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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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sich bereits in ein Erdhörnchen verwandelt und … buddelte in der Erde.
    „Meeha!“, quiekte ich erschrocken.
    Sie griff ungerührt mit ihren kleinen Nagerpfoten in den Mund, klaubte aus ihren Vorratstaschen eine Nuss und stopfte diese in das Erdloch. Dann buddelte sie die Kuhle wieder zu.
    Ein Wassergeist zischte heran und durchnässte mit einem Platsch den Bereich. Meeha nickte und hüpfte zufrieden zu uns zurück.
    Ich sah sie scharf an. „Was hast du getan?“, fragte ich, aber Keelin griff nun nach meiner Hand und stand auf.
    „Lass sie. Sie ist eine Waldgöttin. Ich glaube, sie segnet diesen Ort, indem sie einen kleinen Wald hier anlegt. Schätze, das machen Waldgöttinnen so.“
    Ich war sprachlos, ließ mich aber von Keelin fortziehen.
    Meeha buddelte derweil auf einem anderen Grab herum.
    Ich hatte eigentlich noch viel zu dieser Situation zu sagen, aber es war nicht der rechte Zeitpunkt. Also hielt ich die Klappe und wanderte nur neben Keelin her.
    Er war angespannt wie ein Flitzebogen, seine Hand verkrampfte sich immer wieder um meine. Dabei ließ er unablässig den Blick über die Gräber schweifen.
    Ich wusste sofort, dass er ihr Grab gefunden hatte, denn er wurde mit einem Mal leichenblass. Außerdem veränderte sich plötzlich etwas in seiner Ausstrahlung. Sie wurde ganz düster und traurig.
    Immerhin ließ er meine Hand nicht los.
    Das Grab seiner Frau lag in einem besonders unordentlichen Quadrat. Hier waren die Erdgeister wohl nicht ganz bei der Sache gewesen, denn die Gräber waren ohne erkennbares System angelegt worden.
    Keelin hatte jedoch nur Augen für ein einziges Grab. Es lag etwas am Rand und war deutlich kleiner als die anderen.
    Als er meine Hand losließ, um hinüber zu gehen, bekam ich es mit der Angst zu tun. Sollte meine Theorie stimmen und Keelin nur hierhergekommen sein, um zu sterben, dann würde der Moment jetzt gleich eintreten.
    Bei allen Geistern: Was hatte ich getan?
    Ich hätte dringend noch einmal mit ihm reden müssen, ihm erneut klarmachen müssen, dass er gebraucht und geliebt wurde, aber dazu war es jetzt zu spät. Er sank bereits vor dem Grab auf die Knie und ich sah an seinen zuckenden Schultern, dass er weinte.
    Mehrere Wassergeister ploppten neben meinem Kopf aus dem Nichts auf. Sie alle betrachteten interessiert das Wasser, das aus Keelins Augen tröpfelte.
    „Lasst ihn in Ruhe“, bat ich sie. Ich sah ihnen an, dass sie gerne eine Runde gespielt hätten. Um meinen Befehl etwas abzumildern, setzte ich noch hinzu: „Aber ich danke euch für eure Arbeit.“
    Dann gab ich mir endlich einen Ruck und ging zu ihm hinüber.
    Was jetzt sagen? Was jetzt tun?
    Als ich mich neben ihn hockte und endlich sein Gesicht sehen konnte, erschrak ich. Er war blasser als jemals zuvor und auf seiner rechten Wange bildete sich ein ähnliches krankhaftes Geflecht, das ich bereits bei Tristan gesehen hatte.
    Die Vorboten des Todes!
    Ich wagte es nicht, ihn zu berühren. Ich saß einfach nur neben ihm und starrte das Grab seiner Frau an. Wie war sie wohl gewesen? Nett, lustig, freundlich? Oder doch eher streng, ernst und ehrenhaft?
    Ganz bestimmt war sie bezaubernd gewesen, immerhin war sie ja Keelins Frau gewesen. Seine Geliebte. Seine … würg.
    Ein dunkler Sturm legte sich auf mein Herz, ein Gefühl, das ich noch nicht kannte: ein Brennen zwischen Hass und Zorn. Ich brauchte eine Weile, um es als Eifersucht zu erkennen. Ein wirklich unangenehmes und fremdes Gefühl.
    Aber ich spürte noch mehr: Entschlossenheit zum Beispiel. Denn egal, wer diese Frau hier gewesen war, sie bedrohte durch ihren Tod auch Keelins Leben.
    Ich wollte ihn aber nicht verlieren. Niemals. Und dafür würde ich alles tun.
    Doch so sicher ich mir bei diesem Gedankengang war, so sicher war auch etwas anderes: Keelin verlor gerade sein Leben, mit jedem Herzschlag, mit jedem Atemzug ging etwas von seiner Kraft verloren.
    Mein Herz begann, vor Panik zu rasen, bis es mich geradezu würgte. Ich war kurz davor, auszurasten, da sprach Keelin plötzlich die ersten Worte, seit wir in Alkamir angekommen waren. Sie ließen mir die Haare zu Berge stehen:
    „Ich kann sie spüren, die Reste ihrer Magie“, sagte er leise. „Aber sie ist schon sehr weit weg.“ Er machte eine lange Pause, in der ich noch panischer wurde, sprach dann aber doch wieder weiter.
    „Ich habe sie vergessen, weißt du? Der Wolf in mir, der hat sie einfach ausradiert, um weiterleben zu können. Er wollte nicht sterben. Seine Magie ist etwas anders

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