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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Knien, die Augen fest geschlossen, mit Tränen nassem Gesicht, spürte ich sie.
    Die Geister.
    Doch diesmal waren sie näher. Viel näher.
    Als ich die Augen öffnete, schwebten an die tausend Luftgeister keinen Zentimeter über meinem Gesicht, dicht gedrängt.
    Sie waren verunsichert, verwirrt und ängstlich – aber auch äußerst neugierig und besorgt.
    Dann setzte sich der erste Luftgeist auf meine Nase. Es war ein besonders dickes Exemplar, aber auch ein besonders mutiges. Es strich mir beruhigend über die Haut, während ein Geist nach dem nächsten seinem Beispiel folgte.
    Unter meinen Knien spürte ich, wie sich die Erdgeister an mich drängten und an meinen Wangen rutschte der erste Wassergeist, umhüllt von meiner Träne, in meinen Kragen.
    „Helft mir!“, flüsterte ich.
    Genau das taten sie dann auch.
    Es ist schwer zu beschreiben, wie die Magie der Elementargeister wirklich funktioniert. Sie sind einfach das, aus dem jedes Geschöpf der Welt gemacht ist, ein Teil von ihnen. Und wenn sie wollen, dann können sie auch zu diesem Teil werden, eins werden mit dem Kranken und ihn wieder zusammenfügen, wenn nötig.
    Auch auf Keelin ließen sie sich nieder, dicht an dicht, Millimeter an Millimeter. In meinem Kopf formten sich klare Anweisungen, die nur indirekt von den Geistern selbst, sondern vielmehr tief drinnen aus mir heraus kamen.
    Die Magie hatte mich gefunden.
    Wie in Trance beugte ich mich noch einmal über Keelin, über diesen toten Körper. Dann legte ich abermals meine Lippen auf seinen Mund, zog ihn eng in meine Arme.
    Eigentlich tat ich nichts anderes als bei den erfolglosen Versuchen zuvor – und doch hätte es nicht unterschiedlicher sein können.
    Denn diesmal war die Magie mit dabei.
    Sie zog mich in ihn hinein und ihn in mich, erst tastend, dann immer heftiger. Einen kurzen Moment bekam ich Panik, weil ich die Orientierung verlor, aber dann fand ich ihn.
    Ihn. Den Mar. Den Wolf. Seine Magie und all die Wunden, die ihr zugefügt worden waren.
    Die gekappten Enden zu seiner Frau waren traurige, dunkle Fäden, die abrupt endeten und hilflos herum waberten, ziellos suchend und blutend. Die Magiestränge des Wolfes waren bunt und voller Leben, während die Magie des Mar ein ruhiger, blauer Fluss war.
    Natürlich stürzte sich als erstes der Wolf auf mich. Seine Magie durchdrang mich, umwickelte meine eigene, machte unsere Magie zu einem einzigen, unzerstörbaren Band.
    Der blaue Fluss des Mar war da hingegen schon deutlich vorsichtiger. Kein Wunder: Aus ihm heraus staken Tausende der dunklen Fäden, durch die er sich früher mit seiner Frau verbunden hatte.
    Ich musste ihn schon ein bisschen locken und einladen, damit er sich uns näherte.
    Im ersten Moment schreckte er vor dem quirligen Wesen des Wolfes zurück, vielleicht auch vor mir, doch dann reckte er sich, streckte sich …
    Ich ergriff ihn und zog ihn zu uns, in unser Band hinein, umschlang ihn mit allem, was ich hatte: mit meiner Magie, meinem Körper und meiner Seele - und als ich dann vorsichtig zupfte, löste sich das blaue Band tatsächlich von den vielen toten Fäden, die ihn fast in den Tod gerissen hätten.
    Das Band war frei für uns. Klar, dass wir es sofort für uns vereinnahmten.
    Mit Hilfe der Magie teilte ich ihm alles mit, was ich in Worten nicht fassen konnte: dass ich ihn, den Mar, den Wolf, liebte. Dass ich ihn nicht gehen lassen würde. Dass ich um ihn kämpfen würde.
    Dass wir eine Familie waren. Ein Band. Ein Herz.
    Und ich zwang seins, wieder zu schlagen. Mit all meiner Kraft und meiner Magie.
    Anfangs war es mühsam, ich musste es erst überreden und daran erinnern, was eigentlich seine Aufgabe war.
    Aber dann tat es einen Schlag.
    Dann den nächsten.
    Und ich flüsterte ein ums andere Mal: „Komm zurück zu mir! Zurück zu mir!“
    Das brachte mich dann auch wieder zurück in meinen Körper. Abrupt. Fast grausam. Gerade noch in der Magiewelt gefangen, in diesem surrealen schwarzen Raum mit den Farbsträngen, war ich in der natürlichen Welt etwas orientierungslos.
    Meine Lippen lagen noch immer auf Keelins, so, als würden sie dorthin gehören. Seine Lippen waren weiter kühl und hart und reglos, aber ich spürte seinen Herzschlag an meiner Brust und das Heben und Senken seines Körpers.
    Ich wollte gerade meine Lippen von seinen lösen, da spürte ich es.
    Ein winziges Zucken am rechten Mundwinkel, ein Lupfen eines Lides.
    Dann erwiderte Keelin meinen Kuss.
    Heftig, intensiv… und... kein bisschen

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