Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
gute Soldaten, wenn ich sie sah. Ich war gespannt, wie lange es noch dauern würde, bis Armin mir die ganze Wahrheit erzählte.
15. Der Dank des Emirs
Als wir am Haus der Hundert Brunnen ankamen, warteten dort ein Dutzend Palastwachen auf uns. Angeführt wurden sie von dem Hauptmann, den Marinae Khemal genannt hatte. Etwas weiter weg standen vier Sänften mit jeweils acht kräftigen Soldaten. Sie trugen hellbraune Pluderhosen, Sandalen und kurze Westen. Jeder von ihnen hatte einen Knüppel an der Seite hängen.
Als der Hauptmann uns kommen sah, verbeugte er sich tief, und die zwölf Soldaten hinter ihm fielen auf ein Knie und neigten die Köpfe, während sie mit der rechten Hand gegen ihre Brustpanzer schlugen.
»Im Namen von Emir Erkul Fatra dem Aufrechten, Statthalter und Gnade von Gasalabad, Berater des Kalifen, Herrscher über das Haus des Löwen, Hüter der Gerechtigkeit und Bewahrer der Worte, mögen die Götter ihm ewiges Leben und Freude schenken, werden der Fremde, Havald Bey, und seine Begleiter geladen, sich auf das Schiff Prinzessin Faihlyd zu begeben. Ihm und seinen Begleitern ist es erlaubt, Rüstung und Waffen zu tragen. Ihn begleite eine Ehrengarde von zwölf Soldaten, auf dass das Volk sehe, wie hoch man ihn schätzt. Im Namen des Emirs, Khemal Jask, Hauptmann in der Garde der Gerechten, Streiter für Gasalabad und Überbringer der Worte.«
»Danke, Hauptmann«, sagte ich mit einer Verbeugung. »Ich weiß noch nicht, ob alle meine Begleiter bereits eingetroffen sind.«
»Wir warten hier«, sagte Khemal mit einem leichten Lächeln. Als ich die Tür zu unseren Gemächern aufstieß, berührte ich Seelenreißer, aber es wartete kein Hinterhalt auf uns. Tatsächlich waren alle meine Gefährten zurück. Sie hatten sich auch schon gewaschen und umgezogen.
»Wie geht es euch?«, fragte ich Sieglinde und Janos.
»Deutlich besser«, sagte Janos. »Dieser Arzt versteht sein Handwerk.« Ich blickte zu Sieglinde, sie lehnte an ihm und lief rot an. Vielleicht war nicht nur die Kunst des Arztes für die Blüten auf ihren Wangen verantwortlich.
»Wo ist Armin?«, fragte ich, als Leandra eine Augenbraue hochzog und sich die anderen genauer ansah. Zokora, Varosch, Sieglide und Janos trugen die dunklen Gewänder, die hier für Leibwächter üblich waren, aber offenbar war Armin beteiligt gewesen: Diese Gewänder hier hatten feine silberne Stickereien. Zokora lag anmutig auf einer Liege, Varosch saß zu ihren Füßen, sie spielte mit seinem Haar, während sie in ihrem Buch weiterlas.
Natalyia sah zu mir auf. Auch sie war prächtig gekleidet und zeigte ein schlankes Bein, als sie ihren Fuß auf den Rand des Zimmerbrunnens stellte und einen ihrer schmalen Dolche in dem zierlichen Stiefel verstaute. »Er ist noch unterwegs. Er sagte, die Einladung sei nicht für ihn bestimmt und er habe noch mehr als genug zu tun.« Sie richtete sich auf und strich ihr Gewand glatt. Es brachte ihre Figur gut zur Geltung.
»Ich sehe, ihr habt bereits von der Einladung erfahren und seid alle schon aufbruchbereit«, sagte Leandra etwas spitz.
Zokora sah nicht einmal von ihrem Buch auf. »Wir warten nur noch auf euch.« Sie blätterte eine Seite um.
Leandra wollte etwas sagen, nickte aber dann bloß schicksalsergeben und verschwand in unserem Zimmer. Ich ging hinüber an den Tisch und füllte mir eines der kristallenen Gläser mit klarem, kühlem Wasser.
»Was habt ihr herausgefunden?« In der Ecke sprudelte zwar der Brunnen mit dem Honigwasser, aber mittlerweile war mir das zu süß. Klares Wasser für mich. Ich leerte das Glas auf einen Zug.
»Dieser Jefar verkehrt in den allerbesten Kreisen«, sagte Varosch. »Ihr wisst, dass es in Bessarein acht weitere Emire gibt. Sie werden sich demnächst hier in der Hauptstadt treffen, um über den neuen Kalif zu beraten. Die meisten von ihnen haben in Gasalabad Paläste oder Häuser. Jefar betrat fünf dieser Anwesen, blieb oft nur recht kurze Zeit und ging dann wieder.«
»Die Emire sind doch noch gar nicht da.«
»Ja, aber sie werden bald erwartet. Dazu gehört natürlich, dass ihre Anwesen auf diesen Besuch vorbereitet werden. Gärtner, Köche, Dienstboten, all das. Und natürlich Wachen. Bei jedem dieser Paläste sahen wir zwischen hundert und zweihundert Wachen.«
»Eine Menge Soldaten«, sagte ich nachdenklich.
»Der Emir hat über dreihundert Wachen beim Palast des Mondes.« Janos warf eine Traube hoch und fing sie mit dem Mund auf. Er beugte sich vor, um die nächste
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