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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Bruchkante, wie man einem kleinen Haustier über den Kopf streicheln würde. Der Stein hatte sie so weit geführt, er würde sie auch dieses Mal bis ans Ziel bringen.
    Das Pferd hatte sich mittlerweile satt getrunken und ging nun langsam um den Brunnen herum auf der Suche nach etwas Essbarem. Natürlich fand es auf dem staubigen, mit großen Steinquadern gepflasterten Boden nichts. Es stupste Beatrice auffordernd an und schnaubte, während die Stadt um sie herum allmählich zum Leben erwachte. Die schweren Fensterläden vor den Geschäften öffneten sich, und die Händler begannen damit, ihre Waren auf den Tischen auszubreiten. Frauen und Männer bevölkerten die Straßen, um einzukaufen oder ihren Tagewerken nachzugehen. Beatrice erhob sich, griff nach den Zügeln und führte das Pferd in eine der Gassen hinein. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie dieser Weg bringen würde. Doch da sie sich in Qazwin nicht auskannte, war dieser Weg ebenso gut oder schlecht wie jeder andere.
    Eine ältere Frau mit einem breiten, freundlichen Gesicht pries ihre kleinen flachen Brote an, die sie auf einem seltsamen, einem Tonkrug ähnlichen Ofen direkt auf der Straße buk. Ihre lauten Rufe übertönten beinahe das Hämmern des Schuhmachers, neben dessen Werkstatt sie ihre »Backstube« eingerichtet hatte. Sie erinnerte Beatrice an die Berberfrau, die im Hotel während ihres Tunesienurlaubs zum Frühstück im Speisesaal Fladenbrote gebacken hatte. Der Ofen hatte genauso ausgesehen wie dieser hier. Und die Brote waren einfach köstlich gewesen.
    Der Duft der frischen, knusprigen Fladen stieg Beatrice in die Nase, und sie merkte, dass sie Hunger hatte. Während sie noch überlegte, ob sie nicht ein Brot kaufen sollte, kam ihr ganz plötzlich wie aus heiterem Himmel ein schrecklicher Gedanke. Woher nahm sie die Gewissheit, dass dies hier tatsächlich die Stadt Qazwin war? Sie war zwar recht gut im Kartenlesen, musste allerdings zugeben, dass das in nicht geringem Masse mit den zahlreichen Hinweisschildern zusammenhing, die einem auf den Straßen des 21. Jahrhunderts in jedem zivilisierten Land der Welt die Orientierung erleichterten. Hier jedoch gab es keine Wegweiser. Vor dem Stadttor stand kein Schild mit der Aufschrift »Willkommen in Qazwin« in arabischer und englischer Sprache. Diese Stadt, deren Anblick sie noch vor einer Stunde so bejubelt hatte, konnte ebenso gut Bagdad, Teheran oder eine beliebige andere Stadt sein. Es reichte schon, wenn sie sich täglich nur um ein oder zwei Grad in der Himmelsrichtung geirrt hatte und nicht genau nach Norden geritten war. Dann konnte sie jetzt bereits fünfzig oder gar hundert Kilometer von Qazwin entfernt sein.
    »Wollt Ihr Brot kaufen?«, fragte die Frau und lächelte freundlich, während sie mit ihren kleinen kräftigen Händen aus einem Klumpen Teig einen Fladen formte und ihn auf die Vertiefung an der Oberseite des »Ofens« warf. Nach einer Weile wendete sie den Fladen - ohne jedes Hilfsmittel, nur mit der bloßen Hand. »Ihr habt gewiss Hunger.«
    Die Frau nahm den Fladen vom Ofen und reichte ihn Beatrice. Geistesabwesend holte diese ihren Beutel hervor und kramte ein Geldstück heraus. Natürlich hätte sie die Frau nach dem Namen der Stadt fragen können. Das wäre schließlich die einfachste Sache der Welt gewesen. Aber sie hatte Angst davor. Sie fürchtete aufzufallen, Verdacht zu erregen, die Menschen dieser Stadt unnötig auf sich aufmerksam zu machen - und ließ es bleiben. Statt die Frage, die ihr so auf der Seele brannte, zu stellen, nahm sie das heiße Brot und biss hinein, ohne dabei auf den Geschmack zu achten oder zu bemerken, dass sie sich die Zunge verbrannte. Sie hörte nicht einmal, dass die Frau hinter ihr herrief, dass sie für das Geld alle Brote auf einmal haben könne. Sie war verzweifelt. Ihre Kehle schnürte sich zu. Und das Brot, das bestimmt unter anderen Umständen köstlich geschmeckt hätte, verdichtete sich in ihrem Mund zu einem klebrigen Klumpen, an dem sie würgte. Dies war bestimmt nicht Qazwin. Sie hatte sich geirrt. Sie war falsch geritten, hatte den Sonnenstand falsch interpretiert. Sie konnte mit ihrer Suche noch einmal ganz von vorn beginnen, oder? Dabei drängte die Zeit. Womöglich hatte Hassan bereits eine Spur von Ali gefunden. Und dann gab es schließlich auch noch die Fidawi.
    Während Beatrice hin und her überlegte, stolperte sie beinahe über eine Frau, die vor ihr auf dem Boden hockte und die Ware eines Gemüsehändlers prüfte.
    »Pass

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