Das Auge des Sehers (German Edition)
weiss, dass es gar keine mehr geben wird.»
«Wann wird es den anderen mitgeteilt?»
«Auf Wunsch von Yvo Liechti erst in zwei Wochen. Er plädierte im Stiftungsrat dafür, die nächsten zwei Sendungen und die Einschaltquoten abzuwarten. Ein kleiner Funken Hoffnung besteht also noch. Wenn Alura einschlägt, gehts weiter.»
«Du bist gut informiert.»
«Arthur ist eine Plaudertasche. Ausserdem kann er mir nichts verheimlichen. Wenn ich es heute nicht erfahren hätte, dann spätestens beim nächsten Mal im Bett.»
«Arthur Schwegler ist dein Partner?»
«Ein hochtrabendes Wort. Eher ein guter Freund, Single wie ich …»
«Er sagte aber, dass er am Tatabend mit einer Freundin im Stadtcasino gewesen ist.»
«So, hat er das. Wahrscheinlich eine Kollegin. Ich glaube nicht, dass neben mir noch etwas anderes läuft.»
«Morgen ist die Beerdigung von Arian.»
«Das gibt einen Auflauf, denn Arians Jünger werden sich nicht davon abhalten lassen, ihren Gott zu beerdigen.»
«Das Ganze sollte doch geheim gehalten werden.»
«Das klingt jetzt aber schon etwas naiv, Herr Kommissär. Glauben sie wirklich, dass so etwas gelingt? Bei Alura läuft das Telefon heiss. Das ist längst durchgesickert. Morgen gibt es ein ungewolltes Staatsbegräbnis. Arthur hat Regierungsrat Leutold informiert, dass es keine Beerdigung im engsten Kreis geben wird.»
Nadines Handy läutete. Nach einer Minute legte sie auf.
«Mangold ist jetzt zurück.»
«Der Spengler?»
«Du kennst ihn?»
«Der hat einen an der Waffel. Total unberechenbar. Er installierte unsere neue Dachrinne. Bei jedem Handgriff fluchte er wie ein Rohrspatz und lästerte voll über die Fernsehsendung ab. Ein Ekelpaket sondergleichen!»
«Er initiierte und organisierte ja auch den Widerstand im Quartier gegen Arian und seine Gemeinschaft.»
«Weil Arian ihm eine fette Beute vor der Nase wegschnappte.»
Ferrari sah die Produzentin verständnislos an.
«Mangold war doch scharf auf das Haus der alten Burckhardt. So viel ich weiss, spielte er jahrelang den Pausenclown für die alte Dame. Er schickte sogar seinen Lehrling zu ihr, der ihr beim Einkaufen half. Und dann vermachte sie Arian ihren ganzen Besitz. Da ist Mangold durchgedreht.»
«Wieso weisst du das?»
«Das erzählte mir dieser Irre selbst. Natürlich nicht genau so, aber ich bin ja nicht blöd. Sein Stift meinte, dass er froh sei, dass die Alte ins Gras gebissen habe. Jetzt müsse er nicht mehr den Einkauf schleppen und so. Übrigens, ich habe die DVDs gemacht. Wollt ihr sie mitnehmen?»
«Das hat sich erledigt. Aber, wenn ich darf, würde ich sie gerne behalten.»
Isabelle Gutmann drückte dem Kommissär eine Tasche mit den DVDs in die Hand.
«Warst du im letzten Jahr bei der Open-Air-Sendung in Birsfelden dabei?»
«Hör mir bloss auf damit, Nadine. Die totale Katastrophe. Ich war dagegen. Livesendungen sind schon an der Grenze, aber dann noch das Ganze unter freiem Himmel! Alle waren stinknervös und dann die Fans, die zu Arian wollten. Ganz geschweige von den Gegnern mit ihren Transparenten und einem Störmanöver.»
«Andrea Grossen und Jason gingen damals die Nerven durch.»
«Ja. Arian war an jenem Nachmittag richtig schlecht drauf, total unkonzentriert. Beinahe würde ich sagen, er fürchtete sich vor der Menge. Jason machte deshalb eine Bemerkung zu Andrea. Die Antwort kam postwendend, und zwar als Ohrfeige. Daraufhin ging Jason auf sie los und Arian dazwischen. Die Premiere der Open-Air-Sendung war dann auch gleichzeitig die Derniere.»
Gleicher Ort, nur etwas später. Der Lehrling erhob sich, als sie kurz nach elf bei Josef Mangold anklopften. Der Wasserhahn tropfte noch immer. Sogar stärker, vermutete Ferrari. Sie setzten sich an den runden Tisch zu Mangold.
«Meine Frau sagte, dass Sie mich sprechen möchten.»
«Es gibt da noch einige Fragen zu klären.»
«Dann fragen Sie. Wenn Sie die Antwort nicht scheuen», kalauerte Mangold.
«Sie bestätigten uns, dass Sie die Nostramo-Gemeinschaft aus dem Quartier vertreiben wollen.»
«Aber nicht mit Gewalt!»
«Dennoch unterhielten Sie sich mehrmals mit Arian Nostramo.»
«Das stimmt.»
«Und Sie vermuten, dass es Arians Schuld ist, dass Sie die beiden Grossaufträge nicht erhielten. Richtig?»
«Ja. Bloss vermute ich das nicht nur, ich bin mir ganz sicher.»
«Was würden Sie dazu sagen, wenn ich die These aufstelle, dass Sie uns und auch Ihren Kollegen gegenüber nur eine Show abziehen?»
«In welcher Beziehung?», tastete sich
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