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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Gründe?«
    »Es ist ganz einfach: die Rattenleute sind verdammt schlau! Wer zwei andere in die Höhle lockt, gewinnt für sich selbst die Freiheit. Du bist der erste auf meinem Konto; ich brauche nur noch einen zweiten hereinzulocken, und ich bin ein freier Mann. Ist das nicht richtig, Zaraides?«
    »Nur in einem gewissen Sinn«, erwiderte der Alte. »Von Rechts wegen darfst du dir diesen Mann nicht gutschreiben; wenn Gerechtigkeit geschähe, würdet ihr zwei auf mein Konto gehen; haben euch nicht meine Pergamente zur Höhle gebracht?«
    »Aber nicht hinein!« widersprach Fabeln. »Hier liegt die sorgfältige Unterscheidung, die gemacht werden muß! Die Rattenleute sind der gleichen Meinung, und darum haben sie dich nicht freigelassen.«
    »In diesem Fall«, sagte Cugel, »beanspruche ich hiermit dich für mein Konto, weil ich dich in die Höhle schickte, um die Verhältnisse im Innern zu erkunden.«
    Fabeln zuckte mit der Schulter. »Das mußt du mit den Rattenleuten ausmachen.« Er runzelte die Stirn und zwinkerte mit den kleinen Augen. »Warum sollte ich nicht mich selbst zu meinen Gunsten anschreiben? Das ist ein Punkt, der erwogen werden sollte.«
    »Nichts da, nichts da«, kam eine schrille Stimme von irgendwo. »Wir rechnen nur solche Zulieferungen an, die nach der Gefangennahme gemacht werden. Fabeln wird keinem gutgeschrieben. Ihm aber wird ein Punkt gutgeschrieben, nämlich der Person dieses Cugel. Zaraides hat die Punktzahl null.«
    Cugel befühlte den eisernen Kragen. »Was geschieht, wenn wir keine Zulieferungen machen können?«
    »Du hast einen Monat Zeit, nicht länger. Wenn es dir innerhalb dieser Zeit nicht gelingt, wirst du verspeist.«
    »Ich glaube, daß ich so gut wie frei bin«, sagte Fabeln im Ton eines nüchternen Rechners. »Meine Tochter wartet in der Nähe. Es ist nur geziemend, daß ich durch sie die Freiheit wiedergewinne.«
    »Es wird interessant sein, deine Methoden zu beobachten«, bemerkte Cugel. »Wo ist sie zu finden, und wie willst du sie rufen?«
    Fabelns Miene nahm einen boshaften Ausdruck an. »Ich sage dir nichts! Wenn du Punkte sammeln willst, mußt du dir selbst etwas ausdenken!«
    Zaraides zeigte zu einer Tafel, wo Pergamentstreifen lagen. »Wenn es stürmt, lasse ich einladende Botschaften in die Luft werfen und vom Wind in den Wald tragen. Die Methode ist von fragwürdiger Zweckmäßigkeit, weil sie Wanderer zum Höhleneingang lockt, aber nicht weiter. Ich fürchte, daß ich nur noch fünf Tage zu leben habe. Wenn ich nur meine Bücher hätte! Welche Magie, welche Zauberkräfte! Ich würde diesen Kaninchenbau von einem Ende zum anderen aufreißen; ich würde jedes dieser menschlichen Nagetiere in grünes Feuer verwandeln. Ich würde Fabeln bestrafen, weil er mich betrogen hat ... hmm, was würde ich ihm antun? Den Drehwurm? Lugwilers fressende Krätze?«
    »Der Zauber der endgültigen Verkapselung hat seine Vorzüge«, meinte Cugel.
    Zaraides nickte. »Die Idee hat manches für sich ... aber dies sind müßige Träume: meine Zauberbücher wurden weggenommen und an einen geheimen Ort verbracht.«
    Fabeln schnaufte und wandte sich zur Seite. Cugel stieß den niedrigen Hocker unter Fabeln weg, und der Kräutersammler fiel zu Boden. Er wälzte sich herum und sprang Cugel an, der den Hocker auf ihn warf.
    »Ruhe!« rief die schrille Stimme. »Ruhe, oder es werden Strafen verhängt!«
    »Cugel stieß den Hocker unter mir fort, um mich zu Fall zu bringen«, klagte Fabeln. »Warum wird er nicht bestraft?«
    »Ein unglücklicher Zufall«, stellte Cugel fest. »Meiner Meinung nach sollte der jähzornige Fabeln wenigstens zwei Wochen lang ohne Verbindung mit der Außenwelt gehalten werden.«
    Fabeln begann Beschimpfungen auszustoßen, doch die schrille Stimme hinter dem Gitter brachte ihn zum Schweigen. Bald darauf bekamen sie ihr Essen, eine Art Maisbrei von widerlichem Geruch. Nach der Mahlzeit wurden sie gezwungen, in einen engen Bau auf einer tieferen Ebene zu kriechen, wo sie an die Wand gekettet wurden. Cugel sank in unruhigen Schlummer, um von einem an Fabeln gerichteten Zuruf geweckt zu werden: »Die Botschaft wurde überbracht und wurde mit großer Aufmerksamkeit gelesen.«
    »Eine gute Nachricht!« rief Fabeln erfreut. »Morgen werde ich als ein freier Mann durch den Wald wandern!«
    »Ruhe«, krächzte Zaraides aus der Dunkelheit. »Muß ich täglich Pergamente zum Vorteil anderer schreiben und dann noch bei Nacht wachliegen und deine nichtswürdige Prahlerei

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