Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
anders, Esserin?«, fragte sie dann.
»Nein«, sagte Janos und wischte sich Staub und Blut aus dem Gesicht. Schon einmal hatte ich ihn so gesehen, und auch damals schien er nach dem Kampf in bester Laune. »Nur sind bei uns die Generäle nicht so hübsch.«
Ich hatte vorgehabt, Marinae unauffällig ihrer Familie zuzuführen, aber es kam anders. Die Nachricht, dass die ältere Prinzessin am Leben war, eilte uns wie ein Lauffeuer voraus. Bis wir die Tore des Palastes erreichten, hatten wir gut zwei Dutzend weitere Wachen eingesammelt und bestimmt zweihundert Bürger Gasalabads, welche die Götter priesen für die wundersame Rückkehr der Prinzessin. Es dauerte nicht lange, bis ich vernahm, wie jemand von einem weiteren Wunder sprach.
Nein, unauffällig waren wir nicht.
Gerade als ich anfing, mir wegen der Menschenmenge Sorgen zu machen – nichts war einfacher, als sich zwischen ehrlichen Menschen zu verstecken –, ertönte aus dem Palast ein Trommelwirbel.
Die großen Tore flogen auf, und bestimmt zwei Hundertschaften Palastwachen kamen im Laufschritt herausgerannt. Die Leute und Schaulustigen auf dem Platz vor dem Palast kannten die Bedeutung dieses Trommelwirbels offenbar, sie wichen von allein zurück, nur hier und da musste einer der Soldaten das stumpfe Ende seiner Lanze verwenden, um sich Platz zu verschaffen.
Gut zwei Dutzend Soldaten, ein jeder mit einem großen Schild versehen, nahmen um uns herum Aufstellung und hoben dann die Schilde an. Ab jetzt schien auch die Gefahr eines Angriffs durch einen Bolzen oder Pfeil gebannt.
Die Soldaten betrachteten uns, die Blutflecken auf unseren Gewändern und unsere Schwerter misstrauisch, sechs von ihnen traten mit ihren Schilden zwischen uns und Marinae.
Das ganze Manöver wirkte, als wäre es schon häufiger ausgeführt worden, oder zumindest wussten die Leute hier, dass man besser Platz macht, wenn die Trommeln ertönten. Diese verstummten erst, als sich die Tore des Palastes hinter uns schlossen.
Dennoch blieben die Schilde oben, bis wir uns gut hundert Schritt auf das Gelände des Palastes begeben hatten, dann erst wurden sie gesenkt.
Ein Hauptmann – ich erkannte seine Rangabzeichen, weil sie dem des Kavalleristen vor Fahrds Wegestation ähnelten – trat an uns heran und musterte nicht nur uns kritisch, sondern auch die Prinzessin. Er war älter, schon gut vier Dutzend Jahre alt, ein weiterer Veteran, der die Gelassenheit eines guten Offiziers ausstrahlte. Er vollführte eine Geste, und die anderen Soldaten traten etwa zwanzig Schritt zurück. Sein Blick sagte, dass er das auch von uns erwartete, doch wir blieben, wo wir waren.
Wenn Gasalabad solche Leute besaß, warum war dann ein Idiot zur Wegestation geschickt worden?
Sieglinde nutzte die Gelegenheit und band ein Tuch um Janos’ Beinwunde, die noch immer heftig blutete. Ihre eigene Wunde an der Schulter blutete ebenfalls, aber um sie zu versorgen, hätte sie ihre Lederrüstung ausziehen müssen.
»Ich bin es wirklich, Khemal«, sagte Marinae.
Er nickte langsam. »Verzeiht, Hoheit, aber es ist vier Jahre her, dass ich Euch sah. Was ist in jener Nacht hinter dem Brunnen der Tanzenden Fische geschehen?«
Marinae errötete leicht, sah ihn aber offen an. »Ihr habt mir den Hintern versohlt«, sagte sie etwas zögerlich.
Er nickte und verbeugte sich tief. »Willkommen zu Hause, Hoheit.«
»Warum dieses Misstrauen?«, fragte Marinae leise.
Er verbeugte sich erneut. »Es wäre den Hyänen, die Eure Familie bedrohen, zuzutrauen, dass sie jemanden finden, der Euch ähnelt. Eure Familie würde Euch sicherlich von einer Doppelgängerin unterscheiden können, aber dann wäre sie schon zu nahe.«
Marinae nickte. »Führt mich zu meinem Vater.«
»Er ist nicht hier, er hält in der Stadt Gericht. Aber die Essera Falah erwartet Euch zusammen mit Eurer Schwester.«
»Gut. Bringt uns dorthin.«
»Gewiss.« Er wandte sich dann an uns. »Ihr habt dem Palast einen großen Dienst erwiesen, gebt am Tor eure Namen an, der Emir wird euch reich belohnen. Die Gnade der Götter für euch und meinen Dank für eure Hilfe«, sagte er mit einer tiefen Verbeugung.
»Sie sind meine Gäste«, sagte Marinae hoheitsvoll. »Sie können mit mir kommen.«
»Es bricht mir das Herz, Euch widersprechen zu müssen, aber der Emir selbst gab die Anweisung, dass außer der Familie niemand zu Faihlyd darf. Euch Euren Wunsch zu erfüllen, kostet mich meinen Kopf.«
Ich verbeugte mich ebenfalls. »Es wird einen anderen Moment
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