Das Auge des Sehers (German Edition)
ja, nur nichts über dein Privatleben erzählen. Daran erstickst du irgendwann noch.»
«Wohl eher an deinen hinterhältigen Fragen.»
Der Meister und sein Lehrling waren zu einem Kunden gefahren. Frau Mangold, die einsam im Büro sass und sich mit Belegen herumschlug, wusste jedoch nicht genau, wohin. Sie schwafelte etwas von Notfall und versprach, ihrem Mann auszurichten, dass er Nadine auf dem Handy zurückrufen solle. So entschlossen sie sich spontan, Isabelle Gutmann aufzusuchen. Die Videos benötigten sie zwar nicht mehr, weil inzwischen klar war, dass es sich bei der Gesuchten um Susanne Im Obersteg handelte. Trotzdem, schaden konnte ein Besuch bestimmt nicht und mit etwas Glück tat sich eine neue Spur auf.
«Oha, hoher Besuch. Was verschafft mir die Ehre?»
«Eigentlich sind Sie nur unser Notnagel. Wir wollten uns hier in der Nähe mit jemandem unterhalten, aber er ist ausgeflogen.»
«Kommen Sie rein. Alura und Jason sind da. Wir besprechen gerade die nächste Produktion, eine Sondersendung nach der Beerdigung von Arian. Die von heute Abend haben wir ja gecancelt.»
«Es geht also weiter?», stellte sich Nadine unwissend.
«Ja und nein. Es gibt im Stiftungsrat Einwände gegen Alura.»
«Von wem?»
«Das fragen Sie besser die Stiftungsräte. Ich muss wieder rein. Es dauert nur noch einige Minuten. Dann stehe ich Ihnen zur Verfügung. Hinten in der Küche steht eine Nespresso-Maschine. Bitte bedienen Sie sich.»
Nach wenigen Minuten kamen Alura, Jason und Isabelle Gutmann aus einem der Sitzungszimmer. Alura wandte sich kurz an den Kommissär, um nach dem Stand der Ermittlungen zu fragen. Mehr aus Höflichkeit denn aus wirklicher Anteilnahme, wie es Ferrari schien. Irgendwie seltsam. Wäre nicht echtes Interesse zu erwarten?
«Sieht nicht gut aus für die Sendung. Wir ziehen sie noch bis Ende Jahr durch. Dann ist Schluss», informierte Isabelle Gutmann, als sie allein waren. Nachdenklich nippte sie an ihrem Kaffee.
«Entscheidung des Stiftungsrates?»
«Ja, wenn auch nicht einstimmig. Aber die Sache scheint beschlossen. Alura wird nicht in Arians Fussstapfen treten.»
«Und Jason und Irion?»
«Keine geeigneten Kandidaten, nicht einmal Notnägel. Dritte Wahl sozusagen.»
«Klingt aber ziemlich hämisch, Frau Gutmann.»
«Ich habe bereits mit der Sendung abgeschlossen, Herr Kommissär. Und ehrlich gesagt, möchte ich sie nicht mit Alura, Jason und Irion weiterproduzieren. Alura ist mir … sagen wir eine Spur zu dominant. Sie reisst alles an sich. Irion hat zu wenig Format und bei Jason bin ich mir sicher, dass er sich in einer Leaderposition als ziemlich arrogant erweisen würde. Sie sehen, das Ganze ist alles andere als verlockend.»
«Das traut man dem jungen Mann gar nicht zu.»
«Jason? Doch, doch. Er ist einer von der Sorte, die so richtig zuschlagen, wenn man sie lässt. Immerhin ist er seit einiger Zeit Arians Fussabtreter. Eigentlich logisch, dass er auch einmal in der Sonne stehen will. Vor allem, wenn man ehrgeizig genug ist.»
Interessant. Hatte Arthur Schwegler nicht exakt das Gegenteil erzählt? Er sprach sowohl Jason als auch Irion nämlich jeglichen Ehrgeiz ab, sinnierte Ferrari.
«Damit verlieren Sie Ihren grössten Kunden.»
«Meinen einzigen, Frau Kupfer. Wollen wir uns nicht duzen?»
«Ja, gern. Nadine.»
«Isabelle.»
«Was ist mit dem neuen Kunden, den du besucht hast?»
«Das ging voll in die Hose. Mit ihm wäre ich wahrscheinlich gut ausgekommen, aber bei seiner Partnerin bin ich durchgefallen. Ich bin ihr wohl zu direkt. Somit ist Ende Jahr hier Schluss.»
«Wie geht es weiter?»
«Gute Kameraleute sind gefragt, ich werde mir einen Job suchen. Ob ich mich allerdings noch unterordnen kann, ist fraglich. Einmal sein eigener Chef, immer sein eigener Chef. Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.»
«Die kommen meistens unerwartet.»
«Wenn ihr jemanden kennt, der ein gut eingerichtetes Studio brauchen kann, dann wisst ihr ja, wo ihr eins findet.»
Ferrari sah sich die Bilder an den Wänden an. Beinahe alles Personen, die irgendwann einmal bei Arian aufgetreten waren.
«Vielleicht steige ich in die Werbefilmproduktion ein. Fernsehspots für Migros oder Coop. Sofern ich an die richtigen Leute rankomme.»
«Hat Alura gesagt, dass Ende Jahr Schluss ist?»
«Nein, sie weiss es noch gar nicht. Ich war heute früh bei Arthur Schwegler. Er hat mich vorgewarnt. Eine blöde Situation, dieses Versteckspielen. Wir planen die Sendungen des nächsten Jahres und nur ich
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