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Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Titel: Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Kind. Jeder wird glauben, dass du es gelegt hast. Du bist verrückt, das wissen wir doch alle. Schade nur, dass du deinen Freund mit reingezogen hast.“ Sie stieß eine Holztür auf.
    Der Schuppen hatte keine Fenster, wie ich rasch feststellte. Ich bohrte die Füße in den Boden, gelähmt vor Entsetzen. „Wir sollen da drin verbrennen?“
    „Damit kommen Sie niemals durch!“, rief Luca.
    „Ich glaube doch“, sagte Sabine. „Das letzte Mal bin ich auch damit durchgekommen, schon vergessen? Los, rein.“
    „Sie haben da etwas vergessen.“ Luca war noch nicht fertig. Bewundernswert, dieser Mut im Angesicht der tödlichen Gefahr. „Etwas Entscheidendes, was Ihren großartigen Plan betrifft. Wenn Alicia so verrückt wäre, mich hier einzuschließen - gut, geschenkt.“ Er sah mich dabei nicht an. „Aber dass wir uns angeblich beide eingeschlossen haben, wie soll das funktionieren, wenn Sie von außen verriegeln? Es macht keinen Sinn, uns beide einzusperren. Lassen Sie Alicia gehen.“ Er kämpfte um mein Leben, aber ich wusste, dass es zwecklos war. Diese Frau hatte mich von Anfang an nicht leiden können. Sie hatte kein Herz.
    „Warum?“, platzte ich heraus. „Warum haben Sie das alles getan?“
    „Warum?“ Sie blickte mich erstaunt an. „Was geht dich das denn an? Aber dein junger Freund hat recht. Es ist logischer für die späteren Ermittlungen, wenn ich ihn allein den Flammen überlasse. Für dich überlege ich mir einen anderen Abgang.“
    Bevor ich aufschreien konnte, schlug sie Luca die Pistole gegen die Schläfe, und er fiel rückwärts über die Schwelle. Ich wollte mich auf sie stürzen, aber schon richtete sie die Waffe wieder auf mich. Ohne mich aus den Augen zu lassen, schob sie mit dem Fuß Lucas Beine weg, schloss die Tür und verkeilte sie mit einem Stück Holz.
    „Das wäre erledigt. Nun zu dir. Da rein.“
    Sie wies auf den großen Lagerschuppen, in dem ich mein Dachabenteuer erlebt hatte. „Das sollte glaubwürdig genug sein, meinst du nicht? Nachdem die verrückte Nichte alles in Brand gesetzt und ihren Freund dem Flammentod überlassen hat, stürzt sie sich selbst in den Tod. Auf demselben Dach, auf dem sie schon einmal ihrer Todessehnsucht nachgegeben hat. Los, und du brauchst mich gar nicht so flehend anzusehen. Das zieht bei mir nicht.“
    Ich hatte gar nicht sie angesehen. Sondern Rico, der neben ihr aufgetaucht war und entsetzt die Augen aufriss, als er die Situation begriff.
    „Dir wird nichts passieren“, sagte er entschlossen. „Das schwöre ich. Sie will, dass du aufs Dach gehst? Tu es. Nur lass dich bloß nicht erschießen.“
    „Worauf wartest du?“, blaffte Sabine mich an. „Ich kann dich auch abknallen, wenn dir das lieber ist. Wenn du tot bist, werde ich deine Hand um die Waffe legen und es so aussehen lassen, als hättest du dich selbst erschossen. Also, deine Entscheidung. Dach oder Kugel?“
    „Dach“, sagte Rico mir vor.
    „Dach“, echote ich brav.
    „Warum nicht gleich so.“ Sabine grinste zufrieden. „Rein da. Und dann die Leiter hoch. Du kennst den Weg, glaube ich.“
    Ja, ich kannte ihn. Die steilen Holzsprossen hoch. Ein paar zersplitterte Bretter markierten die Stelle, gegen die Luca und ich geprallt waren. Sabine war dicht hinter mir. Ich überlegte, ob es wohl etwas brachte, ihr mit dem Fuß die Waffe aus der Hand zu schlagen, aber ich traute mich dann doch nicht. Außerdem riet Rico mir vehement davon ab.
    „Reiz sie nicht. Sie ist völlig unberechenbar. Meine Güte, sie strahlt eine Kälte aus, als wäre sie der Geist und nicht ich.“
    Keuchend vor Anstrengung erreichte ich den Dachboden. Vor der Treppe gähnte nur noch ein Loch, und durch die Lücke im Dach fiel das Licht der Morgensonne.
    „Weiter“, befahl Sabine. „Nach ganz oben. Wir wollen doch die schöne Aussicht genießen, nicht wahr?“
    Ich gehorchte. Merkwürdigerweise hatte ich kaum Angst. Es war, als hätte ich meinen ganzen Vorrat an Zittern und Herzklopfen bereits aufgebraucht. Mir brannte immer noch der Hals, aber selbst das nahm ich kaum wahr, wenn ich mich nicht darauf konzentrierte. Als ich aufs Dach hinauskletterte und die Strahlen der Sonne mein Gesicht berührten, kam mir das alles vor wie ein Traum. Ein sehr merkwürdiger Traum, in dem ich die Hauptrolle spielte. Vielleicht konnte ich in diesem Traum sogar fliegen.
    Aber dann sah ich den Rauch vom Kutscherhaus steigen und dachte an Luca und erinnerte mich daran, dass dies wirklich geschah. Wenn niemand eingriff,

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