Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Herd und eine Stütze für mein Gemüt. Er ist, was man von wenigen Händlern sagen kann, ein guter Mensch, und sein Ruf als ehrlicher Handelspartner eilt ihm weit voraus.«
»Ich danke dir für das Lob, Armin.« Itamar klatschte in die Hände, und Diener erschienen, die uns niedrige Stühle und einen Tisch mit einer Schale voll Obst brachten.
»Nehmt Platz, Esserin! So sehr ich es schätze, Armin wohlbehalten vor mir zu erblicken, sehe ich doch, dass ihr gekommen seid, um ein Geschäft zu tätigen.«
Leandra, Natalyia und ich ließen uns nieder, Zokora und Varosch zogen es vor zu stehen. Die beiden Wachen im Raum beäugten sie misstrauisch.
Armin beugte sich vor und legte den Stein, den er von Zokora erhalten hatte, auf den Tisch vor den Händler.
Wortlos beugte dieser sich vor und ergriff den Stein mit einer kleinen Zange. Die Art, wie er ihn studierte, drehte und wendete, dann langsam und sorgfältig in eine mit Flüssigkeit gefüllte Schale tauchte, hatte den Charakter eines Rituals, das man nicht unterbrechen sollte. Also sagte niemand etwas.
Itamar prüfte diesen Stein gründlich und ließ sich Zeit. Als er fertig war, legte er den Stein wieder an exakt die gleiche Stelle zurück, wo Armin ihn ursprünglich hingelegt hatte, und richtete sich auf. »Dies ist ein außergewöhnliches Stück«, sagte er dann und ließ seinen Blick über uns schweifen, als wäre ihm durch den Stein etwas über uns bewusst geworden. »Ich sehe die Steine mit dem grünen Schimmer des Flusses Elberoh, kenne das zarte Blau der Diamanten aus den Blutminen der Tugrai oder auch den Schimmer, der die Steine aus dem See des Mondes auszeichnet, sowie ein gutes Dutzend anderer Färbungen. Die Steine sprechen zu mir, erzählen ihre Geschichte, sagen mir, wo ihr Ursprung liegt, sie sind wie gute Bekannte, wenn sie auf meinem Tisch landen, vertraut, auch wenn ich sie vorher nie gesehen habe. Dieser hier ist ein neuer Gast in meinen Räumen. Ich erbitte die Erlaubnis, ein Fenster in ihn zu schneiden, auf dass ich seine Seele besser erkennen kann.«
»Es ist die Essera Zokora, an die Ihr Euch wenden müsst«, sagte Armin. Der Händler sah Zokora fragend an, und sie nickte.
Itamar ergriff den Stein erneut, diesmal mit einer stabilen metallenen Zange, deren Backen mit Leder versehen waren, stieß den Schleifstein an, der in einer Schale Wasser lief, und klappte den Spiegel um. Wie ich nun sah, lenkte dieser Spiegel das Licht nicht nur, sondern schuf einen gleißend hellen Punkt auf dem Rad.
Vorsichtig, mit ruhiger Hand und äußerster Hingabe, schliff Itamar den Stein an. Durch die Art seines Umgangs mit dem Stück – wie seine Augen leuchteten, wie seine Stimme klang – konnte man erahnen, dass dies für ihn ein ganz besonderer Moment war.
Langsam hob er den Stein vom Schleifstein ab, der leise plätschernd auslief, richtete den Spiegel anders aus und hielt sich den Stein erneut vor das Auge. Er klappte den Spiegel zur Seite und legte den Stein wiederum zurück an die Stelle, an der er schon zweimal gelegen hatte.
»Dieses Exemplar besitzt eine Klarheit, wie ich sie selten gesehen habe. Das blaue Licht in ihm ist gleichmäßig, er wird beim Schleifen nicht zerspringen. Ein wahrlich großer Stein, er wird leben, seine Seele zeigen und schöne Frauen schmücken. Ich bitte Euch, Essera, erzählt mir von dem Ort, an dem die Götter ihn erschufen.«
Zokora sah ihn über ihren Schleier hinweg an. »Es ist ein Ort der ewigen Dunkelheit. Auf ihm lastet das Gewicht von Felsen, so dick wie Eure Berge hoch sind. Man atmet Luft so faul, dass sie einem die Lunge verbrennt. Man spürt das Donnern eines gewaltigen schwarzen Flusses in den Gliedern. An seinen Ufern findet man diesen Stein.«
Armin drehte sich erstaunt zu Zokora um.
Itamar nickte langsam. »Ich danke Euch. Ich bewerte diesen Stein mit sechsundvierzig Gold- und drei Silberstücken. Ich biete Euch an, diesen Stein für Euch zu schleifen und zu verkaufen, dann soll mir der dritte Teil des Goldes gehören.«
»Willst du ihn nicht kaufen, Händler?«
»Ihn und vielleicht noch einen zweiten oder einen dritten, wenn er kleiner ist. Aber mehr vermag ich Euch nicht zu geben.«
Zokora sah ihn nachdenklich an. »Hast du einen Stein zur Ansicht, den du selbst geschliffen hast?«
Itamar zog eine Schublade auf, entnahm ihr eine metallene Kassette und dieser wiederum ein Kästchen aus Ebenholz, das er öffnete und Armin reichte, der es an Zokora weitergab.
Zokora prüfte den geschliffenen
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