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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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retten. Es kam sowieso ganz anders, denn jetzt fing es erst richtig an. Zuerst merkten wir gar nicht, was das für hinterhältige Schweine sind. Es ging um mehrere Aufträge hier im Quartier, die Überbauung am Baselmattweg und das neue Zentrum am Wasgenring. Wir Quartierhandwerker schlossen uns zu einem Konsortium zusammen und wir lagen gut im Rennen. Bei der Überbauung am Baselmattweg erhielten wir sogar vom Architekten den mündlichen Zuschlag. Wir feierten hier bei mir den grossen Auftrag. Dann rief mich Studer an und teilte mir trocken mit, dass jemand anders berücksichtigt wurde. Ich verstand die Welt nicht mehr. Auf meine Fragen wollte er nicht näher eingehen. Ich hätte die Tatsachen zu akzeptieren, meinte er herablassend. Mann, war ich sauer, stinksauer. Ganz offenbar hatte ihn ein anderes Konsortium geschmiert, zumindest glaubte ich das am Anfang.»
    «Studer ist der Architekt?»
    «Ja. Die Büros liegen gleich hier um die Ecke.»
    «Haben die etwas mit Yvo Liechti zu tun?»
    «Damals sah ich keinen Zusammenhang, denn Liechti ist ein ganz anderes Kaliber. Der Stararchitekt baut auf der ganzen Welt. Das hier sind für ihn nur Peanuts. Aber lassen Sie mich zu Ende erzählen. Es ging ja noch um den zweiten, weit grösseren Auftrag, den wir dringend gebraucht hätten. Die Geschäfte laufen momentan alles andere als rosig. Nach der ersten Schlappe informierte ich mich natürlich, wer für was in der Sekte zuständig ist. Da bin ich eben auch auf Yvo Liechti gestossen. Sitzt der doch tatsächlich im Stiftungsrat dieser Sekte! Also, beim Zentrum am Wasgenring hatten wir echt gute Karten, denn wir liessen unsere Beziehungen spielen. Hans Obrist, der Elektriker unserer Truppe, ist mit dem Architekten Peter Gloor verwandt. Und der habe mit Sicherheit nichts mit Yvo Liechti zu tun, wie mir Hans versicherte. Die Zeichen standen also gut. Peter Gloor zeigte seinem Schwager sogar die Konkurrenzofferten …»
    «Sehr seriös!»
    «Klappern gehört zum Handwerk, Frau Kupfer. Die anderen sind auch nicht zimperlich. Wir passten dann unsere Preise ein wenig an. Da konnte nichts mehr schiefgehen. Und dann kam die Absage wie aus heiterem Himmel.»
    «Und Sie vermuten, dass Liechti seine Hände im Spiel hatte?»
    «Wer denn sonst? Wieder erhielten wir die gleiche Antwort, anderes Konsortium … Alles Blabla. Die Informationen von Hans waren falsch. Bestimmt gibt es eine Seilschaft zwischen Gloor und Liechti. Und wollen Sie wissen, für wen man sich entschieden hat?»
    «Da bin ich jetzt aber gespannt.»
    «Für diejenigen, die um zehn Prozent teurer angeboten haben. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Welcher Geschäftsmann, verdammt noch mal, entscheidet sich für die teurere Offerte?»
    «Vielleicht traute man Ihrem Konsortium den Bau nicht zu.»
    «Darüber diskutierten wir nächtelang.»
    «Um was für ein Zentrum handelt es sich denn genau?»
    «Es ist ein kleines Einkaufszentrum fürs Quartier, fürs Quartier!», Mangolds Stimme überschlug sich. «Man muss wissen, unser Konkurrent kommt aus St. Gallen. Nichts gegen die Ostschweiz, doch jeder klar denkende Mensch würde den hiesigen Handwerkern den Zuschlag geben, von wegen positivem Einfluss und so.»
    «Müsste man eigentlich meinen. Wie heisst der Investor?»
    «Holzer Invest.»
    «Kenne ich nicht», murmelte Ferrari. «Aus Basel?»
    «Die sitzen in der Hardstrasse.»
    «Und Sie vermuten, dass die Nostramos dahinterstecken?», setzte Nadine erneut nach.
    «In diesem Punkt bin ich mir absolut sicher. Seit wir gegen die Sekte vorgehen, verlieren meine Kumpels und ich alle wichtigen Aufträge. Das kann kein Zufall sein. Unmöglich.»
    «Nun ja, die Zeiten werden immer härter. Das ist eine Tatsache.»
    «Beweisen kann ich es nicht, Herr Kommissär. Aber ich bin sicher, dass das Dreckspack dahintersteckt. Die wollen uns fertigmachen. Dieser Nostramo war nicht so harmlos. Das System hat Methode.»
    «Noch eine Geschichte?»
    «Unsere Gruppe arbeitet schon lange zusammen. Eine ideale Kombination. Wir kaufen Bauruinen auf oder Objekte, die saniert werden müssen. Jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei. Anschliessend verkaufen wir die Liegenschaften. Nur, das funktioniert jetzt auch nicht mehr. Sobald wir an einer Liegenschaft dran sind, tauchen die Nostramos auf und diese Schnepfe von der Bank …»
    «Andrea Grossen?»
    «Genau die meine ich. Zu guter Letzt kommt dann noch dieser geschniegelte Notar und besiegelt die Verträge. Die kaufen alles im Quartier auf,

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