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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Zwei Projektile steckten in Hals und Stirn. Er hielt noch die Waffe umklammert, mit der er das wüste Gemetzel ausgelöst hatte.
Den Boden des Büros bedeckten Glas und Holzsplitter. Putz, von Kugeln aus Decke und Wänden geschlagen, überzog alles mit einem puderzuckerartigen Belag. Wimmernd krümmte sich Talley unter dem Schreibtisch, die Arme über dem Kopf, wie bei einer Erdbebenübung. Sprengsel von Sujardhans Blut bekleckerten sein Hemd. Er selbst war unverwundet.
„Rufen Sie eine Ambulanz“, wies Sung ihn an und hoffte, dass es seine beiden Jungs im weißen Honda nicht allzu übel erwischt hatte. Erschöpft sah er noch einmal auf die Straße hinunter. Runciman kletterte entgeistert aus seinem Mercedes. Wie durch ein Wunder war sein Wagen mit der Schramme vom Zusammenstoß davongekommen. Die drei übrigen Männer, Posten 2 und der als Hausmeister getarnte Polizist, umringten mit ihren Waffen im Anschlag den blauen Wagen. Einer von ihnen gab Sung ein Zeichen. Keine Überlebenden.
Sauber, dachte Sung verdrossen. Es würde schwer sein, wahrscheinlich unmöglich, etwas über den Grund des Überfalls und die Hintermänner herauszubekommen. Nur eins dürfte klar sein: Sie wollten Finney. Verdammt! Finney!
„Wo ist der Engländer?“, rief er auf die Straße hinunter.
Achselzucken. Wieder entwischt. Sung stöhnte leise. Warum sollte der Kerl es sich da unten auch bequem machen, bis alles vorbei war. Nebenan klingelte ein Telefon.
    „Was für eine v erdammte Scheiße war das denn?“
Leonards aufgeregte Stimme drang aus dem Hörer. Lin Liu schloss die Tür ihres Büros.
„Hören Sie zu, Mister Finney“, flüsterte sie. „Dieser Feigling Talley hat die Polizei informiert. Ich hätte Sie gewarnt. Aber wo hätte ich Sie erreichen können?“
„DAS war die Polizei?“, fragte Leonard ungläubig. „Machen die sich jetzt gegenseitig fertig?“
„Ich weiß nicht, wer die anderen waren“, sagte sie. „Ist jemand hinter Ihnen her?“
Mit einem Lachen löste sich Leonards Anspannung.
„Die Frage müsste lauten, wer ist nicht hinter mir her, Miss Lang. Ich komm mit dem Zählen kaum noch nach.“
„Ich weiß, Sie sind unschuldig. Das hab ich auch diesem Blödmann gesagt. Aber natürlich ist er der Büroleiter. Er muss immer das letzte Wort haben.“
„Deswegen hat er mich bis heute warten lassen“, murmelte Leonard. „Damit er seinen erbärmlichen Plan schmieden kann.“
„Sie können jetzt nicht mehr hierher, Leonard.“
Als Antwort erhielt sie zustimmendes Gemurmel.
„Kommen Sie zu mir. Da sind Sie fürs Erste sicher. Niemand wird Sie dort vermuten. Und dann können wir in Ruhe überlegen, was zu tun ist, Leonard.“
Als sie ihn das zweite Mal mit Vornamen ansprach, mischte sie einen anzüglichen Unterton bei.
„Das weiß ich zu schätzen. Danke, Miss Lang.“
„Lin“, korrigierte sie ihn sanft. Dann gab sie ihm eine Adresse durch.
    „Die Arschlöcher haben gewusst, dass wir da sind.“
Sung kippte einen Whisky hinunter. Eine absolute Ausnahme, wenn er noch im Dienst war.
„Sie haben nicht mit so vielen von uns gerechnet“, stellte er fest und goss sich noch einen ein. „Aber sie haben es gewusst.“
„Irgendwo ist ein Leck“, meinte Detective Chao, warf eine Mappe auf den Schreibtisch und spitzte auf die Flasche seines Vorgesetzten.
„Nimm dir ein Glas“, sagte Sung.
Chao schenkte sich großzügige sechs Finger voll ein. Natürlich gab es ein Leck im Crime Department , dachte Sung, keine Frage. Etliche standen auf der Lohnliste der Syndikate, sicher auch höhere Ränge. Schon früh hatte Sung einen Verdacht. Bei einer Reihe von Verbrechen gelang ihm nur diejenigen aufzuklären, die man ihn aufklären ließ. Ohne ein Wunder würde er die Schießerei in der Carpenter Street bei den ungelösten Fällen einsortieren. Seine Hoffnung ruhte auf dem Engländer.
„Was ist mit den Jungs?“, fragte er den Detective.
„Einer hat ´ne ziemliche Beule. Der andere ein paar gebrochene Rippen. Sie kommen beide durch.“
Chao öffnete die Mappe und entnahm ihr den vorläufigen Untersuchungsbericht.
„Insgesamt dürftig, Chief. Der blaue Toyota ist als gestohlen gemeldet.“
„War klar“, lautete Sungs lapidare Einschätzung.
Der Detective blätterte vier Fotos nebeneinander auf den Tisch wie eine Patience.
„Das sind sie. Drei aus dem Wagen und der eine, den unser malaiischer Kollege umgenietet hat. Identität Null. Keine Pässe, tauchen in keiner unserer Datenbanken auf. Kommen

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