Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
Vom Netzwerk:
um, seltsam verdreht. Mir blieb vor Schreck das Herz stehen. Ich hatte ja mit allem gerechnet, aber damit nicht: Nicht, dass es so schnell ging, dass ich so hilflos war, dass …
    Das Geflecht breitete sich jetzt rasend schnell aus und als er die Augen schloss, war ich innerhalb von einer Sekunde bei ihm, sprang sogar über ein Grab, um schneller zu ihm zu kommen.
    Mit zitternden Händen zog ich ihn halb auf meinen Schoß, halb beugte ich mich über ihn. Bei allen Geistern, immerhin atmete er noch.
    „Keelin!“, flehte ich und rüttelte an seiner Schulter. Als er die Lider einen Spalt weit öffnete, packte ich sein Gesicht mit beiden Händen und blickte ihm tief in die Augen. „Ich werde dich nicht sterben lassen“, sagte ich entschlossen und beugte mich zu ihm hinab, um ihn zu küssen.
    Einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Keelin sah das jedoch anders.
    Er drückte mich mit aller Kraft, die er noch hatte, wieder hoch, weg von sich. „Nicht!“ Das klang panisch. „Sei vernünftig, bitte! Ich sterbe und es gibt keine Garantie, dass eine Verbindung mit dir daran irgendetwas ändern würde. Ich würde dich nur mit ins Unglück reißen!“
    Er drückte noch immer mit Gewalt gegen meinen Oberkörper, aber seine Kräfte erlahmten zusehends. Ich zog seine Hand fort und nahm sie in meine. „Keelin, wenn du mir jetzt sagst, dass du mich nicht liebst und dass du lieber sterben willst, weil du ohne deine Frau nicht mehr leben magst, dann lass ich dich in Ruhe. Wenn du mich aber nur nicht lieben willst, um mich vor was auch immer zu schützen, dann werd ich dich jetzt küssen. Also?“
    Bevor er antworten konnte, veränderte sich seine Atmung, ganz plötzlich. Es war, als würde sich sein Brustkorb zusammenziehen. Er bekam keine Luft mehr und krümmte sich unter Schmerzen zusammen. Parallel schoss Blut aus seiner Nase heraus.
    Er konnte nicht mehr antworten, aber ich las es in seinen Augen. Ich küsste ihn.
    Es war ein unbeholfener Kuss, denn eigentlich hatte ich ja nur eine ganz grobe Vorstellung von dem, was man da so machte. In meiner Aufregung küsste ich auch erst mal daneben, aber dann hatte ich es raus, zumindest annähernd.
    Lippen aufeinanderpressen. Konnte ja nicht so schwer sein.
    Ich drückte also meinen Mund auf seinen, betend, bebend, lauschend, erwartend. Doch nichts passierte – außer, dass Keelins Atmung direkt an meinem Mund aussetzte. Ich hörte sein Röcheln und spürte es sogar an meinen Lippen, schmeckte das Blut, das aus seiner Nase quoll.
    Panisch löste ich kurz meine Lippen von seinen, packte sein Gesicht noch fester und blickte ihm in die Augen. Hätte ich besser bleiben lassen: Sein Blick wurde immer leerer, als ziehe er sich in sich selbst zurück.
    Das gab mir fast den Rest.
    Trotzdem presste ich noch einmal meine Lippen auf seine. Wo war der Trick? Wo die Verbindung? Wo die Magie?
    Die Magie!
    Ich riss meinen Kopf zurück und schrie hektisch „Meeha! Meeha! Wo bist du?“ Erst nach etwa zehn Sekunden sah ich, dass sie direkt neben mir saß, diesmal als goldener Fuchs in Meerschweinchengröße. Sie musterte mich aus ihren schimmernden Augen, die so lebendig und zum allerersten Mal in meinem Leben auch irgendwie gütig wirkten.
    Doch ihr Blick machte deutlich: Hier kann ich nichts tun.
    „Nein!“, schluchzte ich entsetzt. Als mein Blick zu Keelin hinunter flatterte, wünschte ich abermals, ich hätte es nicht getan. Sein Anblick war … tödlich. Die Haut wurde wächsern, das Geflecht immer schwärzer. Parallel senkten sich seine Augenlider, trübte sich der Blick ins Unendliche.
    Sein Brustkorb hob und senkte sich nur noch mühsam.
    Ein Atemzug.
    Zwei Atemzüge.
    Er entspannte sich etwas.
    Das Zittern wurde weniger.
    Der Kopf sackte schwer zwischen die weichen Blätter.
    Die Schultern senkten sich.
    Drei Atemzüge.
    Vier Atemzüge.
    Es war der letzte.
    Als der nächste nicht kam, kreischte ich auf und packte ihn am Hemd, um ihn zu schütteln. „Nein, Keelin, bleib bei mir!“, flehte ich. Beim nächsten verzweifelten Kuss fühlten sich seine Lippen jetzt bereits totenstarr an und ich spürte …
    … ich hatte verloren.
    Als ich den Kopf nach hinten legte, weinte ich dicke, heiße Tränen. Ich hätte wohl auch geschrien, wäre mir nicht alle Luft zum Atmen genommen worden. Die grausame Erkenntnis fraß sich wie ein Hackelstümper in mein Rückgrat, doch noch stemmte ich mich dagegen.
    Nein!
    Und während ich meinen Kopf ganz in den Nacken gelegt hatte, den leblosen Keelin auf den

Weitere Kostenlose Bücher