Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
erwartete, Zokora und Varosch kleideten sich erneut in die dunklen Roben von Leibwächtern. Auch Leandra und ich hatten uns gewaschen und umgekleidet.
Armin trug ein neues Gewand, weiß, mit auffälligen roten Ziernähten. Vom Gürtel aus fiel das Tuch wie bei einem seitlich offenen Rock bis fast auf die Knöchel herab, darunter trug er weiße Leinenhosen, ebenfalls mit roten Nähten, und neue, weiche hellbraune Stiefel.
»Ein neues Gewand, Armin?«, fragte ich milde.
Er strahlte mich an und nickte heftig. »Esseri, gefällt es Euch? Seht, es ist von bestem Leinen, sauber wie die frische weiße Blüte einer Blume, mit Nähten, die vom Geschick des Schneiders zeugen. Es ist ein gutes Gewand, praktisch und mit vielen Taschen.« Er hob das Gewand an. »Seht, auch neue Schuhe!«
»Keine Sandalen mehr?«
»Aber, Esseri! Der Diener eines solch einflussreichen Herrn, wie Ihr es seid, kann nicht in Sandalen herumlaufen, als wäre sein Herr nicht im Stande, ihn zu kleiden! Misst man einen Herrn nicht an seinen Dienern? Sieht man Euch, sieht man einen Mann, von den Göttern mit schlankem, hohem Wuchs und stattlichen Schultern gesegnet, einen Mann, der etwas darstellt, jemand ist, jemand, den man mit Ehrfurcht betrachten sollte. Sieht man uns alle gar zusammen, betrachtet man an seiner Seite die hübsche Schwester, reich gekleidet, wie es ihrem Stand entspricht, an der Seite seines Herzens eine Schöneit, welche Worte nicht zu beschreiben vermögen, sowie zwei Wächter, wie ein Mann von Stand sie haben sollte! Was würden die Leute denken, welche Schande würde ich über Euer Haupt bringen, sähen sie mich armselig gekleidet? Wünscht Ihr, dass die Leute Euch bemerken und denken: Seht, da geht der fremde Fürst, zu geizig, seinem Diener mehr als Lumpen zu gönnen?«
»Dann danke ich dir, Armin, dass du mich vor dem Anschein des Geizes bewahrst. Ich hätte wissen müssen, dass du dich nur meinetwegen neu eingekleidet hast.«
Er verbeugte sich tief. »Esseri, es ist mir eine Ehre, einem so weisen Mann, wie Ihr es seid, zu dienen.«
Der Händler, zu dem Armin uns führte, war am Platz der Ferne ansässig, jedoch bot er seine Waren nicht aus einem hölzernen Stand heraus an, sondern besaß ein Haus mit stabilen Mauern und eisernen Fensterläden. Vier Wachen, ähnlich gekleidet wie Zokora und Varosch, taxierten uns aufmerksam, als wir das Gebäude betraten.
Die eisernen Türen führten in einen großen Raum mit gekacheltem Boden und weißgetünchten Wänden. Er erschien mir nach dem gleißenden Licht der Sonne draußen fast dunkel. Auch hier im Raum befanden sich zwei Wächter. Ein niedriger, breiter Tisch aus reich verziertem Rosenholz bestimmte den Raum, dahinter saß auf einem niedrigen Stuhl ein älterer, sorgfältig gekleideter Mann. Vor ihm auf dem Tisch befanden sich zwei kleine Waagen und gut ein Dutzend Schalen; ein polierter Metallspiegel warf durch ein vergittertes Fenster einen Sonnenstrahl direkt auf den Platz vor dem Händler. Ein kleiner, fußbetriebener Schleifstein war zu seiner Rechten in den Tisch eingebaut, ein weiterer Spiegel gestattete ihm, das Licht auf diesen Schleifstein zu lenken.
Als wir eintraten, faltete er gerade kleine Briefe und reihte sie sorgsam vor sich auf dem Tisch auf. Dann sah er auf und lächelte. »Armin! Ich bin froh, dich zu sehen! Hast du Erfolg gehabt bei deinen Unternehmungen?«
»Ich grüße dich, Itamar, Meister der Steine! Die Götter sahen auf mich herab und schenkten mir Glück, ich konnte meine Schwester wieder in meine Arme schließen.«
»So belohnten die Götter deine Zähigkeit. Ich sagte dir ja, vertraue in Boron. Wer sind deine Freunde? Stell sie mir vor.«
»Dies ist Havald Bey, ein Fürst aus fremden Landen. Er ist ein mächtiger Kriegsherr und auf dem Weg nach Askir, in die Stadt der Wunder. Ihn begleiten, an seiner linken Seite, seine Gemahlin, die Essera Leandra, selbst von Adel und Einfluss in ihrem Land, an seiner rechten, seine Schwester Natalyia. Zu seinem Schutz begleiten ihn nicht Wachen, sondern Freunde, die edle Essera Zokora und ihr Handgemahl Esseri Varosch, ebenfalls mächtige Krieger aus diesem fernen Land. Ich selbst habe die große Ehre, Havald Bey, der wahrlich von den Göttern gesegnet ist, zu dienen. Meine Aufgabe ist es, ihm die Wege in unserer schönen Stadt zu ebnen.« Er verbeugte sich vor uns. »Dies ist Itamar di Gesali, ein alter Freund meines Vaters. Als ich auf der Suche nach meiner Schwester Helis verzweifelte, bot er mir Heim und
Weitere Kostenlose Bücher