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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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mich, und ich werde dir helfen.«
    »Wie?«
    »Du willst nach Süden reisen; andere von meiner Art bewohnen entlang des Weges Höhlen. Wie könntest du ihnen entgehen, wenn ich dich nicht auf Wegen vorbeiführte, die sie nicht bewachen?«
    »Das willst du tun?«
    »Wenn du mir das Leben schenkst.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Cugel. »Aber ich muß Sicherheitsvorkehrungen treffen; in deiner Blutgier könntest du auf die Idee kommen, die Vereinbarung zu mißachten.«
    »Du hast mich zum Krüppel gemacht; welche weitere Sicherheit willst du?« rief der Deodand. Nichtsdestoweniger fesselte Cugel ihm die Arme und band ein Leitseil um den dicken schwarzen Hals.
    So zogen sie weiter, der Deodand hinkend und hüpfend, und wie er versprochen hatte, führte er Cugel auf komplizierten Umwegen an den Höhlen seiner Artgenossen vorbei.
    Schließlich erreichten sie eine verkarstete und sandige Hochfläche weit über dem Tiefland, und der Deodand bezeichnete sie als jenseits seines Lebensbereichs liegend.
    »Was liegt dahinter?« fragte Cugel.
    »Ich weiß es nicht; dies ist die Grenze meiner Wanderungen. Nun laß mich frei und geh deiner Wege, und ich werde zu meinen Leuten zurückkehren.«
    Cugel schüttelte den Kopf. »Es wird bald Abend. Was sollte dich daran hindern, mir zu folgen und mich ein zweites Mal anzugreifen? Das beste ist, ich töte dich.«
    Der Deodand lachte traurig. »Drei andere folgen uns. Töte mich, und du wirst die Sonne nicht mehr aufgehen sehen.«
    »Wir werden zusammen Weiterreisen«, entschied Cugel.
    »Wie du willst.«
    Zurückblickend, sah Cugel schwarze Gestalten von Schatten zu Schatten gleiten. Der Deodand beobachtete ihn mit vielsagendem Grinsen. »Du würdest gut daran tun, sofort haltzumachen. Warum warten, bis es dunkel wird? Der Tod kommt mit weniger Schrecken, solange es Tag ist.«
    Cugel antwortete nicht, sondern beschleunigte das Tempo. Sie kamen in ein trogförmiges kleines Tal, wo der Wind weniger heftig blies. Ein klarer Gebirgsbach hüpfte zwischen Polstern aus Gräsern und Kräutern talwärts, und die Hänge zu beiden Seiten waren mit Lärchen und Zirben bestanden. Der Deodand begann Zeichen von Unbehagen zu zeigen, zerrte an seinem Leitseil und hinkte mit übertriebener Beschwerlichkeit. Cugel konnte in der Schaustellung keinen Grund erblicken; bis auf die anderen Deodander, die in weitem Abstand folgten, schien es weit und breit nichts Bedrohliches zu geben. Nach einer Weile wurde Cugel ungeduldig. »Ich hoffe eine Unterkunft zu finden, ehe es dunkel wird. Dein Hinken und Zerren ist mir lästig.«
    »Daran hättest du denken sollen, bevor du mich mit einem Felsbrocken verkrüppeltest«, sagte der Deodand. »Schließlich begleite ich dich nicht aus freien Stücken.«
    Cugel blickte zurück. Die drei Deodander, die zuvor von Deckung zu Deckung geschlichen waren, folgten ihnen jetzt ganz offen. »Hast du keine Kontrolle über den schrecklichen Appetit deiner Artgenossen?« verlangte Cugel zu wissen.
    »Ich habe keine Kontrolle über meinen eigenen Appetit«, erwiderte der Deodand. »Nur meine gebrochenen Knochen hindern mich daran, dir an die Kehle zu springen.«
    »Möchtest du leben?« fragte Cugel und legte die Hand an den Degenknauf.
    »Bis zu einem gewissen Grad, aber nicht mit der inbrünstigen Gier der echten Menschen.«
    »Wenn dir dein Leben auch nur ein wenig bedeutet, dann befiehl deinen Freunden, daß sie umkehren.«
    »Es wäre nutzlos, weil sie nicht auf mich hören würden. Und außerdem, was bedeutet dir das Leben? Sieh nur, vor dir erheben sich die Berge von Magnatz!«
    »Behauptetest du nicht, der üble Ruf dieser Gegend beruhe allein auf Legenden?«
    »Genau, aber ich sprach nicht von der Natur der Legenden.«
    Während sie sprachen, ging ein sanftes Zischen oder Seufzen durch die Luft, und als Cugel umherblickte, sah er, daß die drei Deodander gefallen waren, durchbohrt von Pfeilen. Vier junge Männer in braunen Jagdkleidern kamen den Hang herunter. Sie hatten frische Gesichter, braunes Haar und schienen von Gesundheit und Kraft zu strotzen. Der vorderste rief: »Wie ist es möglich, daß du aus dem unbewohnten Norden kommst? Und warum gehst du mit dieser gräßlichen Kreatur der Nacht?«
    »Das ist leicht zu beantworten«, sagte Cugel. »Erstens ist der Norden nicht unbewohnt. Und was diese schwarze Kreuzung von Dämon und Kannibale angeht, so habe ich ihn eingestellt, daß er mich sicher durch die Berge führt, bin aber mit seinen Diensten unzufrieden.«
    »Ich tat

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