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Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Titel: Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Stahl und dreimal stärker, glänzte es in einem geheimnisvollen Blauschimmer. Ihre Rüstung, so hatte ich mehr als einmal gedacht, war nicht nur praktisch, sondern auch schön. Wäre er nicht von dem Leinen ihrer Kleidung verborgen gewesen, hätte man einen Greifenkopf auf ihrer Brust schimmern sehen können.
    Mein Kettenmantel war nicht ungepflegt – kein Kämpfer, der etwas auf sich hielt, vernachlässigte seine Rüstung –, aber im Laufe von Jahren waren die Ringe stumpf geworden, war hier und da etwas Rost zu finden, der Stahl fleckig geworden. Ganze Kettenstränge hatten eine andere Farbe, die Spuren alter Reparaturen.
    Bevor ich Leandra das erste Mal erblickt hatte, hatte ich nicht einmal daran gedacht, dass eine Rüstung schön sein könnte.
    Mein Übergewand aus hellem Leinen zeigte hier und da einen Fleck vom Öl meiner Rüstung, der untere Saum war staubig, und bis jetzt hatte ich noch keine Möglichkeit gefunden, in der sengenden Hitze Gasalabads nicht zu schwitzen. Auch das sah man. Dennoch war ich der Ansicht, dass ich ordentlich und respektabel aussah.
    »Ja«, war also meine Antwort. Ihre Augenbraue hob sich noch höher. »Ich habe nie den Grund erkannt, mich ständig umziehen zu müssen. Ich mag es, dich so glänzen zu sehen, aber dieser Glanz ist nichts für mich.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, dass es mir gefallen könnte, auch dich zu bewundern?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich finde nicht, dass man Kleidung bewundern sollte«, sagte ich. »Ich bewundere nicht deine Kleidung, sondern dich.«
    Sie schnaubte durch die Nase, eine Geste, die ich selten bei ihr gesehen hatte. »Gut«, sagte sie dann und legte ihren Schleier vor. »Wenn du meinst. Dann können wir ja gehen.«
    Als wir das Haus der Hundert Brunnen verließen, salutierte der Hauptmann vor uns. Auf ein Zeichen von ihm beugten sich die Sänftenträger nieder, ergriffen die schweren Eichenstangen und brachten die Sänften zu uns.
    Paarweise stiegen wir ein, Natalyia allein in die letzte. Ich kam mir komisch vor, ich war noch nie in einer Sänfte unterwegs gewesen. Ich kannte einen Kaufmann, der ebenfalls eine Sänfte besaß, er hatte bei einem Unfall beide Beine verloren und benötigte solch eine Tragliege. Sonst kannte ich Sänften nur von der Kronburg, wo reiche Frauen sich darin durch die Gegend tragen ließen.
    Leandra lehnte sich in die bequemen Kissen zurück und lächelte.
    Ich sah sie fragend an. Sie schüttelte den Kopf und lachte. »Du müsstest dein Gesicht sehen! Als würdest du befürchten, dass die Sänfte unter deinem Gewicht zusammenbricht!«
    Die Sänfte wurde angehoben, zwei Palastwachen nahmen links und rechts von uns Aufstellung, und die Träger setzten sich in Bewegung.
    Wahrscheinlich waren die Vorhänge der Sänften absichtlich so angeordnet, dass man zur Seite hinaussehen konnte, der Vorhang nach vorne war geschlossen, sodass man als Insasse die Träger nicht sah. So entstand das kuriose Gefühl eines gemächlichen Schwebens. Die Sänfte schwankte nur leicht hin und her, ohne dass man die Schritte der Träger bemerkte.
    Ich lehnte mich nun ebenfalls in die Kissen zurück und zog Leandra näher an mich. Gemächlich schwebten wir durch das Tor der Reichen. Die Sonne stand tief am Himmel, alles schien in rötliches Gold getaucht, das Treiben auf der Straße seltsam entfernt. Niemand näherte sich den Sänften auf mehr als drei Meter, oft genug sah ich, wie die Menschen sich vor uns verbeugten.
    Man hatte Muße, sich die Stadt anzusehen, und die Sänften nahmen auch nicht den direkten Weg. Das erregte mein Misstrauen, und ich winkte den Hauptmann heran. »Das ist nicht der direkte Weg zum Hafen«, sagte ich und achtete auf sein Gesicht.
    Er verbeugte sich. »Ihr habt recht, Havald Bey. Wir umgehen das Viertel der Fischer und vermeiden die Straße der Gerber. Als Gäste des Emirs wünscht man Euch die Stadt von ihrer schöneren Seite zu zeigen.«
    Dennoch blieb ich aufmerksam, aber tatsächlich schwenkte die Sänfte bald wieder auf einen bekannten Weg.
    Die stärkste Hitze des Tages war vorbei, ein leichter Wind ging, die Gerüche der Stadt veränderten sich, als wir in eine Straße einbogen, die durch einen großen Garten führte. Nun roch es nach vielerlei Blumen, ein betörender Duft. Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen, genoss die Nähe Leandras und diese beschauliche Reise.
    Dass ich dabei unwillkürlich immer wieder Seelenreißer berührte, fiel mir nicht einmal mehr auf.
    Die Reise

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