Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
unterstützen wollen.»
    «Nicht gerade die feine Art.»
    «Oh, oh! Lassen Sie mich ausreden, Frau Kupfer. Wir unterstützen alle vorgeschlagenen Projekte, hinter denen mehr als fünfundsiebzig Prozent der Gönner stehen. Bisher mussten wir nur einen einzigen Vorschlag zurückziehen und das war unser Fehler. Wir haben das Projekt daraufhin anders konzipiert und im nächsten Jahr erneut vorgetragen. Dann ging es locker durch.»
    Ferrari genoss es sichtlich, dass seine Kollegin aufgelaufen war.
    «Vielen Dank für Ihre Ausführungen, Herr Schwegler. Ich hätte noch zwei etwas heiklere Fragen. Wie stehen Sie persönlich zum Wirken von Arian Nostramo?»
    Schwegler kaute lange auf seiner Unterlippe.
    «Eine wirklich heikle Frage. Klipp und klar heraus?»
    «Mir wäre es sehr recht.»
    «Arian hatte Charisma. Er war ein guter Mensch und ein Menschenverführer im positiven Sinn. Ich glaube nicht, dass er irgendjemandem damit schadete. Die Leute hingen ihm an den Lippen und taten, was er ihnen sagte. Nicht nur der kleine Mann auf der Strasse. Sie glauben gar nicht, wie viele prominente Persönlichkeiten sich um ihn scharten. Aus dem Showbusiness, aber auch aus der Wirtschaft und der Politik.»
    «Die Jünger des Arian Nostramo!»
    «Spotten Sie ruhig, Frau Kupfer. Wenn Sie ihn live erlebt hätten, würden Sie Ihre Meinung ändern. Wo er auftauchte, ging die Sonne auf oder anders formuliert, dort, wo er stand, war der Mittelpunkt des Universums.»
    «Und die Antwort auf meine Frage?»
    «Mir ist und war dieses pathetische Geschwätz, dieses aufgesetzte Gesäusel vor der Kamera immer ein Gräuel.»
    «Hm!»
    «Sie scheinen von meiner Antwort nicht begeistert zu sein, Herr Kommissär.»
    «Der Kommissär war ein Anhänger von Arian.»
    «Das gehört wohl nicht hierher, Nadine.»
    Schwegler lachte.
    «Das hätte ich nicht gedacht. Sehen Sie, Frau Kupfer, sogar logisch denkende Menschen wie ein Kommissär der Kriminalpolizei waren Arian verfallen.»
    «Wenn Sie nicht an den Humbug glauben, weshalb machen Sie den Mist dann überhaupt mit?»
    «Mist würde ich nicht sagen, auch Humbug ist ein zu starkes Wort. Arian war ein guter Mensch, nahm sein Gegenüber ernst und hat wirklich vielen geholfen. Wenn Arian etwas aussprach, wurde er gehört. Doch war es die Mutter, der Vater oder ein Freund, der das Gleiche riet, verfehlte es oft seine Wirkung. Das war Arians Verdienst. Weshalb ich mitgemacht habe? Ganz einfach. Schauen Sie sich den Jahresbericht an. Wir konnten im letzten Jahr dank Arian drei sensationelle Projekte unterstützen. Das ist mein Antrieb.»
    «Arian war sozusagen das Mittel zum Zweck. Wusste er, wie Sie denken?»
    «Ja. Als er mich bezüglich des Stiftungsrats anfragte, habe ich offen und ehrlich mit ihm geredet. Er lachte nur, meinte, ich würde eines Tages die Wahrheit erkennen, nämlich dass er auserkoren wurde, um den Menschen zu helfen.»
    «Aber so ganz selbstlos war er auch nicht. Schliesslich wohnte er in einer Megavilla, fuhr ein Mercedes Cabriolet und hatte Millionen in Form von Aktien. Das hätte er doch alles der Stiftung geben können, und nicht erst nach seinem Tod, so wie er es im Testament vorgesehen hat.»
    «In der letzten Zeit war ihm bei seinem Reichtum nicht mehr so wohl.»
    «Wie kommen Sie darauf?»
    «Vor etwa zwei Monaten bat er mich, für seine Villa einen Käufer zu suchen. Ich besitze einen Schlüssel und zeigte sie dann mehreren Interessenten. Bei einer Besichtigung war Arian zufälligerweise da. Ich schnappte am Rande auf, dass er mit seiner Bank telefonierte. Er wollte wissen, wie viel seine Aktien Wert sind.»
    «Haben Sie die Villa verkauft?»
    «Der Vertrag liegt hier unter dem Aktenberg. Der Verkauf hätte diese Woche über die Bühne gehen sollen. Daraus wird nun nichts.»
    Ferrari hörte dem Gespräch mit wachsender Spannung zu.
    «Weshalb wollte er das Haus verkaufen? Haben Sie ihn danach gefragt?»
    «Die Frage konnte ich mir sparen. Er hätte mich nur ausgelacht und wäre mir die Antwort schuldig geblieben. Im Gespräch baute er oft etwas Geheimnisvolles um sich herum auf, das gehörte irgendwie zu seinem Spiel. So hielt er mich und die anderen auf Trab. Darin war er ein Meister. Ich denke seit zwei Monaten darüber nach, was er im Schilde führte.»
    «Und, was glauben Sie?»
    «Er war der Villa überdrüssig. Ich vermute, dass er nicht mehr in Riehen so abgekapselt leben wollte.»
    «Und das Aktienpaket?»
    «Das nervte ihn von Anfang an. Arian hatte immer so seine Phasen,

Weitere Kostenlose Bücher