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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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gegenwärtig von einem bösen Geist besessen; tu auf keinen Fall, was er dir sagt. Dies ist meine Warnung.«
    Darauf stieß Fabeln ein wildes Ächzen aus und rief aus der Höhle: »Er lügt! Komm herein in die Höhle!«
    Cugel hob abwehrend die Hand. »Auf keinen Fall. Sei vorsichtig!«
    Das Mädchen spähte ängstlich zur Höhle, wo jetzt Fabeln erschien und heftig gestikulierte. Das Mädchen wich zurück. »Komm!« rief Fabeln. »Komm in die Höhle!«
    Sie schüttelte den Kopf, und Fabeln versuchte, sich von der Kette loszureißen. Die Rattenleute zerrten ihn hastig zurück ins Höhleninnere, wo Fabeln so wütende Gegenwehr leistete, daß die Rattenleute gezwungen waren, ihn zu töten und seinen Leichnam in den Bau zu ziehen.
    Cugel lauschte aufmerksam, wandte sich dann dem Mädchen zu und nickte. »Alles ist jetzt gut. Fabeln hinterließ mir gewisse Wertgegenstände zu treuen Händen; wenn du mit mir in die Höhle gehst, werde ich sie dir geben.«
    Das Mädchen schüttelte verwirrt den Kopf. »Fabeln besaß nichts Wertvolles!«
    »Du solltest dir die Gegenstände wenigstens ansehen.« Cugel geleitete sie höflich zur Höhle. Sie trat zögernd vorwärts, spähte hinein und wurde sofort von den Rattenleuten gepackt und in den Bau geschleift.
    »Dies ist Punkt eins auf meinem Konto«, rief Cugel, als sie drinnen waren. »Vergeßt nicht, ihn gutzuschreiben!«
    »Wir haben es notiert«, antwortete eine quietschende Stimme. »Noch ein solcher Punkt, und du bist frei.«
    Den Rest des Tages verbrachte Cugel vor der Höhle und hielt nach weiteren Kandidaten Ausschau, aber niemand ließ sich blicken. Als es dunkel wurde, zog man ihn in die Höhle zurück und in den Bau hinab, wo er auch die vergangene Nacht verbracht hatte. Statt mit Fabeln teilte er das Gefängnis jetzt mit Fabelns Tochter. Nackt, schmutzig und mit Abschürfungen an Knien und Ellbogen, lag sie in einem Winkel und starrte ihn verstört an. Cugel versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen, aber sie schien der Stimme beraubt.
    Das Abendessen wurde gebracht. Während Cugel aß, beobachtete er verstohlen das Mädchen. Sie war nicht ohne Anmut, wenngleich niedergeschlagen und schmutzig. Cugel kroch näher, aber der Gestank der Rattenleute war so stark, daß ihm die Lust verging und er sich zurückzog.
    Während der Nacht gab es im Bau verstohlene Geräusche: ein Schaben, Kratzen und Scharren. Cugel erwachte, stützte sich auf einen Ellbogen und sah, wie ein Stück des Bodens vorsichtig aufklappte und rauchiggelbes Licht aus der Öffnung in das enge Gefängnis fiel. Cugel schrie auf, aber es war zu spät: als Rattenleute mit Spießen in den Bau gerannt kamen, war das Mädchen verschwunden.
    Die Rattenleute waren außer sich vor Wut. Sie hoben den Stein und kreischten Flüche und Beschimpfungen in die Bodenöffnung. Andere erschienen mit Eimern voll Unrat, die sie unter weiteren Schmähungen in das Loch entleerten. Einer erklärte Cugel die Situation. »Unter uns leben andere Wesen; sie bestehlen und betrügen uns bei jeder Gelegenheit. Eines Tages werden wir Vergeltung üben. Diese Nacht mußt du anderswo schlafen, falls sie einen weiteren Vorstoß unternehmen.« Er machte Cugels Kette los, wurde aber von den anderen gerufen, die den lockeren Stein im Boden festzementierten.
    Cugel stahl sich hinaus und in die Richtung, wo er den Ausgang vermutete, aber eine Abzweigung verwirrte ihn, und er geriet in eine Röhre, die abwärts führte und zunehmend enger wurde; bald waren seine Schultern beengt, und er mußte auf dem Bauch vorwärts kriechen.
    Seine Abwesenheit wurde entdeckt; von hinten kamen quietschende Wutschreie, als die Rattenleute hierhin und dorthin rannten. Die Röhre machte eine scharfe Biegung in einem Winkel, dem Cugel nur mit äußerster Anstrengung folgen konnte. Er zwängte und wand sich mit pfeifendem Atem weiter und gelangte in einen geräumigeren Gang. In einer Nische sah er einen Feuerball, den er mit sich nahm.
    Die Rattenleute näherten sich, Schmähungen kreischend. Cugel floh in einen Seitengang, der sich bald darauf in einen Lagerraum öffnete. Die ersten Gegenstände, die er dort sah, waren sein Degen und sein Beutel.
    Die Rattenleute stürzten mit dreizackigen Spießen in den Raum. Cugel stieß und hieb und trieb sie in den Gang zurück, wo sie unruhig hin und her liefen und schrille Drohungen ausstießen. Gelegentlich stürmte einer von ihnen vor, aber als Cugel zwei dieser Vorwitzigen tötete, zogen die übrigen sich weiter zurück und

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