Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Diamanten eine lange Zeit. Dann klappte sie das Kästchen zu und gab es an den Händler zurück. »Wie alt bist du, Itamar?«
Der Händler sah sie überrascht an. »Vier Dutzend und drei.«
»Wie lange wirst du noch leben?«
Itamar schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Eure Frage nicht, Essera. Aber, wenn die Götter mir gnädig sind, erhoffe ich mir noch etliche Jahre.«
»Nächstes Jahr wird jemand vor dir stehen, mit Haut und Augen, wie ich sie habe. Du wirst ihr deine Kunst beibringen. Fünf weitere Steine erhältst du nun, größer als dieser, den du hier liegen hast. Du schleifst fünf, und der vierte Teil des Goldes ist dein. Aber einer dieser sechs Steine soll dir gehören und du wirst ihn dir selbst aussuchen.«
Sie griff in den Beutel und entnahm ihm fünf weitere Steine, die sie in einer Reihe vor ihm hinlegte.
Itamar blinzelte überrascht. »Dies wäre ein sehr ungewöhnliches Geschäft«, sagte er dann. »Die Arbeit mit den Steinen erfordert Geduld und Geschick, nicht jeder kann es erlernen. Es ist zudem unschicklich, einer Frau Derartiges beizubringen. Wenn sie in meinem Haus lebt, wie Lehrlinge es nun einmal tun, wird man sie für etwas anderes halten.«
»Lehrling. Kann ein Lehrling so schleifen wie du?«
»Nein. Ich bin ein Meister.«
»Sie wird sich nicht darum kümmern, was die Menschen von ihr halten. Sie wird deine Kunst bis hin zur Meisterschaft erlernen. Wenn sie dich in ihr Lager holen sollte, dann ist es ihre Sache.«
Itamar schluckte. »Das wird nicht passieren. Aber, Essera, sie wird lange lernen müssen! Ich brauchte ein ganzes Leben, um meine Kunst zu erlernen.«
Zokora lächelte. »Sie wird diese Zeit haben. Gilt das Geschäft?«
Er nickte.
»Gehen wir«, sagte Zokora. »Ich bin hier fertig.«
»Beherrscht Euer Volk die Kunst des Edelsteinschleifens denn nicht?«, fragte ich sie anschließend.
Zokora zog sich wieder das Lederband über die Augen und blickte in meine Richtung, ich konnte ihren Blick fühlen. »Nein, sie ging verloren.« Ihr Ton sagte mir, dass dieses Thema damit für sie erschöpft war.
Am Haus angekommen, verfiel Armin in ein Wehklagen über dessen Zustand. Ich beachtete ihn nicht, und während ich noch im Innenhof stand, stoppte Armins Gezeter plötzlich. Ich drehte mich um. Er stand da, sein Mund offen, einen Ausdruck des Entsetzens auf dem Gesicht.
Zokora neben ihm lächelte zufrieden, während Leandra sie erstaunt ansah.
»Was habt Ihr getan?«, fragte ich Zokora.
»Er konnte seine Worte nicht sparen, also habe ich seine Stimme genommen«, antwortete sie. Ich trat näher heran, aber bevor ich irgendetwas sagen konnte, berührte sie Armin am Hals.
Er räusperte sich, hustete. »Da … da …«
»Du kannst wieder sprechen«, teilte ihm Zokora mit.
»Das war nicht nett, Essera«, sagte Armin vorwurfsvoll, seine Stimme klang belegt. »Es steht geschrieben, dass ein Diener …«
»Schweig! Was geschrieben steht, interessiert mich nicht, ich schreibe meine eigenen Worte. Du spielst den Unterwürfigen, aber in deinem Geist stehst du mit geradem Rücken da. Du findest es ein amüsantes Spiel, zu plappern, wenn ich Ruhe wünsche, erfreust dich an deiner eigenen Wortgewandtheit. Du nennst mich Herrin, aber du zollst mir keinen Respekt. Kurz gesagt, du bist ein Lügner.«
»Aber …«
Sie trat so nahe an ihn heran, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. »Spare die unnützen Floskeln, Armin. Sag, was wahr ist.«
Er verbeugte sich. »Ja, Essera.«
Ich rief Armin zu mir. »Das ist unser Haus. Deine Aufgabe lautet, es so bald wie möglich wohnlich zu gestalten. Finde die Handwerker und fang damit an. Überrasche uns mit dem Ergebnis. Geh.«
Er verbeugte sich tief. »Ja, Esseri.«
Varosch sah Armin nach, wie er davoneilte. »Nun, das hat geklappt«, sagte er mit einem leichten Lächeln.
»Ihr wart hart zu ihm, Zokora«, sagte ich dann.
»Das finde ich nicht«, meinte Leandra. »Dein Diener hat eine hohe Meinung von sich, er hat die Zurechtweisung verdient.«
»Ja«, sagte Zokora. »Wäre er mein Diener, hätte ich ihn schon bestraft.«
»Er ist aber mein Diener«, sagte ich milde. »Und ich bestrafe ihn, wenn es mir nötig erscheint.«
»Er ist niemandes Diener«, sagte Natalyia mit ihrer leisen Stimme. »Er tut nur so. Zokora hat recht, er lügt in jeder Geste der Unterwürfigkeit.«
Ja, das hatte ich auch schon vermutet. »Er wird seine Gründe haben.«
Zokora war belustigt. »Du spielst sein Spiel mit, Havald. Du spielst den Herrn
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