Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
beschrieb einen Bogen, der einer anderen Kreatur den Kopf abschlug. Flüssiges Feuer schien über meine Schulter zu laufen, als das Leben dieses Wesens durch die Klinge floss und sich der Bruch wieder richtete.
Ich schob den Kadaver des Werwolfs mit Schwierigkeiten von mir herunter, stand wankend auf und wischte mir Blut aus den Augen. »Alle noch da?«, fragte ich, meine Stimme klang rau.
»Mehr oder weniger«, sagte Janos. Er war bleich und hielt seine linke Hand hoch. »Das letzte Vieh hat mir den Finger nun ganz abgerissen!« Von seinem kleinen Finger, dem ohnehin schon ein Fingerglied gefehlt hatte, war nur noch ein Knochensplitter übrig.
»Janos Neunfinger klingt auch ganz gut«, sagte ich, und er lachte trocken. Mit der anderen Hand half er Sieglinde hoch, deren Gesicht aufgrund einer Kopfverletzung blutüberströmt war.
Zokora trat zu ihr, legte eine Hand auf die Wunde, und das Blut gerann.
»Waren das alle?«, fragte ich, immer noch keuchend.
»Einer noch«, sagte Zokora. »Dort hinten.«
Sie ließ ihr Licht aufsteigen und beleuchtete das letzte verbliebene Monstrum. Und dieses Vieh war wahrlich imposant. Es war mindestens doppelt so groß wie ich und schneeweiß. Es stand dort, ein gutes Stück weiter den alten Weg entlang. Anders als die Werwölfe um uns herum trug dieses Biest einen Lendenschurz und einen gehörnten Knochenhelm. In der linken Pranke hielt es einen langen Stab, höher als es selbst war und weiß, als ob der Knochen eines gigantischen Tieres dafür herhalten musste. Das obere Ende war zu einem Wolfskopf geformt.
Eine Knochenkette verschwand fast im Pelz seines Halses. Ich sah weg von dem Albino und musterte die Leichen der anderen Werwölfe. Keiner trug eine silberne Kette. Mist.
Ich sah wieder zu dem Albino. Er stand einfach da und sah uns an. Allein die Art, wie er stand, sagte mir, dass er seine menschliche Denkfähigkeit nicht verloren hatte.
»Was will er von uns? Warum steht er nur da?«, fragte Varosch. »In dem Licht kann ich ihm ein Auge ausstanzen, aber ich fürchte, das hat keinen Sinn. Ich glaube, er deutet gerade auf Euch!«
Ich seufzte. Der Werwolf hatte die Pranke erhoben und ja, es sah aus, als ob er auf mich deutete. Warum immer ich?
»Ich gehe hin und frage ihn, was er will«, sagte ich.
»Wenn er dich versteht. Die anderen kannten nur ein Wort«, meinte Varosch. »Wuff!« Der Scherz war nicht gelungen, doch er nötigte uns ein schwaches Lächeln ab, mehr hatten wir im Moment nicht übrig für Humor.
»Der frisst Euch auf«, sagte Janos. Er hatte die Kerze aus meiner Laterne herausgenommen und die Spitze seines Dolches in die Flamme gehalten, jetzt drückte er die heiße Klinge an seinen Fingerstumpf. Es zischte, und er stöhnte kurz auf.
»Zeig her«, sagte Zokora und zog seine Hand zu sich herab. »Geh besser jetzt, bevor dem Wolf etwas anderes einfällt«, sagte sie, ohne zu mir hinzusehen.
»Komm ihm nicht zu nahe. Die Viecher haben einen üblen Mundgeruch«, presste Janos heraus, als Zokora den Knochensplitter berührte. Er wirkte im Licht der Kerze grau, und trotz der Kälte standen ihm Schweißperlen auf dem Gesicht.
Ich behielt Seelenreißer in der Hand, als ich mich dem Biest näherte.
Es ließ die Pranke sinken und wartete. Als ich etwa vier Schritte vor ihm angekommen war, hob es kurz die Hand, und ich blieb stehen. »Was willst du?«, fragte ich ihn.
»Töten«, kam die gutturale, aber überraschend verständliche Antwort.
»Gut.« Ich zuckte mit den Schultern. Die linke schmerzte immer noch. »Versuch’s.«
Er zog die Lefzen nach hinten, es sah aus, als ob er grinste. Die Zähne waren beeindruckend, und Janos hatte recht. Fürchterlicher Mundgeruch.
»Nicht mehr töten. Dich gesehen. Hier und Traum. Du Gott befreit. Du fast Freund«, knurrte er.
Ich blinzelte.
»Wir kommen weit, als Wolf erwacht. Ich dich sehe und weites Land. Nicht Eis, viel Grün. Wir wissen von grünem Land. Schon viel versucht zu bekommen. Metallmenschen nicht Land geben wollen. So viel Land. Du geben Land, wir Freunde. Du nicht geben Land, wir sterben.«
Ich sah ihn fassungslos an. »Du greifst uns an, und jetzt sollen wir dir Land geben, damit wir Freunde sind?«
»Ja. Du Wolfsblut. Ich riechen Wolfsblut. Du Freund. Traum du gibst Land. Wir nicht viel Stamm. So viel wie Klauen an Pfoten von dir und mir und ihm und ihr.«
Ich runzelte die Stirn und rechnete es durch. »Achtzig?«
Er sah mich fragend an.
Ich steckte Seelenreißer in die Scheide und spreizte
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