Das Auge des Sehers (German Edition)
nicht!»
«Sondern?»
«Darüber unterhielt ich mich bereits mit Ihren Kollegen. Wir haben damit nichts zu tun.»
«Wers glaubt!»
«Hören Sie, Frau Kupfer, ich lasse mich auch von Ihnen nicht beleidigen. Genauso wenig wie von dem Pack da vorne. Womöglich gehören Sie auch dazu. Die haben ihre Leute ja überall sitzen.»
Ein durchaus prüfenswerter Gedanke! Ferrari nickte bei den letzten Worten von Mangold. Es spitzte sich langsam zu.
«Gute Taktik, Herr Mangold. Aber ich lasse mich von jemandem, der Selbstjustiz übt, nicht provozieren. Ich habe das Protokoll unserer Kollegen gelesen.
Der Fall wurde eingestellt. Sie können von Glück reden, dass mein Chef und ich den Fall nicht untersucht haben. So leicht wären Sie nicht davongekommen.»
«Ach, leck mich doch am Arsch!»
Mangold durchquerte den Raum und liess sich einen Kaffee raus.
«Das wars dann wohl, Frau Kommissärin.»
«Noch nicht. So leicht gebe ich nicht auf, Francesco … He! Mangold! Das ist auch eine feine Methode. Wenn man nicht mehr weiterweiss, läuft man einfach davon. Typisch Mann.»
Mangold stapfte zum Tisch zurück.
«Ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen», fauchte er Nadine an, die ihn charmant anlächelte.
«Noch eine Geschichte? Wieder ein Märchen oder etwas Besseres?», flötete sie.
«Diese verdammte Brut da vorne, diese schmierigen Drecksäcke sind alles andere als harmlos und verfügen erst noch über ein grosses, ein sehr grosses Beziehungsnetz.»
«War das schon alles, Herr Mangold? Eine magere Geschichte. Wie wollen Sie denn die Sekte konkret loswerden?»
«Die müssen ausgerottet werden. Mit Stumpf und Stil!», schrie Mangold mit hochrotem Gesicht. «Solange die hier im Quartier sind, haben wir keine ruhige Minute mehr.»
«Der Anfang ist ja jetzt getan.»
«Wie … wie meinen Sie das?», stammelte Mangold.
«Na ja, der Oberguru ist ja jetzt aus dem Weg geräumt.»
Für einen Sekundenbruchteil glaubte Ferrari, dass sich Mangold auf Nadine stürzen wollte, die noch immer ganz ruhig dasass. Zur grossen Erleichterung des Kommissärs besann sich der Spengler anders und liess sich auf seinen Stuhl plumpsen.
«Sie … Sie glauben, dass ich etwas mit dem Mord an diesem Nostramo zu tun habe?»
«Ist doch logisch. Wer jemanden spitalreif schlägt und sein Haus verwüstet, der ist auch zu einem Mord fähig.»
«Das … das ist nicht Ihr Ernst?»
Nadine schaute ihn nur an. Sekunden vergingen.
«Gut … wir haben die Bürgerwehr ins Leben gerufen. Und … wir schlugen dem Pack die Fenster ein als Warnung.»
«Und haben Arian vermöbelt.»
«Das waren wir nicht!»
«Wer sonst?»
«Keine Ahnung.»
«Aus wem besteht die Bürgerwehr?», beteiligte sich Ferrari zum ersten Mal am Gespräch.
«Freunde von mir, Leute aus dem Quartierverein, die ebenso denken wie ich. Die Brut macht sich in unserem Quartier breit und unterwandert nach und nach die ganze Stadt. Das lassen wir nicht zu.»
«Arian Nostramo hat keine Straftat begangen. Er versuchte den Menschen zu helfen, er gab ihnen doch nur gute Ratschläge.»
«Es ist nicht dieser Nostramo allein, der mir Angst macht, sondern seine ganze Organisation.»
«Was für eine Organisation?»
«Die zieht sich wie ein Spinnennetz über die ganze Stadt.»
Nadine schüttelte den Kopf.
«Sie glauben mir nicht, Frau Kupfer? Dann will ich Ihnen mal eine Geschichte erzählen. Machen wir aber vorher reinen Tisch. Wie gesagt, ich gebe zu, dass wir die Scheiben eingeworfen haben. Dazu stehe ich. Das sollte ihnen eine Warnung sein. Aber mit dem Anschlag auf diesen Nostramo haben wir nichts zu tun.»
«So weit waren wir bereits. Eine Warnung, dass sie abhauen sollen.»
«Nicht nur das. Eine Warnung, dass wir uns nicht länger alles gefallen lassen.»
«Nun hören Sie aber auf, Mangold. Was haben die Ihnen denn getan?»
«Da kann ich Ihnen eine Geschichte erzählen, Herr Kommissär. Ich unterhielt mich mehrmals mit diesem Nostramo. Und zuerst machte er mir einen vernünftigen Eindruck, doch das war nur Show. Er wollte mich einlullen und wissen Sie was? Es ist ihm sogar gelungen. Wir hatten bereits eine Art Waffenstillstand ausgehandelt. Die Sekte beschränkt sich darauf, übers Fernsehen aktiv zu sein, hört auf, hier im Quartier und in der Stadt Mitglieder zu werben. Im Gegenzug liessen wir sie in Frieden.»
«Heiliger Florian, beschütz unser Haus, zünd lieber andere an», rezitierte Nadine.
«Glücklich war ich darüber nicht, aber wir können nicht die ganze Welt
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