Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
noch etwas kahl, aber wir hatten alle bequem Platz. Leandra und Armin hatten sich bereits länger unterhalten, während sie auf unsere Rückkehr warteten, und Armin war über unsere Mutmaßungen hinsichtlich seiner Person und seiner Pläne informiert. Kurz setzte ich die anderen darüber in Kenntnis.
»Es ist fast alles so, wie Ihr dachtet, Esseri«, offenbarte sich Armin schließlich. Er bestand darauf, uns zu bedienen, und war mit einer Teekanne unterwegs. Der heiße Tee war willkommen; trotz des wohltuenden Bades fröstelte ich immer noch.
»Aber auch ich habe Euch die Wahrheit erzählt. Zur Zeit ist immer noch mein Bruder Herr des Hauses des Adlers. Allerdings kam er auf meine Einladung hierher, und ich glaube, dass er froh wäre, wenn ich das Haus wieder führen würde.« Er schenkte mir noch einmal nach, stellte die Teekanne ab und setzte sich. »Während des letzten Jahres versuchte ich natürlich alles Mögliche, um Helis zu finden. Und ich fand heraus, dass es sehr wohl noch viele Menschen gibt, die das Haus des Adlers schätzen oder von ihm abstammen und es gerne sehen würden, wenn es neu erstünde. Nach Janas war Gasalabad eine der wichtigsten Städte unseres Hauses. Ich fand überraschende und weitreichende Unterstützung. Natürlich blieb meine Suche den Spionen des Emirs nicht verborgen, ich handelte nicht in Heimlichkeit. Das, was ich tat – eine entführte Schwester zu suchen –, war ja nicht verboten. Eines Nachts jedoch versperrten mir die Soldaten des Emirs den Weg und brachten mich zu einem einfachen Haus, wo eine dunkel gekleidete Gestalt auf mich wartete. Ihr Name war Serana, sie versprach mir, bei der Suche nach meiner Schwester zu helfen. Ich hielt sie zunächst für die Tochter eines Adligen oder eines wichtigen Offiziers in der Wache des Emirs. Ich kam lange nicht darauf, wer sie wirklich sein könnte. Mittlerweile waren wir schon zu dem Schluss gekommen, dass Helis von einem Nekromanten entführt worden war. Als Serana das nächste Mal bei unserem Treffen das Auge von Gasalabad bei sich trug, wusste ich, wer sie war.« Er blickte auf seine Teetasse hinab. Dann sah er mich direkt an. »Ich war darüber unglücklich. Das Haus des Adlers wieder auferstehen zu lassen, war nichts als ein alter Traum. Niemand von uns glaubte wirklich daran. Ich weiß, dass Ihr, Havald, vermutet habt, dass der Zirkus nichts anderes ist als eine Tarnung, aber dem ist nicht so. Er ist unsere Heimat und unsere Haupterwerbsquelle, und wir konnten so, mehr für uns als für andere, unsere Fähigkeiten üben … Aber niemand von uns ist ein echter Soldat. Wir sind Akrobaten. Ihr habt aber insofern recht, dass ich an ihn dachte, als Faihlyd auf die Idee kam, dass es vielleicht möglich wäre, das Haus des Adlers wieder auferstehen zu lassen.«
»Es war Faihlyd?«, fragte Janos. Er massierte seine linke Hand. Wenn er Schmerzen hatte, war ihm davon nicht viel anzusehen, aber mir erschienen die Linien in seinem Gesicht tiefer. Sieglinde saß kerzengerade neben ihm, unter dem dünnen Stoff ihres Kleides zeichnete sich der Verband um ihren Brustkorb deutlich ab. Neben ihr stand Eiswehr mit der Spitze auf dem Boden, hin und wieder berührte sie sein Heft.
Natalyia saß neben ihr. Sie war ebenfalls wieder erwacht, aber immer noch kreidebleich und aß für fünf. Sie hörte zu, war aber wohl zu beschäftigt mit Essen, um irgendetwas zu sagen.
Armin nickte. »Das Haus des Adlers fiel vor fast siebenhundert Jahren. Es ist, als ob man sagen würde, dass ein entfernter Vorfahr ein König war und man deshalb Anspruch auf den Thron hätte. Niemand glaubt an so etwas. Aber Faihlyd ist anders. Sie hat schon immer sehr weit vorausgeschaut.« Er lächelte etwas schief. »Sie mag die alten Legenden, und sie ist romantisch. Warum sie sich in mich verliebte, weiß ich nicht, ich weiß nur, warum ich sie liebe. Aber als Bürgerlicher komme ich für eine Heirat nicht in Frage. Deshalb kam sie auf diesen verrückten Plan.«
»Aber du hast ihr zugestimmt?«, fragte Leandra.
Armin zuckte mit den Schultern. »Ihr kennt sie nicht. Sie hat die Fähigkeit, Menschen mitzureißen, und ihr Plan gab uns Hoffnung.«
»Als Bürgerlicher darfst du sie nicht heiraten?«, fragte ich.
Armin schüttelte den Kopf. »Ich hörte bereits, dass Ihr und die Essera uns auf dem Schiff gesehen habt, und Ihr habt richtig vermutet. Wir haben unseren Schwur geleistet. Aber er ist bloß symbolisch.« Er sah mich an. »Bei den Göttern schwöre ich, dass sie
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