Das Band der Magie
ich und der Elementarbaum als Zeuge.“
Meeha knurrte vom Bettende her. „Und Meeha, natürlich! Sie kann deine Trauzeugin sein.“
Ich war verwirrt. Trauzeugin? Was oder wer war das denn? Aber eigentlich war das ja auch egal.
Während mich Keelin mit einer Mischung aus Erwartung, Verlangen und Verzweiflung anstarrte, breitete sich das gewaltigste Lächeln meines Lebens auf meinem Gesicht aus. „Okay!“, flüsterte ich.
„Aeri!“, tadelte Keelin leicht, aber ich sah es in seinen Augen blitzen. „Bei einem Heiratsantrag sagt man nicht okay. Da sagt man ja!“
„Ich liebe dich!“, sagte ich stattdessen, aber auch das schien ihn nicht ganz zufrieden zu stellen. „Ja!“, präzisierte ich daraufhin hastig.
Während er mich vom Bett hochhob, küsste er mich, bis meine Wangen glühten und ich über einen Packen am Boden stolperte. Keelin fing mich auf, schwang sich den Packen auf den Rücken und hob Meeha wie selbstverständlich auf seinen Kopf. Die kleine Hamstermaus klatschte vor Begeisterung in die winzigen Pfoten.
Wir schlichen uns auf Zehenspitzen aus dem Haus, die Treppe herunter, durch das Wohnzimmer auf die Veranda. Dort stand Nasur, das riesige, schwarze Pferd. Es nagte zufrieden an der Verandabrüstung.
„Du hast echt an alles gedacht, was?“, sagte ich und ließ mir von Keelin auf den Pferderücken helfen.
„Das war ich nicht. Das war Brahn. Er ist bei solchen Sachen sehr vorausschauend.“
Das hatte ich schon mal gehört. In Gedanken bedankte ich mich herzlich bei ihm. Keelin nahm die Zügel auf und wendete das gewaltige Tier auf der Stelle. Dann trabte es los, durch das schlafende Dorf hindurch.
Eine einsame Gestalt saß auf einer der Veranden und hob grüßend die Hand. Brahn, der offensichtlich noch auf uns gewartet hatte. Wir winkten ihm kurz zu und ritten weiter, an Liahs Haus vorbei.
Ich spürte, dass sie in den Ästen ihres Baumes saß und uns von hoch oben beobachtete. Auch ihr winkte ich zu, aber ich glaube nicht, dass sie den Gruß erwiderte. Ich konnte ihre Trauer bis hierhin spüren.
Immerhin schickte sie uns ein paar Geister hinterher, die uns jauchzend umschwirrten.
„Was passiert jetzt?“, fragte ich leise, als wir den Rand des Dorfes erreichten und Richtung Elementarbaum ritten.
„Es gibt verschiedene Hochzeitsriten, von pompös bis sehr, sehr schlicht.“
„Ich vermute, wir wählen die sehr, sehr schlichte Variante?“
„Äh … die sehr, sehr, sehr schlichte Variante. Keine Angst, du kannst dabei nichts falsch machen. Es sei denn, du sagst während der Zeremonie, dass du mich nicht liebst. Das wäre schlecht.“
Seine Worte beruhigten ein bisschen meine Nerven, das hieß aber nicht, dass ich nicht vor Aufregung gezittert hätte.
Wer hätte gedacht, dass ich jemals heiraten würde? Und dann noch meinen Wolf?
Wir hielten vor der Stelle an, wo Tristan in der Erde lag. Ein unheimlicher Ort. Während ich den Erdhügel genau beäugte, zog Keelin mich vom Pferderücken und hielt mich einen Moment einfach nur fest.
Wir sahen uns an und waren uns einig: Hier wollten wir definitiv nicht heiraten. Das hatte Keelin wohl auch gar nicht vor. Er beugte sich nur kurz nach unten und berührte die Erde, zog mich dann aber weiter.
„Heute war einer der traurigsten, aber gleichzeitig auch einer der schönsten Tage in meinem Leben“, flüsterte er mir zu. Wir umrundeten den gewaltigen Stamm, sodass ich bald Tristans Grab nicht mehr sehen konnte. Meeha zirpte dem Elementarbaum ein Hallo zu und die Geister verschwanden raschelnd zwischen den Blättern.
Ich war überrascht, wie anders der Elementarbaum von dieser Seite aussah: Hier fielen grün-golden schimmernde Lianen wie Vorhänge von den Ästen, bis hinunter auf den Erdboden. Der Stamm war unter einer dicken Lage Efeu fast ganz verborgen und wir mussten durch einen Blätterteppich waten. Es war, als wären wir in einer anderen Welt gelandet.
Es war auch ziemlich kalt hier. Der Winter war fast angekommen. Ich fröstelte, aber nicht nur wegen der niedrigen Temperaturen. Ich war auch ein bisschen ängstlich.
Keelin warf den Packen Decken einfach gegen den Stamm, nahm dann meine Hände in seine und sah mich feierlich an. „Bereit?“
Ich nickte mit leicht klappernden Zähnen.
Er holte einen winzigen Dolch aus seiner Hosentasche. Ich musterte das Ding misstrauisch.
„Blut ist ein mächtiger Magieträger“, erklärte Keelin. „Keine Sorge: Bei gegenseitigem Einverständnis reicht ein kleiner Tropfen aus.“ Er
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