Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
Abriss zu geben … Ich versuchs. Also, was man Sternzeichen nennt, ist eigentlich ein Sonnenzeichen, was nichts anderes bedeutet, als dass zum Zeitpunkt deiner Geburt die Sonne im Tierkreiszeichen Löwe stand. Das Sonnenzeichen steht für die Identität, so bin ich. Vom Löwen sagt man zum Beispiel, dass er gern im Mittelpunkt steht, das Rampenlicht liebt, dass er grosszügig ist, aber auch sehr dominant sein kann, manchmal sogar ein Tyrann. Er rastet oft aus. In der Liebe ist er treu und zuverlässig, ein echter Kumpel. Das ist aber noch nicht alles. Es gibt noch den …»
    «… Aszendenten!»
    «Oh, ein Fachmann! Genau. Der Aszendent, ein Begriff aus der Astrologie, ist ein wichtiger Faktor im Horoskop. Um ihn zu bestimmen, musst du deine genaue Geburtszeit kennen. Er bezeichnet den am östlichen Horizont aufgehenden Grad des Tierkreises, eigentlich ist er der Anfang oder die Spitze des ersten Hauses und beschreibt, wie jemand nach aussen wirkt, die äussere Erscheinung also und die Interaktion mit den Mitmenschen. Daher spricht man auch vom Fenster nach aussen. Und der Gegenpol ist der Deszendent.»
    «Das habe ich noch nie gehört. Wirklich komplex das Zeugs, aber spannend», Ferrari tippte auf das Horoskop in der «Schweizer Illustrierten». «Trifft alles auf mich zu», dabei betrachtete er traurig den leeren Pommes-Teller und sezierte missmutig seinen Salat.
    «Die Tomaten und die Gurken kannst du mir rüberschieben.»
    «Du kannst das ganze Grünzeug haben.»
    «Weshalb bestellst du einen Salat, wenn du ihn dann doch nicht isst?»
    «Weil Monika und du mir immer ein schlechtes Gewissen einimpfen.»
    «Brüllt der stolze Löwe.»
    «Beschreib doch noch kurz den Skorpion.»
    «Starker Charakter, er liebt keine halben Sachen. Sucht die Herausforderung, ist willensstark, diszipliniert, ehrlich.»
    «Und die negativen Seiten?»
    «Der Skorpion nimmt kein Blatt vor den Mund. Und vergisst nicht, wenn er beleidigt wird. Er ist nachtragend und in der Liebe soll er nicht besonders treu sein.»
    «Oh!»
    «Reim dir jetzt nur nichts zusammen.»
    Ferrari verlangte nach der Rechnung.
    «Du bist mein Gast, Skorpion.»
    «Danke, Löwe.»
    Zehn Minuten später standen sie an der Tramhaltestelle. Ferrari tastete seinen Rücken ab. Scheint alles in Ordnung zu sein. Er hatte den Satz gerade zu Ende gedacht, als Nadine ihm einen leichten Schlag versetzte.
    «Spinnst du?!»
    «Ein kleiner Klaps auf die Nieren, damit das Horoskop der ‹SI› auch wirklich stimmt.»

7. Kapitel
    Die Fahrt mit dem Tram dauerte nur wenige Stationen, doch für Ferrari fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Denn am Burgfelderplatz war ein feuchtfröhliches Wandergrüppchen eingestiegen. Die Wandervögel eckten mit ihren Rucksäcken überall an, natürlich unabsichtlich.
    «Super! Genau das, was ich brauche. Ein proppenvolles Tram und dreissig stinkende, besoffene Ausflügler.»
    «Hm, vielleicht wirds nicht so schlimm», verteidigte Ferrari seine Entscheidung, auf die Porschefahrt zu verzichten, halbherzig. «He! Können Sie nicht ein bisschen aufpassen?! Das war mein Fuss da unter Ihrem Wanderstiefel und Ihren Rucksack nehmen Sie am besten in die Hand, bis Sie sich zu einem freien Platz durchgezwängt haben. Es gibt auch Mitmenschen, falls Sie diesen Umstand vergessen haben.»
    «Entschuldigung», murmelte der Mann betreten.
    «Ist doch nur halb so schlimm, Francesco! Der Herr mit seinem Megarucksack kann sich ja auch nicht in Luft auflösen.»
    Der Mann sah Nadine dankbar an.
    «Danke für Ihr Verständnis. Es ist halt verflucht eng hier im Tram.»
    «Ich bitte Sie, das ist selbstverständlich.»
    «Wir waren eine Woche unterwegs. Unser Verein, besser gesagt die Veteranengruppe des TV Rotholz, veranstaltet immer im November eine Wanderwoche. Dieses Mal waren wir im Jura.»
    Ferrari wehrte erneut einen Rucksack ab. Das war wohl eher eine Wildniswanderung weitab jeglicher Zivilisation, denn die Gruppe stank wie die Pest! Zudem, ein echter Wanderer verzichtet auf eine Tramfahrt und wandert bis ans bittere Ende. Aber natürlich diese stinkenden Schmalspurfritzen nicht, die fahren mit dem Tram. Ausgerechnet dann, wenn wir unterwegs sind. Ferrari haderte mit seinem Schicksal.
    «Sie kommen aus Bern?», wandte sich der Mann an Nadine.
    «Aus Muri bei Bern.»
    «Nein! Was es doch für Zufälle gibt. Meine Frau kommt ebenfalls aus Muri. Wir sind so vier oder fünf Mal pro Jahr dort. Margrith besitzt noch ihr Elternhaus in Muri», sagte es und schlug Ferrari

Weitere Kostenlose Bücher