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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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gehen durften. Oh, ja. Sehr gelitten sogar. Aber das war ein Kitzeln im Vergleich zu dem, was dich erwartet.“
Erneut mischte sich der Weißhaarige ein.
„Euer Handeln ist unwürdig, Chan Khuo. Es gibt kein rechtes Ziel, wenn man sich der falschen Mittel bedient. Ihr habt mich getäuscht. Dies ist nicht der rechte Weg.“
„Verschon mich mit deinem Geschwätz!“, schnauzte Chan. „Ich bestimme, was der rechte Weg ist!“
Die Schweinsaugen richteten sich wieder auf Leonard.
„Also, mein kleiner Engländer. Vielleicht hättest du jetzt die Güte mir zu geben, was mein ist. Wo ist er?“
Leonard versuchte, die Stricke, die seine Hände vorn gebunden hielten, zu lockern. Zwecklos, die Soldaten waren zu gründlich gewesen. Und der Offizier hinter ihm hielt immer noch die Waffe im Anschlag. Aufzuspringen und diesem erbärmlichen Ferkel an die Gurgel zu gehen, würde mit einer Kugel im Rücken enden.
„Nun?“, drohte Chan. „Muss ich dir erst auf die Sprünge helfen?“
In seiner Anspannung entging Leonard das dumpfe Grollen, das aus den Hügeln erscholl, die das Lager umgaben. Aber das ihm folgende Geräusch spannte jede Faser in seinem Körper. Weil er es kannte. Das rasch tiefer sinkende Jaulen hatte er oft gehört, vor Jahren, im Manöver. Die Luft wurde zerschnitten von einer heransausenden Geschützgranate. Meter entfernt explodierte das Geschoss in einem der voll besetzten Unterstände. Die Druckwelle deckte sie mit Staub und Splittern ein. Ein Revolver polterte vor seine Füße. Leonard drehte sich zur Seite. Zuckend lag der Offizier auf dem Boden, eine klaffende Schrapnellwunde im Rücken. Mit beiden Händen griff Leonard die Waffe auf und sprang hoch. Sofort ging der junge Chinese unter dem Tisch in Deckung. Der Weißhaarige verwandelte sich in eine Statue aus Schrecken. Damit reagierten beide weniger auf den Revolver in Leonards Hand als auf das Inferno um sie herum. Zwei Wachtürme und Teile des Palisadenzauns wurden von weiteren Granaten getroffen. Schreie von Verwundeten, Befehle und das Krachen des erwiderten Feuers fegten durcheinander. Nur Chan Khuo blieb ruhig sitzen. Seine Schweinsaugen flickerten zwischen der Revolvermündung und dem Tranchiermesser auf dem Tisch hin und her. Leonard richtete die Waffe auf den Chinesen.
„Du willst, was deins ist?“
Hinter Leonard detonierte ein Benzintank und die aufschießende Feuerzunge verlieh ihm die rot glühende Aura eines aus der Hölle Gestiegenen.
„Ich bin nicht dein kleiner Engländer.“
Alles in ihm erstarrte zu Eis, als der Finger sich auf den Abzug legte.
„ICH bin dein gottverdammter Albtraum.“
Die drei Kugeln durchdrangen Chan Khuos Brust wie den staubtrockenen Leib einer Mumie.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    Teil 3

Kapitel 56
    Dezember 2013, London, England
    Der Rest von Leonard Finneys Bericht nahm nach den Vorfällen im Dschungellager des Drogenbarons Tong Sa nun ebenfalls einen beängstigenden Ton an. Er enthielt Passagen, die sich kaum von dem fieberverseuchten Wahn unterschieden, dem auch Captain Blackford Conley zum Opfer gefallen war. Und er endete auf eine Weise, die einen erheblichen Verlust seines Realitätssinnes bezeugte. Lücken darin zwangen mich erneut, Nachforschungen anzustellen.
Der Angriff auf das Camp der Muang Tai Army erfolgte unter Federführung der thailändischen Armee. Besorgt über das Ausmaß des Drogenhandels entschloss man sich, Tong Sa aus der Gegend zu verjagen. Agenten der amerikanischen Anti-Drogen-Behörde unterstützten diese Attacke. Natürlich gab man dazu niemals offizielle Verlautbarungen ab. Aber glückliche Umstände erlaubten mir, Augenzeugen zu befragen, sowie Einsicht zu erhalten in Verhörprotokolle, die diesen Schluss nahelegten. Darüber, inwieweit die Operation als Erfolg galt, gingen die Meinungen auseinander. Tong Sa konnte entkommen, über sein weiteres Schicksal wurde nichts bekannt. Unter den Toten fand man den Singapurer Großindustriellen Chan Khuo. Leonard Finneys eigene Notizen verführten mich zum Glauben, er selbst hätte den Chinesen getötet. Dies mag vielleicht seine Absicht gewesen sein. Die Verletzungen, denen Chan Khuo erlag, stammten jedoch zweifelsfrei von den Kugeln eines Maschinengewehrs. Der Diener Tan Pai sollte den Rest seines Lebens in einem thailändischen Gefängnis verbringen. Ein Schicksal, dem der zweite Begleiter Chan Khuos entging. Ein Augenzeuge berichtete, man habe drei Personen in ein Lager nach Thailand gebracht, wo sie von DEA -

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