Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
hinüber, dann zu Janos, Sieglinde und Armin. »Haltet euch den Abend frei. Ich erwarte, dass mein Vater euch alle sehen will. Es gibt nur noch wenige Möglichkeiten für ein informelles Treffen, denn bald werden die ersten Gäste für mein Geburtstagsfest erwartet. Ich gehe davon aus, dass er den heutigen Abend nutzen wird, sich bei euch zu bedanken.«
Ich wollte etwas sagen, aber sie hob die Hand.
»Havald Bey, mein Vater ist sehr wohl in der Lage zu erkennen, ob Dank notwendig ist oder nicht.«
Leandra lachte.
»Warum hast du gelacht?«, fragte ich Leandra später. Faihlyd war bereits gegangen, hatte uns aber vorher die Erlaubnis erteilt, Steinwolke zu besuchen, wann immer wir wollten. Sie erkundigte sich noch nach dem Befinden von Janos und Sieglinde, ließ Armin auffällig unauffällig links liegen und verabschiedete sich dann.
»Wann habe ich gelacht?«, fragte Leandra. Der Greif schlief noch, Leandra saß mit mir zusammen auf der Bank nahe dem Gehege und schien damit zufrieden, das Tier anzusehen.
»Als Faihlyd mir das Wort abschnitt und sagte, dass ihr Vater selbst entscheiden könne, wem er danken will.«
Sie sah zu mir hinüber. »Weil du drauf und dran warst, zu sagen, dass es keines Dankes bedarf.« Sie lächelte in sich hinein.
»Du bist immer noch amüsiert.«
»Ja. Ich weiß, dass du als Ser Roderic auch im Palast und auf der Kronburg verkehrt hast. Ich habe mich eben gefragt, was man damals wohl von dir hielt.«
Ich streckte mich. Die warme Sonne, die Ruhe hier auf dem Palastgelände, all dies ließ mich träge und faul werden. »Ich weiß es nicht. Ich konnte mit den meisten Leuten dort nichts anfangen.«
Sie nickte. »Genau das dachte ich mir. Es ist hier nicht anders als bei uns. Die meisten Leute am Hof würden ihr rechtes Auge dafür geben, dass sich der Herrscher ihnen zu Dank verpflichtet fühlt. Nicht nur, dass du das herunterspielst, du meinst es auch so.«
»Wie sollte ich es sonst meinen? Oder anders: Wie hätte ich Marinae bei den Sklavenhändlern lassen können? Ich konnte nicht anders handeln.«
Sie beugte sich vor und küsste mich. Heiß, innig, leidenschaftlich. Dann schmiegte sie sich an mich, ihr Mund war an meinem Ohr. »Deshalb liebe ich dich.«
Wir verbrachten den Rest des Vormittags bei Steinwolke. Ich unterhielt mich mit Janos und Sieglinde und auch dem Leibarzt, sah Leandra zu, wie sie mit Steinwolke sprach, als der Greif erwachte, aber meine Gedanken waren bei Leandras letzten Worten. Sie hatte es zuvor noch nie ausgesprochen.
13. Ein Geschäft um Wissen und Steine
Gegen Mittag kehrten wir wie vereinbart zum Haus der Hundert Brunnen zurück. Der Künstler war erschienen und wieder gegangen, einer der diskreten jungen Männer hatte ihn für uns gefunden.
Die Bilder, die er gezeichnet hatte, bedeckten den größten Teil der Wand des Raumes der Ruhe.
»Das ist aus Eurer Erinnerung?«, fragte ich Zokora. Das Bild, das ich gerade musterte, zeigte einen älteren Mann. Er stand im Eingang eines Zelts, hatte seine Kapuze hochgezogen, sein Gesicht lag im Halbdunkel. Dennoch war es deutlich zu erkennen, ein von Falten geprägtes Antlitz mit einer Adlernase, buschigen Brauen, tief liegenden Augen und hohen Wangenknochen. Sein Bart war sauber gestutzt. Das rechte Ohr war nicht von der Kapuze bedeckt, an ihm hing ein Ohrring, eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Eine grobgliedrige Kette war in seinem offenen Kragen zu sehen, sein Gesichtsausdruck schien kalkulierend.
»Ja«, sagte Zokora. »Der Künstler war gut, er verstand, was ich ihm sagte, ohne dass ich mich häufig wiederholen musste. Dies ist der Anführer der Truppe, die wahrscheinlich Marinaes Reisegesellschaft überfiel.«
»Wahrscheinlich?« Ich sah Zokora überrascht an. »Ich dachte, es sei gewiss. Wir haben das zerstörte Lager gefunden, als wir ihren Spuren folgten.«
»Ja. Aber es ist nicht sicher.« Sie wies auf eine andere Zeichnung, eine junge Frau war darauf zu sehen. Der Blickwinkel war von schräg hinten, aber ich meinte sie zu erkennen. »Ist das Marinae?«, fragte Zokora.
Ich musterte das Bild und nickte.
»Das denke ich auch. Aber ich sah sie nicht richtig. Nicht besser als so. Es könnte sie sein oder auch nicht.«
»Warum legt Ihr so viel Wert darauf?«
Sie legte den Kopf zur Seite und sah mich an. »Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, zwischen dem, was man weiß, und dem, was man vermutet, zu trennen. Wir haben den Angriff nicht gesehen, deshalb vermuten
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