Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
lieber.«
Faihlyd nickte ergeben. »Ich sollte mich setzen, ich fühle mich wirklich schwach«, sagte sie leise und sank zu Boden, wäre beinahe hingefallen.
Helis berührte Eiswehr, und ihre Augen weiteten sich.
Schnell ergriff sie mit beiden Händen das Heft des Schwertes und drehte den Drachenkopf um ein Viertel. Der Kopf löste sich vom Heft.
»Du solltest mir lieber die Krone geben, Schwester, solange du noch kannst«, sagte Marinae. Ich musste bei so viel Fürsorge weinen, es war ein tragischer Anblick, diese beiden Schwestern vereint zu sehen, die eine so tapfer, so kurz vor dem Tod, die andere bereit, ihre Pflicht ihrem Land und ihrem Volk gegenüber zu erfüllen.
Aus Eiswehrs Heft glitten zwei weiße Perlen in Helis’ Hand. Sie schloss die Hand um die Schmuckstücke und stand auf. In irgendeiner Ecke meines Verstandes wunderte ich mich über ihre zielstrebige Handlung. Sie warf die Perlen über den beiden Schwestern in die Luft. Zuerst flogen sie ganz normal, dann jedoch hörten sie auf zu fallen und schossen auf die Stirnen der Schwestern zu, um dort die Haut zu berühren.
Beide Schwestern zuckten zusammen, Faihlyd sprang zurück, und der Druck in meinem Kopf verschwand. Marinae fing an zu schreien, als die Perle an ihrer Stirn dunkel wurde und anfing, sich in ihre Haut zu graben. Sie riss die Hände nach oben, versuchte die Perle aus ihrer Stirn zu reißen, Blut lief ihre Finger herab, und ihre Gesichtszüge verschwommen wie Wasser.
»Faihlyd!«, rief Helis. Eine schnelle Bewegung, und der Drachenkopf war wieder an seinem Platz. Oben auf der Galerie legten die Schützen an, aber Eiswehr blieb in seiner Scheide.
»Faihlyd! Hier!«
Die Prinzessin sah überrascht zu Helis hinüber, die ihr Eiswehr an der Scheide hinhielt.
Marinae schloss die Finger um die schwarze Perle – es schien mir, als ob sie sich tief in ihre eigene Stirn gruben – und riss sie triumphierend heraus. Keine Wunde blieb zurück.
»So nicht!«, rief sie und erhob triumphierend ihren Blick. Mir schauderte, als ich die Fratze sah, die eben noch Marinaes Züge trug. Ihr Blick streifte mich nur, dennoch fühlte ich mich endlos in die Tiefe dieser schwarzen Augen gezogen. »So leicht nicht!« Ich spürte, wie sich der Druck in meinem Kopf wieder aufbaute, und verfluchte mich als einen Esel, dass ich nicht den kurzen Moment genutzt hatte, um mein Schwert zu rufen, nun war es wieder zu spät! Vielleicht auch nicht, denn …
»Aber so«, sagte Faihlyd laut und vernehmlich und zog Eiswehr. Die schimmernde Klinge beschrieb einen kurzen Bogen, und Marinaes Kopf, immer noch mit diesem Triumph auf ihren Zügen, die kaum noch Ähnlichkeit mit dem stolzen Gesicht von eben besaßen, sprang in einer blutigen Fontäne von ihren Schultern.
Zu meinem Entsetzen blieb Marinaes Körper aufrecht stehen und begann zu zucken, bevor er endlich nach einer scheinbaren Ewigkeit in sich zusammenfiel.
»Ruhe!«, rief Faihlyd. »Bleibt alle ruhig! Das ist nicht meine Schwester! Es war eine Nekromantin, das Auge hat mich soeben gewarnt.« Sie hielt Eiswehr empor. »Das ist das Schwert des Löwen. Es stand mir bei in dieser Not. Haltet Ruhe, es wird euch gleich alles offenbart werden.«
Vielleicht war es die Art, wie sie stand, oder ihre Stimme, oder die erhobene fahle Klinge Eiswehrs … Wie auch immer sie es erreichte, die Menge beruhigte sich. Wachen eilten herbei und trugen den enthaupteten Körper und den Kopf davon.
Faihlyd senkte Eiswehr vorsichtig und stellte es vor sich auf die Spitze der Klinge, es blieb stehen. Kein Blut war an dieser fahlen Klinge, und es schien mir, als wäre das Schwert zufrieden. Hätte es plötzlich wie eine Katze zu schnurren angefangen, wäre ich wohl kaum überrascht gewesen.
»Das«, begann Faihlyd mit einer Stimme voller Gefühl, »hätte ein glücklicher Tag sein sollen. Ich hoffte noch auf den weisen Rat meines Vaters für viele Jahre. Aber die Götter nahmen ihn mir. Und dann zeigte sich, dass meine arme Schwester doch nicht überlebt hat, dass dies ein Trick war, der Trick eines Nekromanten, sich der Krone Gasalabads zu bemächtigen.« Sie unterbrach kurz und atmete tief ein. »Bei einer Krönung ist Gesang und Tanz und ein freudiges Fest üblich, aber heute … heute bitte ich alle meine Gäste und mein Volk, sich zu den Tempeln zu begeben und für die Seelen meiner armen Schwester und meines Vaters zu beten, auf dass eure Worte sie sicher zu Soltars Hallen geleiten werden. Morgen Abend werde ich einen jeden,
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