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Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Titel: Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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war schon auf dem Weg ins Schlafzimmer. »Morgen, Armin. Morgen.«
    »Esseri! Ihr könnt nicht so etwas sagen und einfach schlafen gehen! Esseri!«
    Ich konnte. Wenn er noch etwas sagte, hörte ich es nicht.

6. Die Weiße Frau
     
    Am nächsten Morgen nahmen wir ein gutes Frühstück im Raum des Genusses zu uns. Armin hatte die Schriftrolle gefunden, die mir der Emir gegeben hatte, war ganz aufgeregt und brauchte einige Zeit, sich zu beruhigen. »Esseri, wisst Ihr, was das bedeutet?«
    »Ja.«
    »Ihr könntet nun ein eigenes Haus erwerben!«
    »Armin. Wir sind auf der Durchreise.«
    »Aber Esseri! Das ist …«
    »Armin.«
    Ich glaubte, Armin war empört darüber, dass ich die Ehre nicht zu schätzen wusste. Aber zum Zeitpunkt des Frühstücks hatte er sich wieder gefangen. Er selbst berichtete mir, dass er Essera Marinae, seine Schwester und das Kind bei einem Cousin untergebracht hatte, der absolut vertrauenswürdig sei. Ich hoffte, er hatte recht.
    Natalyia war ebenfalls bei uns, sie lag unter einem Bett versteckt. Es war mir immer noch unheimlich, sie so versteinert zu sehen und nur durch Seelenreißer zu erkennen, dass sie lebte. In der Hoffnung, dass sie mich verstand, erzählte ich ihr von dem Heiler, von dem die anderen gehört hatten.
    Von Leandra hatten wir noch immer keine Nachricht. Ich fragte nach, ob die anderen erfahren hatten, was hier gestern Nachmittag geschehen war.
    »Ja. Haben wir«, sagte Varosch. »Zokora meint, sie sei gespannt, ob die Nachtfalken sich etwas Neues ausgedacht haben.«
    Zokora sagte nichts dazu, sie las immer noch in dem Buch der lustvollen Erzählungen.
    Armin jedoch war nachdenklich. »Wisst Ihr, Esseri, diese Sache mit dem Brief … Es passt nicht zu den Nachtfalken. Sie haben den Ruf, immer persönlich zu erscheinen. Nicht nur das, sie lassen ihre Opfer meistens nicht ohne Möglichkeit, sie zu besiegen. Das klappt natürlich nicht, da sie im Kampf alle Tricks verwenden. Besiegt man sie aber dreimal, hören sie auf. Ich hörte, dies sei schon zweimal in den letzten fünfhundert Jahren geschehen. Ich kann fast nicht glauben, dass der Brief von den Nachtfalken kam.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich dazu noch sagen? Wir kamen überein, dass Zokora und Varosch den verrückten elfischen Heiler aufsuchen würden. Armin sollte weiter nach Leandra forschen. Ich selbst beschloss, mich noch einmal auf dem Platz der Ferne umzusehen. Vielleicht auch einen gewissen Tempel aufzusuchen, um mich zu beschweren. Wir vereinbarten, uns am Abend wieder zu treffen.
    Dann, in der Nacht, beabsichtigten wir, Zokoras Idee bezüglich unseres gefangenen Kopfgeldjägers, der immer noch im Laderaum des Schiffes schmorte, umzusetzen.
    Es gab immer noch Neues zu sehen in Gasalabad, aber meine Neugier war gering. Mein Weg führte mich zunächst zum Tempel des Soltar am Platz der Ferne. Die Priester beobachteten mich, als ich vor der Statue des Gottes stand, aber keiner sprach mich an. Ich verharrte eine Weile vor dem Bildnis, sagte aber nichts. Er auch nicht.
    Dann ging ich wieder.
    Ich aß eine Dattel, überlegte mir, ob ich die Bibliothek aufsuchen sollte, fand mich aber ohne Lust, irgendetwas zu tun. Also suchte ich in der Nähe eines Brunnens eine Bank, setzte mich und tat nichts anderes, als das Treiben der Leute um mich herum zu beobachten.
    Es waren weitaus mehr Stadtwachen zu sehen als vorher, sie liefen umher und machten grimmige Miene, was die Diebe allerdings nicht daran hinderte, ihrem Handwerk nachzugehen. Einmal sah ich auch das Mädchen, dem der Langfinger Selim den mir gestohlenen Beutel mit den Torsteinen zugesteckt hatte.
    Selim sah ich auch, für einen Moment, als er inmitten der Menge hasserfüllt in meine Richtung schaute. Einen Lidschlag später war er verschwunden. Also lebte er noch.
    »Havald«, erklang da plötzlich eine vertraute Stimme, und ich sprang auf. Den ganzen Tag lang hatte ich nach Leandra gesucht, doch als sie nun vor mir stand, hätte ich sie beinahe nicht erkannt.
    Ich hatte noch Zeit, die braune Haut und die langen schwarzen Haare wahrzunehmen, dann lag sie in meinen Armen. Ich riss ihr fast den Schleier ab. Ihr Mund schmeckte ungewohnt, doch es kümmerte mich nicht.
    Als ich Luft holen musste, sah ich über ihre Schulter hinweg zwei grinsende Gestalten, Janos und Sieglinde, beide ebenfalls kaum zu erkennen.
    »Dort drüben ist ein Haus des Kafje«, sagte Leandra und löste sich aus meinen Armen, aber nicht ohne über meine bärtige Wange zu streichen.

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