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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sagt Hans Olofson. »Die Zukunft des Landes liegt in ihren Händen.«
    Lars Håkansson trinkt sein Glas aus und grinst ihn schief an. »Das klingt schön«, sagt er.
    Hans Olofson betrachtet den Seidenpyjama des Entwicklungshelfers. »Ich meine, was ich sage«, antwortet er.
    Er holt die Fotos aus der Tasche und legt sie nebeneinander auf den Tisch.
    Als er fertig ist, sieht er, daß Lars Håkansson ihn mit starren Augen beobachtet. »Eigentlich müßte ich wütend werden, weil du in meinen Schubladen herumgeschnüffelt hast«, sagt er. »Aber ich werde darüber hinwegsehen. Sag mir lieber, was du willst.«
    »Das hier«, sagt Hans Olofson. »Das …«
    »Was ist schon damit?« unterbricht Lars Håkansson. »Das sind nackte Menschen auf Fotos, sonst nichts.«
    »Hast du ihnen gedroht?« fragt er. »Oder Geld gegeben?«
    Lars Håkansson füllt sein Glas, und Hans Olofson fällt auf, daß er dabei nicht zittert.
    »Du sagst, daß du seit zwanzig Jahren in Afrika lebst«, erwidert Lars Håkansson. »Dann solltest du wissen, welchen Respekt die Afrikaner vor ihren Eltern haben. Diese Blutsbande sind aber ein dehnbarer Begriff. Du bist ihr Vater gewesen, und nun habe ich diese Rolle zum Teil übernommen. Deshalb kann ich sie freundlich bitten, sich auszuziehen und zu tun, was ich sage. Sie werden zwar verlegen, aber der Respekt vor dem Vater überwiegt. Warum sollte ich ihnen drohen? Mir ist genausoviel daran gelegen, daß sie ihre Ausbildung machen, wie dir. Natürlich gebe ich ihnen auch Geld, genau wie du. Es gibt immer auch eine private Dimension der Entwicklungshilfe bei uns Entwicklungshelfern.«
    »Du hast mir versprochen, auf sie aufzupassen«, sagt Hans Olofson mit bebender Stimme. »Statt dessen machst du pornographische Models aus ihnen und verkaufst die Bilder nach Deutschland.«
    Lars Håkansson stellt mit einem Knall sein Glas ab. »Du hast in meinen Schubladen herumgewühlt«, erwidert er aufgebracht. »Ich sollte dich auf der Stelle hinauswerfen, aber das werde ich nicht tun. Ich werde höflich und geduldig bleiben und mir anhören, was du zu sagen hast. Aber komm mir bloß nicht mit moralischen Ergüssen, das ertrage ich einfach nicht.«
    »Schläfst du mit ihnen?« fragt Hans Olofson.
    »Noch nicht«, antwortet Lars Håkansson. »Vermutlich, weil ich Angst vor Aids habe. Oder haben sie ihre Unschuld etwa noch gar nicht verloren?«
    Ich bringe ihn um, denkt Hans Olofson. Ich bringe ihn in diesem Zimmer um.
    »Laß uns das Gespräch beenden«, sagt Lars Håkansson. »Ich gehe jetzt schlafen. Morgen muß ich mich mit einem lauten und dummen Neger in Uniform herumschlagen. Pornographische Fotos interessieren mich, vor allem das Entwickeln. Die Nacktheit, die im Entwicklerbad langsam hervortritt. Das kann wirklich erregend sein und macht sich auch noch bezahlt. Eines Tages werde ich mir eine Segelyacht kaufen und zu entfernten Paradiesen verschwinden. Den Menschen, die ich fotografiere, wird kein Leid angetan. Sie bekommen Geld dafür, und die Bilder werden in Ländern veröffentlicht, in denen sie niemand kennt. Mir ist durchaus bewußt, daß Pornographie in diesem Land nicht erlaubt ist, aber meine Immunität könnte auch nicht unantastbarer sein, wenn ich unser Land hier als Botschafter vertreten würde. Abgesehen von diesem idiotischen Befehlshaber, mit dem ich es hier in Kabwe zu tun habe, sind die Militärs in diesem Land meine Freunde. Ich baue Sender für sie, und sie trinken meinen Whisky und nehmen gelegentlich einen Teil meiner Dollars an. Das gleiche gilt für die Polizei und die einzelnen Ministerien. Solange der schwedische Staat seine Millionen herausrückt und ich für einen Teil dieser Gelder verantwortlich zeichne, so lange bin ich unantastbar. Solltest du auf die dumme Idee kommen, mit diesen Bildern zur Polizei zu gehen, würdest du Gefahr laufen, ganze vierundzwanzig Stunden Zeit zu haben, um deine achtzehn Jahre zusammenzupacken und das Land zu verlassen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Wenn du aufgebracht bist, kann ich es nicht ändern. Wenn du die Mädchen wieder mitnehmen willst, werde ich dich nicht daran hindern, auch wenn es schade um ihre Ausbildung wäre. Wir können unseren Streit beilegen, ich habe deine Anhöhe bekommen, du bekommst dein Geld. Ich finde es nur schade, daß es so enden muß, aber Menschen, die mein Vertrauen mißbrauchen und in meinen Schubladen herumstöbern, ertrage ich nicht.«
    »Du bist ein Schwein«, sagt Hans Olofson.
    »Du gehst jetzt besser«, sagt Lars

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