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Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Titel: Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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doch noch einmal Treue zeigen und gestehen?«
    Der Mann schluckte. Ich musterte ihn, suchte zu erkennen, ob er einer der Männer auf den Zeichnungen Zokoras war. Ich erkannte ihn nicht wieder. Aber er hatte in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mann, den sie in der Nacht gesehen hatte, dem Anführer der Männer, die Marinae überfallen hatten. Wie sehr konnte ich Zokoras Erinnerungen trauen? Ich fand, dass ich ihr mehr traute als Marinaes Worten. Zudem schien mir der Unglaube im Gesicht des Mannes echt, bevor es in Entsetzen umschlug. Was ging hier vor?
    Der Mann verbeugte sich, Metall glitzerte in seiner Hand.
    »Schießt!«, rief jemand, und drei Bolzen trafen den Mann. Lautlos fiel er zu Boden, stürzte vom Podest vor Marinaes Füße. Die Bolzen hatten sicher getroffen, aber sie waren unnötig gewesen, er hatte sich den Dolch selbst in die Kehle gerammt.
    »Aber Marinae«, sagte eine junge Frau aus den Reihen des Baums. »Wir lieben dich! Ich …«
    »Schweigt«, fuhr Marinae sie mit kalter Stimme an. »Wie kann ich einem Haus trauen, das bereit ist, seinen eigenen Erben zu ermorden und einen unschuldigen Säugling noch dazu?«
    Sie drehte sich zu dem Thron und den fassungslosen Mitgliedern des Hauses des Baums hin und hob eine Hand. Sie schlug mit der flachen Hand durch die Luft, als ob sie etwas zerschlagen würde. »Ich zerreiße die Bande der Liebe und weise das Haus des Baums ab«, rief sie. Wieder diese Geste. »Ich zerschlage das eiserne Band der Pflicht und weise das Haus des Baums von mir!« Ein weiteres Mal das Gleiche. »Ich zerschlage das Band der Treue und wende mich ab vom Haus des Baums!«
    Totenstille herrschte im Thronsaal. Eine junge Frau aus dem Haus des Baums fing an zu weinen, andere sahen Marinae fassungslos an. Marinae beachtete sie nicht und wandte sich stolz und aufrecht an ihren Vater. »Bin ich noch im Haus des Löwen willkommen, Vater? Stehe ich noch unter deinem Schutz?«
    Der Emir blinzelte, er war bleich. »Ja, Marinae, natürlich bist du willkommen im Haus des Löwen.« Er warf einen zornigen Blick zum Haus des Baums hinüber. Nun, wenn an Marinaes Anschuldigungen etwas dran war, so waren sie entweder allesamt erstaunlich gute Schauspieler oder wussten tatsächlich nichts davon. Hier stimmte etwas nicht. Und noch im Tode trug das Antlitz dieses Gerim ein ungläubiges Entsetzen auf seinen Zügen.
    »Ich bin deine Tochter. Ich bin vier Jahre älter als Faihlyd und erprobt im Regieren eines Hauses, sei es auch noch so verräterisch. Du wähltest den Baum für mich, eine Wahl, die mich beinahe Kind und Leben kostete. Bin ich nicht deine Tochter? Und deine Erbin durch meine Geburt?«
    Der Emir schluckte.
    »Ja, aber ich entschied, Faihlyd zu meinem Erben zu machen!«
    Marinae bewegte sich langsam durch die Menschenmenge, die sie gebannt ansah, bis sie neben den Priestern vor dem Podest stand. Marinae schenkte ihnen keinen Blick, ihre Aufmerksamkeit galt allein ihrem Vater.
    »Das ist dein Recht, Vater, aber ist es nicht auch deine Pflicht, die Krone jenem Erben zu geben, der am besten dazu geeignet ist, sie zu tragen?«
    »Ich liebe dich, Marinae, aber Faihlyd ist in meinen Augen besser geeignet für Gasalabad. Ich glaubte dich sicher und geliebt in den Armen des Baums.«
    Marinae nickte. »Gut, Vater, es ist ja einfach zu prüfen, ob du die beste Wahl getroffen hast. Faihlyd, geliebte Schwester … Ich sehe, du trägst das Auge, wie es dein Recht als Erbe ist. Sag mir, bringst du es auch zum Leuchten?«
    Ich stieß einen leisen Fluch aus, Leandra setzte sich stocksteif hin, Zokora blinzelte, und Janos hätte beinahe laut losgeschimpft. Hinter mir zog Armin überrascht die Luft ein, jeder von uns zeigte auf seine Art, wie ihm klar wurde, was hier geschah.
    Auf Faihlyds Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. »Wie meinst du das, Schwester?«
    »Wusstest du nicht, dass das Auge den besten Erben erkennen kann? Denjenigen, der am besten geeignet ist, den Kampf gegen die Nekromanten zu führen? So steht es geschrieben in einer alten Schriftrolle, die in der Bibliothek aufbewahrt wird. Es ist einfach. Führe das Auge an deine Stirn, und wenn du der Erbe bist, leuchtet es.«
    Faihlyd zeigte zum ersten Mal Unsicherheit, indem sie auf ihre Unterlippe biss. Dann hob sie das Auge aus ihrem Ausschnitt und führte es an ihre Stirn. Es blieb weiß, sonst tat sich nichts.
    »Gib es mir«, sagte Marinae und streckte die Hand aus.
    Faihlyd schaute mit großen Augen zu ihrem Vater hoch. Sie

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