Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Natalyia.
Ich sah zu ihr. »Das Haus dürfte immer noch bewacht sein, er wird auch mehr als einen Hund haben.«
»Man wird mich nicht sehen.«
»Gut«, entschied ich. Ich wandte mich an Zokora. »Aber Ihr werdet vorsichtig sein. Es dürfte schwer sein, ihn zu verfolgen. Er weiß von uns.«
Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Soll er uns doch sehen …«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch weiß er nicht, dass wir von ihm wissen. Ich wünsche, dass es so bleibt.«
»In Ordnung, Havald. Das erhöht für mich nur den Reiz des Spiels.« Sie hielt Varosch die Hand hin. »Komm, Varosch, lass uns die Waren hier bewundern.« Varosch lächelte, warf mir noch einen Blick zu und ergriff ihre Hand. Sie gingen davon.
»Bist du sicher, Natalyia, dass du nicht gesehen wirst?«
»Der größte Teil des Viertels der Reichen steht auf Felsboden.« Ich sah sie hinter ihrem Schleier lächeln. »Selbst wenn ich gesehen werde, was sieht man mehr als eine Frau mit Schleier?«
»Ohne Dienerschaft ein ungewöhnlicher Anblick«, gab ich zu bedenken.
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht im Viertel der Reichen. Sollte ich auf dem Weg dahin Ärger bekommen, weiß ich mich zu wehren.« Ihr Lächeln vertiefte sich, als sie meinen Blick sah. »Havald, ich bin nicht zerbrechlich.«
Ich nickte, und sie eilte davon.
»Sollen wir ihr Rückendeckung geben?«, fragte Leandra.
Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht beobachtet man auch uns. So wird ihre Aufmerksamkeit geteilt.« Ich ergriff ihre Hand und kam mir dabei ein wenig wie ein Jüngling mit seiner ersten Liebe vor. »Lass uns ein wenig auf dem Markt spazieren gehen.«
Selten hatte ich einen Nachmittag genossen wie diesen. Zwar dachte ich hin und wieder an unsere Gefährten, besonders an Natalyia, und fragte mich, ob sie in ihrem Unterfangen erfolgreich waren, aber viel mehr erquickte ich mich an Leandras fast kindlicher Freude, wenn sie an den Marktbuden immer wieder Neues erblickte.
Eine flache Holzkiste mit chirurgischen Instrumenten erregte ihre Neugierde. Sie fand sie bei einem Pfandleiher, inmitten von Lampen, Töpfen, Vasen und Metallwaren.
»Wo habt Ihr das her, Händler?«, fragte sie den Trödler.
»Essera, ich kann Euch diese Frage nicht beantworten, denn mein Vater, möge er in Frieden in den Hallen der Götter ruhen, erstand diese Kiste vor langen Jahren. Er sagte mir nicht mehr, als dass ein wandernder Heiler sie veräußerte, weil er zu alt wurde und seine Finger zitterten. Es war ein Fremder, aber mehr vermag ich nicht zu sagen. Gefällt sie Euch? Seht Ihr die präzise Bearbeitung des Holzes, die Scharniere aus Messing? Nehmt die Kiste ruhig hoch und schaut Euch den Deckel an, dort ist das Symbol eines Greifen mit silbernen Drähten eingelegt. Seht den Stahl der Werkzeuge der Heilkunst. Es ist ein grauer Stahl, wie ich ihn sonst noch nie gesehen habe, kein Rost an ihnen, ein jedes Skalpell noch so scharf wie eh und je, sogar dieser kleine Spiegel ist nicht blind geworden. Habt Ihr jemals eine solche Arbeit gesehen?«
In dem Moment, in dem Leandra das Greifensymbol sah, wusste ich, dass sie diesen Instrumentensatz nicht wieder aus der Hand geben würde.
»Was wollt Ihr dafür haben, Händler?«, fragte ich.
»Esseri, es tut mir von Herzen leid, aber ich kann Euch diesen kostbaren Schatz nicht unter vier Goldstücken verkaufen, er ist einzigartig und ein Bestandteil meines Erbes. Mein seliger Vater hielt ihn schon in den Händen.«
Leandras Hand war schon auf dem Weg zu ihrem Beutel, als ich sie leicht anstieß.
»Vier Goldstücke! Ihr solltet nicht so lange in der Sonne stehen! Dieser Satz ist alt, wer weiß, ob er vollständig ist? Für eine solche Summe könnte ich einen Heiler kaufen und nicht nur seine Instrumente! Zwei Gold- und fünf Silberstücke, nicht einen Kupfer mehr.«
»Seht, ein jedes Werkzeug hat seinen Platz in dieser Kiste, es ist klar zu erkennen, dass er vollständig ist! Drei Gold-, fünfzehn Silberstücke ist das Letzte, was ich dazu sagen kann.«
»Ihr seid ein Wucherer! Sehe ich so aus, als würde ich mich von Euch so betrügen lassen? Wollt Ihr, dass ich meiner Frau keine Geschenke mehr machen kann und so vor ihrem Bett auf dem Boden schlafen muss? Zwei Gold-, zehn Silberstücke ist mir ihr Lächeln wert.«
»Ihr seid blind für die Wünsche der Schönheit neben Euch, oder Ihr seid ein Mann mit einem Herzen aus Stein, da Ihr nicht erkennen könnt, dass dieses Geschenk Euch die Freuden des Paradieses bringen wird! Drei Gold-, fünf
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