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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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wahrscheinlich aus Hongkong oder Jakarta.“
„Dann werden auch die Waffen nicht viel bringen.“
„Dachten die Jungs von der Ballistik auch“, entgegnete Chao. „´Ne wilde Mischung. Beretta, eine Glock, eine Thompson und eine tschechische Skorpion. Alles ohne Seriennummer, Herkunft unbekannt. Dann natürlich unsere. Aber jetzt kommt´s.“
Sekundenlang wartete der Detective, um den Überraschungseffekt zu verstärken.
„Einer aus dem Wagen hatte eine Kugel im Handgelenk. Aus einer Waffe, die wir nicht gefunden haben. 38er Smith and Wesson.“
Ungläubig glotzte Sung ihn an.
„Exakt. Stummellauf. Genau die Kanone, die unserem Panjang-Punk in dem stillgelegten Krankenhaus fertiggemacht hat.“
„Finney!“
Er war das Entführungsopfer und der Kokser ging auf sein Konto.
„Er ist eine knappe Woche in Singapur und um ihn herum sterben sie wie die Fliegen“, sagte Sung kopfschüttelnd.
„Sieht so aus, als wenn zwei davon definitiv auf sein Konto gehen.“
“Zwei?“
„Der Malaysia-Mordfall“, erklärte Chao. „Es gibt Neuigkeiten. Die Tatwaffe, dieser Kris, stammt aus der Sammlung von Dallin Runciman. Der Engländer war am Abend vor der Tat bei ihm zu Gast.“
„Und dann stiehlt er den Dolch, fährt über Nacht in ein Land, das er nie zuvor besucht hat, veranstaltet dieses Gemetzel und versteckt die Tatwaffe in seinem Hotelzimmer?“
Wenn alle Mörder so blöd wären, dachte Sung, könnte er sich bald zur Ruhe setzen. Der Schläger im Hospital lief auf Notwehr hinaus. Ähnlich wie Doktor Pathom gab der tote Schmied größere Rätsel auf.
„Wir müssen ihn finden, so oder so“, sagte Sung nachdenklich. „Wie ist das möglich, dass einer das erste Mal nach Asien reist und innerhalb weniger Tage Singapurs halbe Unterwelt auf den Fersen hat?“
Auch der Detective wusste darauf keine Antwort.
„Wir haben drei von den Panjang-boys für ein paar Tage ins Loch gesteckt. Erstaunlich, wie redselig die werden, wenn´s ´ne Weile mal kein Koks gibt.“
„Und?“
„Ihr toter Kumpel Soenario hat mehrmals erwähnt, sein Auftraggeber wär von außerhalb.“
„Bringt uns das was?“
„Das verkohlte Stückchen roter Stoff, das Sie gefunden haben. Soenario meinte, der Typ sei ein buddhistischer Mönch gewesen.“
„Völlig irre“, murmelte Sung. „Aber bei dieser Sache wundert mich gar nichts mehr. Checkt die Klöster.“

Kapitel 16
    Das Appartement lag in einem neu errichteten Block nördlich des Boon Wah-Distrikts. Der Einrichtung nach hätte es sich auch in West Kensington oder Upper-Manhattan befinden können. Die Pantryküche im kühlen Edelstahldesign stammte von einem namhaften deutschen Hersteller, die übrigen Möbel ebenfalls teurer Westimport. Das futuristisch anmutende Ensemble wurde von dezent darin verteilten, fernöstlichen Dekorationsgegenständen kontrastiert. Auf eine geschmackvollere Art als bei Runcimans wildem Durcheinander. Es verriet eine weibliche Hand.
Kochen gehörte nicht zu Lins Qualitäten. Die ausladende, indonesische Reistafel hatte ein Restaurant geliefert. Sie bedeckte den ganzen Tisch, dazwischen fanden gerade noch Kerzen und zwei Gläser Rotwein Platz. Der Aufwand erweckte in Leonard den Verdacht, Lin liege weniger daran, einem Mordverdächtigen Asyl zu bieten als eben diesen in ihr Bett zu kriegen. Sie trug einen grünseidenen, pyjama-ähnlichen Anzug. Eine chinesische Prinzessin, im Begriff, ihre Schlafgemächer aufzusuchen. Leonard fühlte sich schäbig und deplatziert.
Den Nachmittag hatte er genutzt, neue Sachen zum Anziehen zu kaufen und brachte den frühen Abend in einem öffentlichen Bad zu. Allerdings bekam er keine Gelegenheit, sich zu rasieren. Zusammen mit den zerwuselten Haaren und der notdürftig verarzteten Wunde an der Schläfe sah er in etwa so aus, wie er sich einen flüchtigen Verbrecher vorstellte.
„Ich habe mich bei der Polizei erkundigt“, sagte Lin. „Keine Indizien. Niemand weiß, was da vorgefallen ist.“
„Da haben wir was gemeinsam.“
„Ich frage mich, ob du wirklich unschuldig bist. Vielleicht bin ich ja dein nächstes Opfer“, sagte Lin und lächelte.
„Und das erheitert dich?“
Sie bewegte nur leicht den Kopf. Über ihre Lippen kam ein kurzer, leiser Ton. Die Ouvertüre ihrer Verführungsarie.
„In was bist du da hineingeraten, Leonard?“
„Ich habe gehört, die Chinesen glauben an über hundert verschiedene Höllen. Irgendwie ist es mir gelungen, in alle gleichzeitig hineinzutreten.“
Noch stand

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