Das Auge des Sehers (German Edition)
im Kopf.»
«Und vom Mörder haben deine Hunde keine Witterung aufgenommen?»
«Harry hat kurz angegeben, aber ich habe mir nichts dabei gedacht.»
Ferrari erhob sich und gähnte.
«Ich bin müde. Ich muss ins Bett.»
«Er ist halt nicht mehr der Jüngste, dein Partner. Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Nadine. Und wenn du mehr über Francesco wissen willst, du weisst ja, wo du mich findest.»
Ferrari verliess fluchtartig das Haus.
«He! Warte auf mich, Francesco. Soll ich dich nach Hause fahren?»
Das fehlt mir gerade noch. Was für ein Abend! Dabei fing alles ganz gemütlich mit meiner Lieblingssendung an. Dann folgte Schlag auf Schlag: die unsägliche Diskussion mit Monika, der tragische Mord an DEM bedeutenden Hellseher Arian Nostramo, eine Jugendliebe, die sich mit meiner Kollegin über meine Potenz unterhält, zwei Hunde, die mich zerfleischen wollen, und zum krönenden Schluss bin ich dazu verdammt, mit einer Spinnerin in ihrem Porsche durch die Gegend zu rasen. Der helle Wahnsinn!
«Du kannst auch ein Taxi nehmen!»
«Nein, nein! Schon gut. Ich bin froh, wenn du mich nach Hause fährst.»
Zwanzig Minuten und ein überfahrenes Rotlicht später, weil es um diese Zeit keine Ampeln mehr brauche, wie ihr überaus schlüssiges Argument lautete, stoppte Nadine vor seinem Haus.
«Monika ist sicher noch wach. Kommst du auf einen Kaffee mit rein?»
«Gerne.»
Ferrari schleppte sich niesend und fröstelnd die Treppe hoch. Ab ins warme Bett, aber schnell. Ich habe mir eine Lungenentzündung geholt. Es geht mir vielleicht wie dem verstorbenen von Grävenitz, Nässe, Kälte, bloss kein Sex! Tja, das war der Unterschied. Hoffentlich nicht der einzige … Im Halbschlaf hörte er, wie sich Monika und Nadine köstlich amüsierten. Wahrscheinlich über mich, über meine Potenz und über die dämlichen, alten Geschichten mit Anna! Weiter kam er nicht, friedlich sank er ins Reich der Träume.
3. Kapitel
Staatsanwalt Jakob Borer goss seine Pflanzen.
«Ah … schön, dass Sie kommen konnten, Ferrari. Treten Sie ein. Ah, ich sehe, Ihr … Ihre Kollegin ist auch dabei. Nehmen Sie bitte Platz.»
Ferrari schaute mürrisch zu Nadine.
«Sie sehen bleich aus, Ferrari.»
«Es ist gestern spät geworden.»
«Und das Wetter ist auch nicht besonders gut. Hoffentlich haben Sie sich dort oben auf dem Hügel in Riehen nicht erkältet. Dort ziehts immer unheimlich.»
Der Kommissär bekam urplötzlich Gänsehaut.
«Aber es ist ja noch nicht ganz so kalt. Der Winter kommt erst. Schauen Sie hier, meinen Lieblingen macht das Klima auch zu schaffen. Es ist zu warm in meinem Büro. Das gefällt ihnen nicht. Besonders der Weihnachtsstern leidet. Der war vor zwei Jahren noch ein ganz kleines, ein klitzekleines Pflänzchen und jetzt, sehen Sie, wie er gedeiht. Das ist meine gute Pflege. Bloss diese Wärme …»
«Sie können ja die Heizung zurückdrehen.»
«Eine hervorragende Idee, Frau Kupfer. Dann friere ich.»
«Beides geht scheinbar nicht. Entweder erfrieren Sie oder Ihre Pflanzen machen die Schraube aufgrund der hohen Temperaturen. Eine tragische und fast aussichtslose Situation. Ich bin neugierig, wie Sie sich entscheiden werden.»
«Keine Sorge, ich habe die Lösung bereits gefunden, und zwar in einem speziellen Klimagerät. Nicht ganz günstig, aber sehr wirkungsvoll, wie mir Regierungsrat Leutold bestätigte. Es wird morgen geliefert. So lange müsst ihr noch durchhalten, meine Kleinen, vor allem du, mein Weihnachtssternchen.»
Borer tätschelte seine Pflanzen.
«Man muss mit den Pflanzen reden, Francesco. Nur so wachsen sie besonders gut. Sie brauchen Aufmerksamkeit und Zuneigung wie wir Menschen.»
«Ein wahres Wort, Frau Kupfer. Wenn es auch aus Ihrem Mund ein wenig sonderbar klingt … Tragische Sache, das mit Arian Nostramo. Haben Sie schon einen Verdacht, Ferrari?»
«Noch nicht. Wir beginnen ja erst mit den Ermittlungen.»
«Nostramo soll gestern in der Livesendung von einem Mann bedroht worden sein.»
«Das ist richtig. Ich sah sie mir zufälligerweise an.»
Nadine schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
«Ein Mann rief an und drohte, Arian Nostramo umzubringen. Wir liessen die DVD bei TV8 abholen. Es ist bereits im Labor. Wenn wir einen Verdächtigen haben, können wir seine Stimme mit der auf der DVD vergleichen.»
«Von wo aus rief er an?»
«Aus einer Telefonzelle keine hundert Meter vom Studio entfernt. Das konnten wir bereits in Erfahrung bringen.»
«Eine delikate Angelegenheit
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