Idiot.“
Unbeirrt stieg Kaih weiter aufwärts. Ellen begann, sich ebenfalls in den mittleren Gang hinauf zu ziehen.
„Vertrau mir, bitte“, sagte Leonard und hielt sie. „Auch wenn es genau das ist, was dir jetzt am schwersten fällt. Denk an die Philosophie der Erbauer. Die Umkehrung der Symbolik. In diesem Fall bedeutet es: Was nach unten führt, führt nach oben.“
Nur noch eine Lichtpfütze glimmte auf Ellens Gesicht und er konnte sehen, wie sie nachgab.
„Oh, Gott“, stöhnte sie.
Das Licht von Kaihs Lampe verschwand vollends und überließ sie der absoluten Finsternis.
„Warte. Ich glaub, ich hab noch ein Feuerzeug. Vielleicht funktioniert ...“
„Auf keinen Fall! Dieser Petroleumgestank. Das Zeugs ist getränkt damit. Ein Funke und der ganze Laden steht in Flammen.“
„Oh, mein Gott.“
Leonards Finger berührten den Rand der Öffnung, fühlten den zähen Fluss, der stetig abwärts strömte.
„Wir haben keine Zeit mehr.“
„Wenn wir da wieder rauskommen, dann werd ich dich ...“, hörte er Ellen zischen.
„Alles, was du willst,“ unterbrach er sie. „Und jetzt los.“
Die Füße voran kletterte er in die Öffnung und wartete, bis sie nachgestiegen war. Zusammen sausten sie in die stockfinstere Tiefe. Nach vier Metern war die Neige bereits vollständig überflutet.

Kapitel 39
    Kaih murmelte jedes Gebet, jede Beschwörung, die er kannte. Einmal am Ende, begann er wieder von vorn. Obwohl er nur auf Händen und Knien vorankam, ermöglichten die Stufen einen raschen Aufstieg. Die Kleidung klebte auf der durchschwitzten Haut.
Der Weiße war verrückt! Arme Miss. Sie würden beide jämmerlich ersticken. Wenn sie ihren Irrtum erkannten, war es zu spät. Der abwärts führende Gang wäre ebenso rutschig wie die Rampe. Ausgeschlossen, ihn wieder hinaufzukommen.
Unter sich hörte er das widerliche Gluckern, mit dem der Schlamm des Flusses in die Öffnung sickerte. Er zwang sich zur Ruhe. Die tödliche Masse konnte nicht schneller als er selbst den Gang hinauf. Vor sich erkannte er eine Biegung. Zu seiner Erleichterung führte es dahinter weiter nach oben. Schnaufend krabbelte er vorwärts. Immer häufiger schrammte sein Rücken gegen die Decke des Ganges.
Ein grauenhafter Gedanke bohrte sich fest. Der Weiße, der sich Ryland nannte, hatte bislang immer recht behalten. Was, wenn er sich selbst tatsächlich irrte? Vielleicht verbargen sich auch hier tödliche Geschosse in den Wänden. Kaih verdrängte die Vorstellung, versuchte, voraus mehr zu erkennen, doch das Licht brach sich an den dunklen Innenwänden. Wie weit mochten zwanzig Meter sein? Wie viel davon hatte er schon hinter sich?

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