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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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haben bei uns zu Hause auch einen solchen Baum. Er ist unser Herzstück, das Wichtigste überhaupt, denn er verbirgt uns vor den Menschen, indem er einen undurchdringlichen Nebel erschafft. Nur Magiewesen können durch ihn hindurchgehen.“
    Während er erzählte, umschlang er mich und drückte mir dann einen Kuss auf den Nacken. Meine Haut kribbelte vor Begeisterung.
    „Ich wusste nur nicht, dass Waldgöttinnen ihn pflanzen. Meeha hat uns eine große Ehre erwiesen, indem sie ihn hierhergesetzt hat. Vielleicht kann er ja die Schrecken aus der Erde tilgen.“ Er klang ein bisschen traurig, aber auch hoffnungsvoll.
    Ich sah ihn an. „Wie geht es dir?“
    „Besser.“ Er verstummte kurz und blickte zu Mahedans Grab herüber. Auch bis hierher waren die Wurzeln gekommen. „Ich bedauere sehr, ihn getötet zu haben. Er war ein starker Kämpfer, ein guter Krieger, einer mit Prinzipien. Es ist eine Schande, dass ihn gerade diese Prinzipien in den Tod getrieben haben.“
    Ich drückte seine Hand, um ihm Trost zu spenden. Dass ich Mahedan für das größte Arschloch auf Erden hielt, erwähnte ich nicht. Keelin hatte ihn länger gekannt und sicherlich auch andere Seiten an ihm geschätzt.
    Außerdem war er tot.
    Aber eigentlich hatte ich nicht ausschließlich den Kampf mit Mahedan gemeint, als ich nach seinem Befinden fragte. „Und wie geht es dir, jetzt, wo du wieder alles weißt?“ Mit dem Kinn nickte ich zum Grab seiner Frau.
    Wieder wurde Keelins Blick dunkler, aber er straffte sich. „Ich fühle mich gut. Erstaunlich gut. Ihre Magie hat mich verlassen und das macht mich sehr traurig. Aber gleichzeitig bist da jetzt du …“ Er grinste etwas verlegen. „Und das wiederum macht mich sehr glücklich.“ Er hob die Hände und strich mir über die Wangen. „Und wie geht es dir?“
    Ich strahlte ihn an und musste gar nicht mehr antworten. Keelin lächelte, sah mich dann aber streng an. „Du hättest das eigentlich nicht tun sollen. Es hätte auch schiefgehen können. Du hättest sterben können!“
    „Hätte, hätte … ich bin ja nicht tot und du auch nicht. Das ist alles, was zählt.“
    Er blickte auf das Grab seiner Frau, das jetzt kaum noch zu erkennen war. Der Feuergeist, der es bis dahin bewacht hatte, wirkte ein bisschen ratlos. „Sie hätte auch nicht gewollt, dass ich mit ihr sterbe. Niemals.“ Er fuhr sich müde mit der Hand durchs Gesicht und holte tief Luft. „Der Wolf in mir ist jetzt zur Ruhe gekommen. Ich glaube, ich könnte mich jetzt wieder verwandeln, ohne dass ich mich verliere. Aber das probier ich lieber erst später aus.“
    Er stockte ein bisschen, als er zu mir herüber blickte. Ich runzelte irritiert die Stirn. „Was?“
    „Es ist nur … du schwebst, Aeri. Etwa zwei Zentimeter über dem Erdboden. Und deine Haare sind jetzt violett.“ Er nahm eine Strähne und fuhr mit dem Finger durch sie hindurch.
    Tatsache. Violett. Und ich schwebte tatsächlich ein Stück über dem Erdboden. Unter mir kicherten die Luftgeister.
    „Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen“, sagte ich grinsend. Er stöhnte.
    „Solange du nicht so schnell redest und so hektisch wirst wie Liah.“
    Bei dem Gedanken an Liah zog sich etwas in mir zusammen und ich ahnte: Er hatte wieder alles vergessen. Bei dem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut. Sofort sprang mein Verdrängungsmechanismus an und ich tröstete mich mit dem Gedanken: später.
    Erst mal musste das mit dem Schweben aufhören. Da wurde ich ja ganz wuschig. Ich wollte gerade etwas zu den Geistern sagen, da setzten sie mich auch schon sanft ab, fast ohne dass ich es mitbekam.
    Okay. Ich schien gedanklich mit ihnen verbunden zu sein. Irgendwie unheimlich.
    Keelin hatte mich beobachtet und lächelte, als er mein verdutztes Gesicht sah. „Du wirst schon dahinter kommen, was es heißt, eine Elementarmagierin zu sein. Ganz bestimmt. Zur Not finden wir es gemeinsam heraus.“
    Er nahm meine Hand, bückte sich noch ein letztes Mal zum Grab hinunter und sagte leise: „Ich liebe dich. Ruh in Frieden!“ Dann zog er mich mit sich fort.
    Ich ließ mich bereitwillig ziehen, pfiff aber lieber noch nach Meeha. Sie turnte den Elementarbaum hinunter und hüpfte als Eichhörnchen auf Keelins Kopf. Von dort oben winkte sie ihrem Baum zum Abschied fröhlich zu. Es war ein verrücktes Bild.
    „Und wie kommen wir jetzt wieder zurück?“, fragte ich müde, denn jetzt, wo das Schlimmste überstanden war, spürte ich meine müden Knochen und die wunden Füße. Außerdem

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