Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
bedrückender Natur«, sagte er und erhob sich ebenfalls.
Als er uns zurückgeleitete, fiel mir wieder das Prunkgewand neben der Tür auf. »Seid Ihr ebenfalls zu der Festlichkeit heute Abend geladen?«, fragte ich ihn.
Er lächelte. »Ich bin froh, die Krönung mit eigenen Augen sehen zu können«, sagte er stolz. »Wie ich euch sagte, bin ich ein alter Freund der Familie. Ich hatte die Ehre, Faihlyd in der Kunst des Schreibens unterrichten zu dürfen. Um nichts in der Welt würde ich diesen Anlass versäumen.«
22. Wolf und Elf
Als wir die Bibliothek verließen, schlug ich eine schnellere Gangart an. »Was hast du vor?«, fragte mich Leandra.
»Zurück zum Haus. Ich muss zur Donnerfeste, die anderen holen.« Ich sah zur Sonne hoch. So vieles war geschehen, seit unsere Gefährten durch das Tor zur Donnerfeste gereist waren, aber die Sonne hatte sich gerade mal etwas über einen Daumenbreit weiter erhoben.
»Warum?«
»Ich glaube, dass sich heute Abend etwas abspielen wird«, sagte ich.
Leandra hatte verstanden. »Hier entlang.«
»Warum?« Es war nicht der direkte Weg zum Platz des Korns, wo unser Haus stand.
»Du brauchst wärmere Kleider. Ich habe hier irgendwo einen Pelzhändler gesehen«, sagte sie.
»Ich werde kaum Zeit haben zu frieren. Ich werde mich beeilen müssen«, rief ich.
»Dann beeil dich in einem warmen Pelz.«
Der Pelzhändler bekam fast einen Herzanfall, als Leandra ohne richtig stehen zu bleiben einen Pelz aussuchte und ihm einfach ein Goldstück in die Hand drückte. Er sah uns fassungslos nach, als wir weitereilten. An einem anderen Stand erwarb ich noch rasch eine Laterne und fünf Kerzen.
Diese Eile wiederum erregte das Misstrauen der Torwachen zum Platz des Korns, und wir verloren wertvolle Momente, während die Wachen sorgfältig ihre Steckbriefe durchgingen. Offenbar wurden wir nicht gesucht, denn letztlich ließ man uns passieren.
»Was soll ich in der Zwischenzeit machen?«, fragte Leandra.
»Versuch so viel wie möglich über den Juwelier Wasari herauszufinden. Finde Faihlyd und teile ihr mit, was wir jetzt wissen. Wenn ich bis zur fünften Mittagsstunde nicht wieder zurück bin, such Armin auf. Bis zur Feier und der Krönung sollten wir allerdings wieder hier sein. Sorg dafür, dass wir vorgelassen werden. Alles andere überlasse ich dir, du weißt genauso gut wie ich, was zu tun sein wird.«
»Meinst du, dass die anderen wirklich nötig sind?«, fragte sie.
Wir waren am Haus angekommen. Lange mussten wir warten, bis uns niemand dabei beobachtete, wie wir in den Keller eilten, dann öffneten wir die Tür zum Torraum.
»Wenn alles so läuft, wie es Faihlyd und Armin vorgesehen haben, wohl kaum. Wenn es anders kommt, dann habe ich das Gefühl, dass das Haus des Löwen fallen könnte. Wenn unser Gegner an die Macht kommt, was, meinst du, wird er als Nächstes tun? Wir sind ihm schon auf die Füße getreten, oder nicht?«
Ich legte die Steine aus. Mittlerweile kannte ich das Muster auswendig, aber ich überprüfte es dennoch sorgfältig.
Leandra stand unschlüssig außerhalb des Musters. »Sollte ich nicht mitkommen?«
Ich kniete auf dem Boden des Torraums und sah zu ihr hoch. »Wir müssen versuchen, es zu vereiteln, was immer es ist. Du bist die Gesandte unserer Königin. Dein Wort zählt mehr als meins. Aber pass auf dich auf. Wenn du in Gefahr gerätst, begib dich zur Botschaft Askirs. Die Götter mit dir!«
»Die Götter mit …«
In dem Moment, in dem ich den Schlussstein in seine Vertiefung fallen ließ, sah ich hinter ihr, wie die Tür zum Keller sich öffnete und im Türrahmen das überraschte Gesicht Armins erschien.
Die Kälte, über die ich eben noch so nachlässig gesprochen hatte, traf mich wie ein Hammerschlag. Da wir uns beeilt hatten, zum Haus zu kommen, war ich nass geschwitzt, und es dauert nur wenige Momente, bis der Schweiß kühler wurde, als es mir lieb war. Ich hüllte mich in den Umhang aus Wolfspelz, den Leandra erworben hatte, und verfluchte die leichten Schuhe, die ich in Gasalabad trug. Immer noch lag Holgar an der Stelle, wo er gefallen war, und er hatte mit Leder gebundene Pelzüberstiefel an.
Ich beschloss, dass er sie nicht mehr brauchte und auch gut auf seine Handschuhe verzichten konnte. Die Stiefel waren etwas klein, aber sie passten gerade noch. Dass diese Stiefel auf der Unterseite eine harte Sohle mit kleinen Nägeln besaßen, war ein willkommener Bonus. Bis ich sie anziehen konnte, hatte die Kälte schon das dünne Leder
Weitere Kostenlose Bücher