Das Band der Magie
ein paar Mal tief durch, zitterte aber trotzdem noch. Nur, dass es diesmal nicht vor Wut war, sondern wegen seiner Nähe. Er war zurück. Keelin.
Und er war mein.
Zumindest solange, bis Mahedan IHN nicht in Stücke hackte.
„Er wird dich zum Kampf fordern!“
„Ich weiß. Keine Sorge. Ich bin ziemlich gut im Zweikampf.“
Das wusste ich bereits, hatte es ja bereits mit eigenen Augen gesehen. Dennoch …
Ich wollte gerade etwas entgegnen, da legte mir Keelin seinen Zeigefinger auf die Lippen. Ich erwartete jetzt etwas Erhabenes zu hören, aber stattdessen sagte er: „Du hast da einen Wassergeist auf deinem Kopf sitzen!“
Ich lächelte gequält.
Keelins Blick wanderte zu meiner Schulter. „Und da sitzt noch jemand. Ein Klumpen Erde. Schätze, das ist ein Erdgeist?“
Ich nickte und flüsterte: „Die Geister haben mich gefunden.“
Fast ehrfürchtig strich Keelin mir durch meine mittlerweile bunten Haare. Sie knisterten, weil die Geister sie aneinander rieben und vor Keelins Hand davon huschten. „Du hast mich gerettet“, flüsterte er. „Du hast dich der Geister als würdig erwiesen.“
„Die Geister haben dich gerettet“, erwiderte ich bockig. Keelin runzelte die Stirn und ich knickte ein. „Na, gut. Vielleicht war ich dabei auch beteiligt. Aber, Keelin, das nützt alles nichts, wenn Mahedan dich jetzt tötet!“
„Das wird er nicht!“ Mit diesen Worten löste er sich von mir und drehte sich um. Die folgenden Worte ließen mich innerlich gefrieren: „Mahedan. Ich fordere dich hiermit zum Kampf. Deine Stärke gegen meine. Du kennst das ja.“
Zu der Wache sagte er: „Pass auf sie auf, damit sie keine Dummheiten macht!“ und zu mir: „Es wird mir nichts passieren, Aeri. Glaube mir!“ Er hatte wohl nicht vorgehabt, mich noch einmal zu umarmen, aber dann zog er mich doch noch einmal an sich heran, kurz und fest, und küsste mich heftig auf den Mund.
Er schmeckte atemlos und süß und nach Abschied.
Ich versuchte, tapfer zu sein, aber mein Herz raste.
„Dir wird nichts geschehen“, flüsterte er dicht an meinem Mund. „Du bist noch nicht meine Ehefrau. Falls etwas schief geht, dann wirst du einige Wochen sehr krank sein, dich dann aber wieder erholen. Du wirst gesund und lebst ein glückliches Leben bei den Mae oder den Asannen. Sie werden auch dann noch bleiben, wenn die Shadun sie verlassen. Geh nicht wieder zurück in deine Hütte, Aeri! Die Einsamkeit würde dich umbringen. Versprich mir das!“
Ich nickte nur, während sich alles in meinem Körper zusammenzog. Fast automatisch wollte ich Keelin noch einmal an mich ziehen, aber er hatte sich aus unserer Umarmung und damit aus meiner Reichweite entfernt. Meine Hand griff ins Leere. Gleichzeitig rückten mir zwei Wachen links und rechts auf die Pelle, bereit, mich aufzuhalten, sollte ich wieder losstürmen wollen.
Doch diesmal blieb ich friedlich. Es hatte ja keinen Sinn. Keelin hatte Mahedan selbst zum Kampf herausgefordert.
So, wie es aussah, hatten die beiden Kontrahenten alles gesagt. Sie riefen ihre Schwerter, indem sie sie aus Luft formten, dann flammte um sie herum der Kreis auf, der sie vom Publikum trennte.
Mahedan führte den ersten Schlag aus.
Ich erkannte sofort, dass er ein ganz anderes Kaliber als Dajun war. Er bewegte sich so flink wie sein Verstand, benutzte fiese Finten und schlug gleichzeitig hart und kräftig zu.
Keelin blieb eine ganze Weile in der Defensive. Zwischendurch bekam ich es ein paar Mal mit der Angst zu tun, denn er wirkte so müde, so kraftlos – und irgendwie auch nicht ganz bei der Sache.
Ich glaube, er wollte Mahedan ganz einfach nicht töten.
Der nächste Schlag hätte Keelin schwer verletzt, wenn er nicht in letzter Sekunde ausgewichen wäre. Die Klinge riss seinen rechten Ärmel auf und hinterließ einen blutigen Striemen. Hätte schlimmer kommen können. Immerhin weckte ihn der Schmerz aus seiner Lethargie – und er griff endlich an.
Keelin war ein eleganter Kämpfer: schlank, aber muskulös, schnell und präzise. Ich erkannte in seinen Bewegungen den Wolf in ihm, die Kraft, aber auch den Mut.
Ganz tief in mir drin wusste ich, dass Keelin diesen Kampf gewinnen würde. Das hieß aber nicht, dass ich mir keine Sorgen machte: Bei jedem Schlag zuckte ich nervös zusammen, sehnte verzweifelt das Ende herbei und hoffte doch, der Kampf möge weitergehen, damit niemand sterben musste.
Doch es kam, wie es kommen musste.
Mahedan war eine winzige Spur zu langsam, vielleicht durchschaute er
Weitere Kostenlose Bücher