Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
holen, dann will ich dir etwas zeigen, das ich gestern gefunden habe.«
Der Hüter der Schlüssel zeigte sich von Leandras Schönheit deutlich beeindruckt, schien allerdings nicht glücklich darüber, dass ich wieder neue Gäste mitbrachte. »Wir brauchen nur einen weiteren Raum, Hüter der Schlüssel. Die Esseri ist meine Gemahlin«, sagte ich ihm.
»Glücklich seid Ihr, dass Ihr eine solche Schönheit Euer Eigen nennen dürft, Esseri!«, rief er, während mir Leandra einen Blick zuwarf, den ich nicht deuten konnte. »Die neuen Räume werden in Kürze für Euch bereit sein.«
»Gemahlin, hm?«, fragte Leandra. Sie lag im Bad und genoss das Wasser offensichtlich. Ich beobachtete fasziniert, wie sie ein langes Bein aus dem Wasser hob und einseifte. Die dunklen Hände und ihr Gesicht bildeten einen amüsanten Kontrast, auch wenn das Badewasser diese dunkle Färbung bereits aufhellte. »Warst du schon einmal verheiratet?«
Ich nickte, als ich anfing, mich ebenfalls zu entkleiden. »Ja, einmal. Ich habe sie geliebt.«
»Was ist geschehen?«, fragte sie.
»Sie starb.«
Leandra sah mich an. »Woran starb sie?«
»Am Alter.«
Sie nickte nachdenklich. Dann blickte sie zu mir hoch. »Was willst du?«
»Baden.«
Leandra und ein Bad, diese Kombination würde wahrscheinlich immer unübertrefflich sein.
»Das wird eng«, sagte sie, als ich ins Wasser glitt.
»Das ist die Absicht.«
Anschließend half ich ihr, sich zu gürten. Sie trug wieder ihre Rüstung mit dem schimmernden Greifen. Ein weißes, weites Obergewand und ein weißer Mantel mit Kapuze verbargen ihr Wappen, ließen aber deutlich erkennen, dass sie Rüstung trug. Ihren Schwertgürtel schnallte sie über das Gewand, sodass ihre schmale Taille betont wurde, der Gurt, an dem Steinherz hing, fand seinen Weg schräg zwischen ihren Brüsten. Der Griff von Steinherz stand über ihrer linken Schulter, der Drachenkopf schien mich aus seinen rubinroten Augen noch immer spöttisch zu mustern.
Vervollständigt wurde dies durch ihre kniehohen Stiefel aus Drachenleder und Mithrilkette und die Handschuhe aus dem gleichen Material, die sie hinter ihren Gürtel klemmte. An ihrer linken Hand glänzten zwei Ringe. Das lange Haar der Perücke hatte sie sorgfältig zu einem Zopf geflochten, der ihr bis zur Hüfte ging. Sie richtete noch eine Falte des Gewands und sah mich an. »Wie sehe ich aus?«
Ich küsste sie.
Auch Sieglinde und Janos hatten sich umgezogen, trugen die gleichen dunklen Gewänder, wie sie auch Varosch und Zokora bevorzugten – die Uniform für Leibwächter in Gasalabad. Janos hatte einen wesentlich stärkeren Bartwuchs als ich und sah verwegen aus, er grinste, als er sah, wie Sieglinde ihn musterte. Sie wurde rot und lächelte leicht, aber sie wirkte traurig.
»Was hast du?«, fragte ich sie.
»Serafine ist von mir gegangen«, sagte sie leise und strich mit ihrer Hand über Eiswehr. Sie trug es ähnlich wie Leandra, nur über der rechten Schulter. »Als ich Eiswehr berührte, hörte ich eine Art Seufzer, dann war sie nicht mehr da. Vielleicht ist sie in das Schwert eingegangen.«
Ich schaute ihr in die Augen und nahm sie kurz in die Arme, dann trat ich beiseite und sah zu, wie sie sich an Janos’ breite Brust lehnte und weinte.
Leandra trat neben mich und legte ihren Kopf an meine Schulter. »Ist es nicht seltsam«, sagte sie. »Wir haben Serafine eigentlich nie kennengelernt, dennoch ist es ein Verlust für uns, dass sie fort ist. Sie war eine Gefährtin.«
»Soltar wird sich ihrer annehmen«, sagte ich leise. Über Sieglindes Schulter hinweg musterte mich der Drachenkopf ihrer Klinge. Die Augen dieses Drachen waren Diamanten, grauweiß, wie die Farbe von Eis. Sie schienen belebt.
Eiswehr. Wie viel hatten diese Bannschwerter mit meinem eigenen gemein?
Mein Bannschwert, Seelenreißer, war weitaus unauffälliger, er trug keinen Drachenkopf oder sonstige Verzierungen, außer seinem Namen auf der Klinge. Aber Seelenreißers Knauf war aus schwarzem Basalt, und manchmal schien er das Licht zu verschlucken, das ihn berührte.
Sowohl Leandra als auch Sieglinde führten außer ihren Bannschwertern, die in der Größe Bastardschwertern entsprachen, normalerweise noch jeweils ein normales Langschwert mit sich. Keine schlechte Idee, denn es erlaubte, die Bannschwerter nur dann einzusetzen, wenn es wirklich nötig wurde. Ich hatte es auch lange Jahre so gehalten, als ich mich noch gegen Seelenreißer gesträubt hatte. Seitdem ich Natalyias vermeintlichen
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