Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Traube zu nehmen. »Die anderen Emire werden nicht weniger besitzen. Dazu kommen noch die Wachen, die sie mitbringen werden. Wie viele Stadtwachen hat der Emir, weiß das jemand?« Er warf die Traube hoch und wollte sie wieder mit dem Mund auffangen, als Zokora flüchtig zu ihm hinübersah.
»Nein!«, rief sie und warf das Buch der lustvollen Erzählungen nach ihm. Es traf ihn am Kopf, die Traube fiel herunter, und wir sahen alle fassungslos Zokora an.
»Nicht bewegen, Janos«, befahl sie, stand auf und schüttelte einen Dolch aus ihrem Ärmel.
»Aber …«, rief Janos, dann war sie auch schon bei ihm und stach mit dem Dolch zu. Die Traube war auf seinem Oberschenkel gelandet, und so sah es für mich im ersten Moment aus, als wolle sie ihm den Dolch ins Bein rammen, aber es war nur die Traube, auf die sie es abgesehen hatte.
Die Traube platzte, und auf der Spitze des Dolches wand sich eine kleine gelbe Raupe mit roten Borsten.
»Heiliges Exkrement!«, fluchte Janos.
Sieglinde war bleich wie Kreide. »Wie hast du das denn gesehen?«
Die Dunkelelfe legte den Kopf zur Seite. »Zufall. Als er die Traube hochwarf, sah ich die Traube gegen das Licht der Lampe dort und erkannte einen Schatten in ihr.« Sie legte den Dolch mit der aufgespießten Traube auf den Tisch, und wir sahen uns alle diese kleine Raupe an.
»Ich kenne Trauben. Der Schatten war falsch.«
»Gute Augen«, sagte Natalyia beeindruckt.
Die Dunkelelfe schüttelte den Kopf. »Andere Augen. Für mich ist die Lampe sehr hell.«
»So richtig gefährlich sieht sie nicht aus«, sagte Janos, doch ich hörte den Zweifel in seiner Stimme. Die Raupe, die sich immer noch hilflos auf der Spitze von Zokoras Dolch wand, war kaum länger als der Nagel meines kleinen Fingers.
Janos sah Zokora fragend an, sie nickte, und er nahm ihren Dolch auf. »Ich werde mal einen der Hüter des Hauses fragen, ob sie diese Raupenart kennen, ich habe so eine jedenfalls noch nie gesehen.«
»Verlier den Dolch nicht«, sagte Zokora. Sie machte es sich wieder auf der Liege bequem. Varosch brachte ihr das Buch, sie blätterte kurz und schien dann wieder darin versunken.
Janos warf ihr nur einen Blick zu und verließ dann den Raum.
Ich versuchte den Vorfall beiseite zu schieben und meine Gedanken wieder zu sammeln. »Also, Jefar hat irgendwelche Geschäfte mit einem Teil der anderen Emire laufen. Wissen wir, welche?«
Varosch schüttelte den Kopf. »Nein. Keiner der Besuche dauerte lange. Soweit ich es erkennen konnte, brachte er nichts hin, noch nahm er etwas mit.«
»Er überbrachte Nachrichten«, sagte Natalyia.
»Ist das eine Vermutung, oder weißt du das?«, fragte ich sie.
»Eine Vermutung. Ich fand bei ihm zu Hause ein paar bemerkenswerte Dinge. Zum Beispiel einen Kellerraum mit einem Altar. Ich habe ihn entdeckt, weil ich ihn im Stein spürte, ein geheimer Weg führt von diesem Raum durch die Wände zu jenem Raum, in dem wir Jefar belauschten. In diesem Raum selbst fand ich drei Dinge von Bedeutung. Unter anderem eine alte Schriftrolle in einem Schriftrollenbehälter aus Elfenbein.«
»War das Siegel aufgebrochen?«
»Der Rollenbehälter war nicht versiegelt, er ist neu. In dem Behälter befand sich noch ein Schlagsiegel, wie man es verwendet, wenn man goldene oder silberne Siegel prägt.« Sie griff unter ihren Umhang und zog einen flachen Stein heraus. »So sieht es aus. Ich habe es in einen Stein gepresst.«
Sie reichte mir den Stein, und ich musterte das Siegel. Zwei Palmen, einander zugeneigt, eine liegende Amphora, aus der Wasser lief und eine Pfütze oder einen stilisierten Teich bildete.
»Das sagt mir nichts, obwohl ich das Gefühl habe, es müsste mir etwas sagen.« Ich reichte den Stein weiter. »Kennt jemand von euch das Siegel?«
Nacheinander sahen sie es sich an und schüttelten die Köpfe.
»Die Rolle selbst war sehr alt und brüchig. Ich wagte es kaum, sie zu berühren. Hätte ich sie ausgerollt, hätte ich sie beschädigt. Ich ließ sie, wo ich sie fand, in einem kleinen verborgenen Raum in der Außenwand des Gebäudes. Im Stein. Ich kann sie jederzeit holen, ohne gesehen zu werden«, fuhr Natalyia fort. »Zwei Schatullen befanden sich ebenfalls in diesem Versteck. Eine war aus schwarzem Metall. Darin war ein schwarzes Medaillon, ähnlich dem, das wir bei dem Nachtfalken fanden. Ich habe die Schatulle nur einen Moment lang geöffnet, ich hoffe, dass es niemand bemerkt. Die andere Schatulle war aus Rosenholz, sie enthielt nichts außer einer
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