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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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etwa. Ob sie im Laden war, wusste keiner, aber alle vermuten es."
"Gesehen hat sie niemand?"
"Sie schwirrt ständig unproduktiv durch die Gegend, heißt es. Man hört sie mehr Schreien, als das man sie ansonsten wahrnimmt."
"Hört sich nicht freundlich an. Am Donnerstag?"
"Da hat man sie nur kurz am Nachmittag gesehen, aber genau kann es niemand sagen. Sie fragt die Mitarbeiter penetrant über Kollegen aus, selbst über deren Familienleben, Liebesleben, die Männer oder Freunde, deren Freizeit im weitesten Sinne. Zu einer Frau ist sie laut geworden, hat die ältere Dame angepöbelt, weil die ihr sagte, sie ließe sich nicht ausfragen. Sie hat postwendend die Kündigung erhalten. Zwei Tage später hieß es plötzlich, die Dame hätte gestohlen. Sagt jemand etwas, was der Schiller missfällt, hagelt es Abmahnungen. In den letzten zwei Wochen hat das jede Mitarbeiterin getroffen. Mit einem der Verkäufer hat sie in der Woche zuvor Sex im Lager gehabt. Als man sie erwischte, ist sie ausgeflippt, hat der Frau mit Repressalien gedroht, falls sie irgendwelche Lügen verbreiten würde."
"Sollen sie zum Arbeitsgericht gehen. Wie ich sagte, die Frau ist ein Eisklotz und scheint Notstand zu haben. Hast du die Adresse der Frau, die man entlassen hat?"
"Schreib ich dir auf."
"Er?"
"Ein unbeschriebenes Blatt. Er ist der Schwiegersohn des alten Schiller´s, ihr Vater. Mehr weiß ich noch nicht, da man ihn hier kaum kennt. Ich habe neue Listen bekommen, konnte aber den größten Teil bereits streichen."
"Wie viel?"
"Ich glaube so vierzig bleiben übrig."
"Oh nein!"
"Doch! Doktor Hansen hat angerufen und ich soll dich daran erinnern, dass am Montag um acht die zwei Neuen kommen. Blutgruppe A positiv, hat mir Holger gesagt. Ihm geht es weiterhin gut und er wird von allen verwöhnt. Frau Schiller hat ihn heute besuchen wollen, und als man sie nicht zu ihm ließ, hat sie Zirkus gemacht, da er nur wegen ihr überhaupt leben würde. Sie habe daher das Recht ihn zu sehen. Hat trotzdem nicht geholfen. Sie haben mir vorhin die ersten Analysen von dem Lütten durchgegeben. Es wurde nur wenig gefunden. Fremde Faserspuren, fremde Hautpartikel. Muss noch ausgewertet werden. Sie gehen von der Mutter aus. Des Weiteren haben sie Krümel an der Decke gefunden. Kekse oder dergleichen. Sie vermuten, dass man den Lütten in einer Tasche transportiert hat. Es wurden dunkle kurze Haare und längere hellbraune Haare gefunden. Ende."
"Erhalten wir eventuell eine DNA der Mutter."
"Handelsüble Wegwerfwindeln, Typ Pampers und irgendwas dahinter. Die Kleidung nichts Besonderes, billig, handelsüblich, ungewaschen, voller Chemie-Rückständen. Die Wolldecke muss bereits älter sein, wurde häufiger gewaschen. Ende."
"Danke. Drinnen oder draußen?"
"Draußen. Das schöne Wetter muss man auskosten."
Sie berichtete weiter, dass die ersten Meldungen bereits im Radio gesendet wurden und nur wenige angerufen hätten, da sie eine Schwangere kannten. Sie habe die ganzen Listen zu einer zusammen- gefasst und alphabetisch geordnet, da es so leichter wäre, einen Namen zu finden. Alle, wo die Frauen noch schwanger seien oder es die Babys gebe, habe sie rot markiert. So könnte man das jederzeit variieren, neue Namen einfügen.
"Was soll ich bloß das nächste Jahr ohne dich anfangen?"
"Montag kommt meine Vertretung."
"Abwarten, was sie für eine ist. Zwei Neue, das kann lustig werden. Mir gruselt es schon."
"Ich bin ja noch ein paar Tage da und nehm dir die Dame ab. Eventuell ist sie ja nett und sogar hübsch, dein Typ."
"Nie mit Kollegen. Bringt nur Ärger."
"Frau Schiller?"
"Das könnte ich mir durchaus amüsant vorstellen", lachte er, während er in seinem Eiskaffee rührte. "Abwarten, wie leicht man sie rumkriegt. Für langes Techtelmechtel fehlt mir augenblicklich die Lust."
"Schaffst du. Sie hat nach dir gefragt, war enttäuscht, dass du nicht da warst. Sie wollte wissen, ob du gebunden bist, wie alt, wo du wohnst und so weiter."
"Hake sie als erledigt ab", erwiderte er lakonisch. Frauen, die so anfingen, lehnte er generell ab, weil die zu sehr klammerten und das wollte er garantiert nicht.
Sie lachte, schüttelte den Kopf, "du bist unmöglich."

Zurück im Büro hörte er den Anrufbeantworter ab, las die Berichte von Andrea, nahm die Liste, hakte die ab, die er besucht hatte, und sah seufzend die Namen, die er noch aufsuchen musste.
Er sprach kurz mit dem Oberstaatsanwalt, brachte ihn auf den neusten Stand, suchte bis zum späten Abend weitere schwangere Frauen

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